In der ersten Hauptrunde des DFB-Pokals muss der HSV bei Energie Cottbus beweisen, dass er Dritte Liga kann

Jetzt geht’s los. Mit dem ernsthaften Fußball. Endlich. Der DFB-Pokal steht an diesem Wochenende an, und damit drohen den Erstliga-Clubs auch wieder jede Menge Stolperfallen. Und der HSV ist traditionell einer jener Vereine, der sich im Vergleich David gegen Goliath nicht nur vor dem eigenen Anhang blamiert hat, sondern zum Gespött der gesamten Fußballnation wurde. In diesem Jahr lauert die Gefahr im Stadion der Freundschaft. Klingt eigentlich ganz harmlos, aber in Cottbus hingen die Trauben für die Hamburger schon immer sehr hoch. Auf die nette Tour ging da noch nie etwas. Und diesmal?

Erst einmal konnte der HSV in der Lausitz gewinnen. Das war am 15. Oktober 2008, als Ivica Olic und Mladen Petric trafen. Ansonsten ist die HSV-Bilanz in Cottbus eher mau: drei Niederlagen, zwei Unentschieden. Doch der HSV hat ja extra für das Spiel am Montag gegen einen Drittliga-Club getestet. Am Dienstag gab es in Erfurt gegen Rot-Weiß einen 3:1-Erfolg. Folglich sollte der HSV in der Lage sein, bei einem Drittliga-Vertreter zu gewinnen. Er sollte es zumindest sein. Aber: Wer erinnert sich nicht noch an den VfB Eppingen? Das war am 26. Oktober 1974, die zweite Runde im DFB-Pokal, und für den HSV blamierten sich mit einer sensationellen 1:2-Niederlage folgende Herren bis auf die Knochen: Kargus, Kaltz, Krobbach, Hidien, Björnmose, Memering, Eigl, (Bertl), Mackensen, Sperlich, Reimann, Volkert. Trainer war Kuno Klötzer.

Dem großen Ernst Happel erging es nicht anders. Am 1. September 1984 stand die erste Pokalrunde an, und es gab in Geislingen eine 0:2-Niederlage, die diese Europapokal-Helden nicht verhindern konnten: Stein, Kaltz, Jakobs, Schröder, Rolff (Wehmeyer), Groh, Magath, von Heesen, Milewski, Wuttke und McGhee.

Aber auch in der Neuzeit lief im Pokal einiges schief. Im Achtelfinale am 31. Oktober 2000 in Karlsruhe schonte Trainer Frank Pagelsdorf einige seiner Stars, und schon fuhren Butt, Kientz, Hoogma, Hertzsch, Hollerbach, Kruse (Bester), Doll (Hashemian), Maul, Spörl, Yeboah, und Präger mit einer 0:1-Niederlage gen Hamburg. 2006 erneut eine Erstrundenpleite: Bei den Stuttgarter Kickers verlor am 9. September das HSV-Team mit Kirschstein, Demel, Reinhardt, Mathijsen, Benjamin, de Jong (Mahdavikia), Wicky, Trochowski (Klingbeil), Laas, Ljuboja (Lauth) und Sanogo mit 3:4 nach Verlängerung.

Allerdings, das darf und soll nicht verschwiegen werden, den letzten großen Erfolg des HSV gab es dann doch im DFB-Pokal. Am 20. Juni 1987 gab es im Finale von Berlin einen schmeichelhaften 3:1-Erfolg über den Zweitliga-Vertreter Stuttgarter Kickers. Stein, Kaltz, Jakobs, Beiersdorfer, Homp, Jusufi (Schmöller), von Heesen, Lux, Kroth, Okonski und Kastl taten sich im letzten Spiel von Ernst Happel als HSV-Trainer lange Zeit schwer und siegten glücklich.

Ja, der Pokal. Oft war er aus HSV-Sicht aufregender als gedacht. Das letzte Pflichtspiel auf dem Sportplatz Rotherbaum endete am 19. August 1989 mit einem Erstrunden-Aus gegen den MSV Duisburg, nach der 2:4-Pleite gab es Randale. Am 21. August 2004 gab es ebenfalls eine 2:4-Niederlage in Paderborn, damals pfiff Schiedsrichter Robert Hoyzer, der für eine Wettmafia den Außenseiter gewinnen ließ. Unschön, aber wahr: Nach dem Schlusspfiff spuckten einige Fans die Spieler an.

Blamagen gab es auch in den Jahren 2009 und 2012, als der HSV erst in Osnabrück (5:7 nach Elferschießen) und dann 2:4 beim KSC baden ging. Erinnerungswürdig auch die Tatsache, dass der HSV siebenmal gegen die Bayern im Pokal verlor – und nur zweimal gegen den Rekordmeister „überlebte“.

Dabei geht es im DFB-Pokal um viel Geld. Statt 100.000 Euro erhält jedes Team in Runde eins 40.000 Euro mehr, und in Runde zwei locken 268.000 Euro. Im Vorjahr schieden mit Mönchengladbach, Braunschweig, Nürnberg und Bremen vier Erstliga-Clubs aus – und diesmal? Der klamme HSV sollte nicht zu den Verlierern gehören, denn es wurde ja in Erfurt der Ernstfall geprobt. Mal sehen, ob es geholfen hat.

Dieter Matz, HSVExperte und Blog-Vater („Matz ab“), mit seiner Freitags-Analyse

Die HSV-Kolumne „Matz ab“ finden Sie täglich im Internet unter www.abendblatt.de/matz-ab