Hartes Nachfragen hat im Fall “Gabriel – Slomka“ nicht geholfen

Hart nachfragen! Diesen Auftrag bekommt schon jeder Journalistenschüler eingeimpft. Aber die Methode führt nicht immer zum Ziel. Jedenfalls nicht, wenn es reine Informationsgewinnung lautet. Rhetorisch geschulte Interviewpartner geben auch auf penetrantes Insistieren selten Geheimnisse preis. Allenfalls verlieren sie die Nerven. Vor allem dann, wenn sie unter extremem Druck stehen.

So ging es Rudi Völler als Teamchef der Fußballnationalmannschaft im Jahr 2003. Nach einem 0:0 in der EM-Qualifikation gegen Island platzte ihm im Gespräch mit Waldemar Hartmann der Kragen. Er könne den Käse von immer neuen und noch tieferen Tiefpunkten nicht mehr hören. Nicht unähnlich war am Donnerstag die Begegnung zwischen SPD-Chef Sigmar Gabriel und ZDF-Moderatorin Marietta Slomka im „heute journal“. Nach tage- und nächtelangen Verhandlungen schmolz Gabriels Neigung, die x-te Nachfrage nach der Verfassungsmäßigkeit einer Mitgliederbefragung weiter ernsthaft zu beantworten, wie Eis in der Sommersonne.

Der faktische Erkenntnisgewinn für die Zuschauer ging in beiden Fällen gegen null. Neben einem gewissen Unterhaltungswert, die solche Szenen bieten, konnten sie aber erfahren, dass es sich sowohl bei Nationaltrainern als auch bei Parteivorsitzenden um Menschen mit Emotionen handelt, die nicht alles mit einem Lächeln oder hohlen Phrasen abbügeln.

„Sie können das alles senden, was ich gesagt habe“ – dieser Satz des CSU-Chefs Horst Seehofer ist im Mai 2012 nach einem relativ entspannten Interview und einem noch entspannteren Nachgespräch mit ZDF-Moderator Claus Kleber gefallen. Der hatte zuvor Slomka zitiert. Sie habe in einer Rede einmal bedauert, dass das, was vor und nach aufgezeichneten Interviews gesprochen wird, immer interessanter sei als das eigentliche Gespräch. Nun konnten die Zuschauer erfahren, was der Bayer vom nordrhein-westfälischen Wahlverlierer Norbert Röttgen und dem Zustand der Koalition hielt. Manchmal hilft eben die Devise „Seid nett zueinander“ weiter als inquisitorisches Auftreten. Selbst wenn der Seehofer-Kleber-Coup inszeniert gewesen sein sollte.