Eltern sollten Empfehlung für Schulform ernst nehmen

Viele Eltern haben die Mahnung, es sich mit der Schulwahl ganz genau zu überlegen und ihre Kinder nicht um jeden Preis aufs Gymnasium zu schicken, bisher geflissentlich überhört. Auch zum neuen Schuljahr im August wechseln wieder reihenweise Schüler aufs Gymnasium, deren Leistungen bestenfalls mittelmäßig sind und denen der Grundschullehrer dies ausdrücklich nicht empfohlen hat. Aber auch wenn sie die Warnung von Behörde und Experten in den Wind schlagen, sollten sie die nüchternen Zahlen beeindrucken. Jedes vierte Kind, so lässt sich aus ihnen ableiten, wird es auf dem Gymnasium nicht schaffen. Die wohlmeinende Absicht der Eltern, es ihre Kinder trotz schlechter Prognose einfach mal versuchen zu lassen, bezahlen die Jungen und Mädchen mit einer frühen Erfahrung des Scheiterns. Mit dem Gefühl, immer wieder leistungsmäßig abgehängt zu werden, ein ums andere Mal schlechte Noten nach Hause zu bringen, nicht gut genug zu sein – und dann die Klasse wechseln zu müssen.

Allerdings ist die Entscheidung für viele Eltern auch eine Frage der Alternativen. Haben sie das Glück, eine gute, starke Stadtteilschule in ihrer Nähe zu finden, fällt es leichter, das Kind dort hinzuschicken. Doch das ist längst nicht in allen Stadtteilen der Fall, man möchte – mit viel Hoffnung – sagen: noch nicht. Meiden diese Eltern aber diese Stadtteilschulen, die auch sozial als problematisch gelten, wird es für die noch schwerer, ihren Ruf zu verbessern.

Nachdenklich muss vor allem die Tatsache stimmen, dass der Verbleib der Schüler auf dem Gymnasium offenbar viel mit ihrer sozialen Herkunft zu tun hat, wenn es in Problemstadtteilen 58 Prozent der Jugendlichen nicht auf diese Schule schaffen. Mag sein, dass das mit außerordentlich bildungsbewussten Eltern in diesen Vierteln zu tun hat, wie die Schulbehörde glaubt. Wahrscheinlicher scheint allerdings, dass es für mittelmäßige Schüler sehr schwer möglich ist, sich auf dem Gymnasium zu behaupten, wenn der Abschub von zu Hause fehlt – nicht zuletzt in Form von Nachhilfe. Wenn das stimmt, wäre dieser Befund dramatisch.