Lizenz gibt den Handballern Chance eines Neuanfangs

Es war wohl etwas voreilig, vor 23 Tagen an dieser Stelle unter dem Titel „Das Ende eines Spielzeugs“ den Abgesang auf den Handball-Sport-Verein Hamburg anzustimmen. Umso mehr sollte man sich nun davor hüten, die Rettung des letztjährigen Champ-ions-League-Siegers zu feiern. Indem es den Lizenzentzug rückgängig machte, hat das Schiedsgericht der Handball-Bundesliga dem HSV lediglich eine letzte, unverhoffte Überlebenschance eingeräumt. Nicht weniger, aber auch nicht mehr.

Jetzt müssen bis Dienstag etwa fünf Millionen Euro aufgebracht werden, was im Handball dem Jahresetat eines Spitzenclubs nahekommt. Unmöglich ist das nicht. Aber der Preis wäre wohl, dass der HSV besagtes Spielzeug bliebe. Andreas Rudolph, der zurückgetretene Präsident und Mäzen, hätte die Finanzkraft, einen solchen Betrag zu stemmen. Nur scheint er nicht mehr gewillt zu sein, einem Verein zu helfen, in dem seine Kritiker inzwischen in der Überzahl sind. Das ist verständlich.

Unverständlich bleibt, warum er den HSV, den er einst vor der Insolvenz rettete und dann mit Millionenaufwand zum deutschen Meister und Publikumsliebling machte, jetzt anscheinend lieber in die Dritte Liga versinken sähe, als auf Anteile und Forderungen zu verzichten und so den Weg für einen Neuanfang frei zu machen. Herrschen, ohne zu teilen, diesem Prinzip der Amtsführung ist der Medizintechnikunternehmer offenbar auch nach dem Rücktritt verpflichtet.

Selbst wenn sich Rudolph noch einmal umstimmen lassen und die überlebensnotwendige Finanzspritze gewähren sollte, wäre die nächste Existenzkrise schon programmiert. Die Vertrauensbasis zwischen dem Verein und dem Medizintechnikunternehmer ist unwiederbringlich zerstört.

Die Zeit für einen Umbruch beim HSV ist reif. In der Dritten Liga fiele er nur ungleich schmerzvoller aus als in der Ersten. Denn ein Lizenzentzug und die damit verbundene Insolvenz würden nicht nur die Existenz des Vereins bedrohen, sondern auch die seiner Mitarbeiter. Dies wenigstens sollte die Beteiligten dazu anhalten, alles für die Rettung zu tun.