In der Formel 1 hat sich einiges geändert. Für Seriensieger Vettel war das wenig vorteilhaft. Ein Kommentar von Christian-A. Thiel.

Wie hat die Formel-1-Szene noch vor ein paar Monaten gejammert. Seriensieger Sebastian Vettel zerstöre mit seiner Dominanz den Sport, hieß es, immer das gleiche Gesicht auf dem Siegerpodest wolle niemand sehen. Bei einigen Rennen gab es sogar Pfiffe gegen den Weltmeister, nur weil er wieder überlegen gewonnen hatte.

Revolutionäre neue Regeln mit der Rückkehr der Turbomotoren, drastisch beschnittener Aerodynamik und reduziertem Benzinverbrauch sollten die Karten neu mischen. Der neue grüne Anstrich der Formel 1 war zufällig auch eine „Lex Vettel“, die den Multichampion zur Schnecke machte.

Doch so einfach ist die Sache nicht. Gewinne einmal, lieben dich alle, gewinne mehrmals, hassen sie dich – so lautet eine alte Rennsportweisheit. Denn der Grand-Prix-Zirkus ist eine Zweiklassengesellschaft geblieben. Nur die Farbe hat sich geändert: Statt der blau-gelb-roten „Roten Bullen“ rasen nun die Silberpfeile vorneweg. Mercedes hat die technischen Hausaufgaben am besten erledigt. Noch muss abgewartet werden, ob die Konkurrenz den Rückstand verkürzen kann. Ansonsten werden in der Neidgesellschaft Formel1 bald die ersten Forderungen kommen: nach neuen Regeln...

Das beste Argument, das die Silberpfeile haben, ist die Spannung. Denn anders als bei Red Bull, wo fast immer nur Vettel gewann, kämpfen bei Mercedes beide Fahrer, Nico Rosberg und Lewis Hamilton, erbittert um den Sieg. Wenigstens der siegreiche Fahrer steht nicht schon vor dem Start fest. Das Auto schon.