Schädlicher Kontrollverlust: Die Reederei Hapag-Lloyd muss ihre Bedeutung für Hamburg behalten

Die Fusion der Hamburger Traditionsreederei Hapag-Lloyd mit dem chilenischen Schifffahrtsunternehmen CSAV nimmt ihren Lauf: Jetzt haben die CSAV-Aktionäre dem Zusammenschluss zugestimmt, als Nächstes sind der Senat und die Kartellbehörden gefragt. Geben auch diese wie erwartet grünes Licht, ist die Hochzeit der großen Containerlinien perfekt.

Wer eine Linderung des allgemeinen Kostendrucks auf das Unternehmen erwartet, sollte allerdings Geduld aufbringen. Der eigentliche Verschmelzungsprozess wird einige Zeit dauern. Und die von den Gesellschaftern erwarteten jährlichen Einsparungen durch Synergieeffekte von umgerechnet 220 Millionen Euro werden sich erst nach und nach einstellen.

Auch der Börsengang geht nicht von heute auf morgen, sondern setzt zwei Kapitalerhöhungen zur Vitalisierung und kosmetischen Aufwertung des Unternehmens voraus. Man sollte nicht vergessen: Dieses Geschäft ist nicht die Fusion zweier vor Kraft strotzender Weltmarktführer. Hapag-Lloyd drücken beträchtliche Schulden, und CSAV hängt am Tropf seiner Eigentümer, insbesondere der chilenischen Luksic-Gruppe.

Besonders groß sind die Herausforderungen für den Hamburger Senat: Er hatte bei der bisherigen, vom Hamburger Konsortium bestimmten Eigentümerstruktur leichtes Spiel, sein Interesse am Erhalt des Frachtaufkommens von Hapag-Lloyd für Hamburg zu wahren. Mit einem starken chilenischen Partner wird der Regierung das schwerer fallen.

Im kommenden Jahr soll der Börsengang folgen, und Mitinvestor Klaus-Michael Kühne spekuliert schon über eine weitere Fusion mit einer internationalen Reederei. Der SPD-Senat muss jetzt sehr genau aufpassen, dass er nicht das verliert, wofür er ursprünglich 2009 bei Hapag-Lloyd eingestiegen war. Und zwar die Kontrolle darüber, dass die Reederei vom Ballindamm ihre grundlegende Bedeutung für den maritimen Standort Hamburg nicht durch Machtverschiebungen verliert. Die Zusicherung, dass die Unternehmenszentrale am Ballindamm bleibt, ist ein erster Schritt. Weitere müssen folgen.