Eine Glosse von Alexander Schuller

Seit in der Nachbarschaft ein paar Rotklinker-Mietshäuser aus den 1950er-Jahren renoviert werden, kann sich das rumänische Ehepaar, das gerade sein Café Moin, Moin an der Saling in Hamm eröffnet hat, über mehr Laufkundschaft freuen. Über fleißige Handwerker, die hier Fofftein machen, weil der Filterkaffee bloß einen Euro kostet und die Brötchen ordentlich belegt sind. Auch Peter und Günther, sie sagen „Peddääh“ und „Günnie“, zwei Elektriker, ruhen sich hier aus.

Neulich brachten sie einen Lehrling mit, Murad, etwa 17 Jahre alt, mit türkischem Migrationshintergrund. „Günnie“ gab ihm einen Tee aus, da Murad, wie er schüchtern bemerkte, keinen Kaffee trinken würde. „Peddääh“ bemerkte, dass der Tee mit 1,30 Euro „unverschämt viel teurer“ sei als der Kaffee, aber dann fläzten sie sich wieder auf die Bistrostühle, tranken ihren Kaffee, kauten Mettbrötchen, rauchten ihre selbst gesteckten Zigaretten und schnackten über den HSV, übers Angeln und über Sebastian Vettel. Murad saß auf seinem Stuhl, trank seinen Tee und hörte höflich zu. Dann standen Peter und Günther ruckartig auf, schlenderten zu ihrem Kleinbus zurück. Der „Kleine“ solle mal „hopphopp“ machen, rief „Günnie“, als er einstieg. Murad sammelte aber erst die Tischreste seiner Kollegen zusammen.

„Peddääh“ hupte schon ungeduldig. Doch auf halbem Weg zum Kleinbus drehte Murad sich noch einmal um und ging zurück, um die beiden Stühle seiner deutschen Kollegen wieder ordentlich an den Tisch heranzustellen. Man sollte die Hoffnung nie aufgeben: Irgendwann werden sich auch Peter und Günther integrieren.