Rothenbaum vor guter Zukunft: Nicht nur Zverev begeistert beim Hamburger Tennisturnier

Rafael Nadal – dieser Name hatte vor dem Start des Tennisturniers am Rothenbaum die Berichterstattung dominiert. Nachdem 2013 der Schweizer Superstar Roger Federer 75.000 Fans angelockt hatte, galt Spaniens Sandplatzkönig Nadal als einzig möglicher Heilsbringer. Das Hamburger Traditionsevent brauche ein namhaftes Zugpferd, um im Glanz früherer Masterszeiten erstrahlen zu können, glaubten viele. Und lagen falsch.

Über Nadal, der seine Teilnahme zehn Tage vor Turnierstart absagte, sprach niemand am ausverkauften Schlusswochenende. Dafür war Alexander Zverev in aller Munde, Hamburgs 17 Jahre altes Toptalent. Der schlaksige Teenager spielte sich trotz seiner deutlichen Halbfinalniederlage nicht nur in die Herzen der Hamburger Tennisfans. Zverev lässt vielmehr hoffen, dass im deutschen Herrentennis ein Spieler heranwächst, der an die goldene Ära von Boris Becker und Michael Stich anknüpfen könnte.

Dass er ausgerechnet am Rothenbaum, bei seinem Heimturnier, den Durchbruch schaffte, mag man als glückliche Fügung bezeichnen. Turnierdirektor Stich, der den Youngster seit vielen Jahren berät, hatte jedoch den Weitblick, ihn mit einem Fünfjahresvertrag an das Turnier zu binden. Zverev könnte, wenn ihm der Übergang zu den Profis dauerhaft gelingt, ein echtes Zugpferd für den Rothenbaum werden.

Viel wichtiger ist aber die Erkenntnis, dass das seit 108 Jahren ausgetragene Turnier die mageren Jahre nach dem Entzug der Masters-Lizenz 2008 hinter sich gelassen hat. Nicht nur, dass Stich und seine Partner schwarze Zahlen schreiben. Das Turnier ist wieder in der Lage, aus eigener Kraft Menschen anzuziehen.

Wenn es nun noch gelingt, den Tennissport wieder nachhaltig über das ganze Jahr im Bewusstsein zu verankern; wenn die Diskussionen über die Umgestaltung der Anlage zu einer Lösung führen, die dem wichtigsten deutschen Tennisturnier eine langfristige Zukunft in Hamburg ermöglicht – dann werden die Stars von gestern und heute, aber vor allem von morgen noch viele Jahre am Rothenbaum aufschlagen.