Entlastung für Schüler an Hamburger Gymnasien

Ein gutes halbes Jahr haben Lehrer, Eltern und nicht zuletzt Politiker darüber gestritten, ob und in welchem Umfang die Gymnasiasten in Zeiten des G8-Abiturs entlastet werden müssen. Herausgekommen ist jetzt ein vernünftiger Kompromiss, der den Schulen genügend Freiraum für passgenaue Lösungen lässt.

Es ist richtig, wenn Schulsenator Ties Rabe (SPD) jetzt Obergrenzen für die Dauer der Hausaufgaben, die Zahl der Klausuren und wöchentlichen Unterrichtsstunden vorgibt. Wie die Schulen die Hausaufgaben organisieren, konkret: Welche Fächer in welchem Umfang betroffen sind, bleibt ihnen selbst überlassen.

Aber: Eltern, die den Eindruck haben, ihr Nachwuchs werde übermäßig belastet, können sich künftig auf Rabes Verordnung berufen. Deren wesentlicher Vorzug liegt jedoch darin, dass sie das Bewusstsein in Kollegien dafür schärfen kann, dass es Phasen der Überlastung gibt.

Das gilt ganz besonders für die Häufung von Klausuren. Hier wird es in der Tat darauf ankommen, dass sich die Fachlehrer einer Klasse künftig besser absprechen. In der Praxis wird die Festlegung auf Obergrenzen für die Wochenstundenzahl nicht viel ändern. Die meisten Gymnasien halten sie ohnehin jetzt schon ein.

Politisch bedeuten die Entlastungen zweierlei: Senator Rabe, dem manche eine gewisse Sturheit als Charakterzug vorwerfen, hat auf massive Kritik reagiert: Er zog seine ursprünglich viel rigideren Vorgaben zurück und lässt den Schulen nun mehr Freiheit in der Umsetzung. Dafür sollte er nicht getadelt, sondern gelobt werden.

Zweitens: Diejenigen, die grundsätzlich für die Rückkehr zum G9-Abitur sind, werden sich von den moderaten Entlastungen auch nicht überzeugen lassen. Rabes anfängliche Idee, der Volksinitiative „G9-Jetzt-HH“ mit seinem Vorstoß den Wind aus den Segeln zu nehmen, wird nicht aufgehen. Allerdings bleibt anzumerken, dass sich der Wind in dieser leidenschaftlich diskutierten schulpolitischen Frage doch ein Stück weit gedreht hat, nachdem sich sehr viele Schulen und Verbände für den Erhalt von G8 ausgesprochen haben.