Sommermärchen von Rio bis Hammerbrook. Argähntinien erlebt ein böses Erwachen, und an der Alster erfinden drei Männer das Rad neu.

Am Anfang steht natürlich das Finale. Morgen geht es also gegen Argähntinien, gegen Messi und die müden Männer, die uns Zuschauer mit ihrer 120-minütigen Meditation auf Rasen ja fast narkotisiert haben. Jedenfalls bis zum erfolgreichen Elfmeterschießen gegen die Elftal. Deren Trainer, General van Gaal, ganz liebevoll auch die „Eiserne Tulpe“ genannt, hat gleich nach der Niederlage wenig blumig formuliert, dass seine Holländer jetzt maximal wenig Bock haben auf dieses völlig überflüssige Spiel um Platz drei heute. Das ist absolut nachvollziehbar. Deswegen spielen wir ja auch um Platz eins.

Nach dem historischen Halbfinale gegen Gastgeber Brasilien schwebt die ganze Republik natürlich noch auf Wolke 7 (zu 1) und sehnt sich nach einem Sommermärchen mit Happy End. Und die Chancen stehen nicht schlecht. Erstens ist die deutsche Nationalelf eine „Mannschaft mit geilem Team“, wie unser Lieblingsspieler Thomas Müller so gewohnt treffend sagt. Zweitens: na ja, siehe oben. Argähntinien eben. Drittens ist das deutsche Team auch 1990 gegen die „Gauchos“ Weltmeister geworden. Und Geschichte wiederholt sich manchmal eben doch.

Wie bei den blühenden Landschaften im Osten. Davon hatte man ja auch schon mal irgendwie, irgendwo, irgendwann gehört, bevor unser Bürgermeister Olaf Scholz in dieser Woche mit seinem Hammer-Masterplan, der aber auch für Hammerbrook, Borgfelde, Horn, Billbrook und Billstedt gilt, um die Ecke kam. 20.000 neue Wohnungen sollen im Osten der Stadt entstehen und in Rothenburgsort sogar eine „Speicherstadt des 21. Jahrhunderts“. Schöne Aussicht. Ach, in dieser Adresslage tut sich übrigens auch was. Die Straßen entlang der Alster sollen zu Fahrradstrecken ausgebaut werden. Die sympathischen Drei vom Bezirk (Mitte-Chef Andy Grote, Eimsbüttel-Chef Torsten Sevecke und Nord-Chef Harald Rösler) waren zur Probetour schon mal mit dem Radl da. Fazit: Super Konzept, auch wenn es noch ein paar Ärgernisse gibt – wie den ein oder anderen zu schmalen Weg. So was ist natürlich, um mit Torsten Sevecke zu sprechen, „Mist“.

So oder noch deutlicher sollen manche den Freispruch („Im Zweifel für die Freiheit“) von Ex-HSH-Nordbank-Vorstand Dirk Jens Nonnenmacher alias „Dr. No“ und seinen Bankern kommentiert haben. Deren teils desaströse Fehlentscheidungen, so der Richter, hätten die „Grauzone in Richtung Strafbarkeit“ nicht überschritten. Vor allem ging es vor Gericht um einen absurden Deal namens Omega 55, der sich nach ungesättigter Fettsäure anhört, aber in den Ohren vieler Beobachter eher nach ungesättigter Gier klingt. Aber regen Sie sich nicht auf, das wird morgen Abend aufregend genug.

Falls Ihr Dackel wegen des Finales in Rio auch schon an Schnappatmung leidet, sei auf die Kirchengemeinde Langenfelde verwiesen, die Hunde-Yoga im Angebot hatte. Da wird man dann auch als Herrchen oder Frauchen ganz ruhig und kann nur noch sagen: Wau, alles fließt. Und Klose schießt ... mindestens ein Tor.

Ein weltmeisterliches Wochenende!

Ihre Vanessa