Große Karriere und Familie sind kaum vereinbar

Man kann über Kristina Schröder denken, was man will – aber ihr Rückzug aus dem Familienministerium nötigt Respekt ab. Auf jeden Fall mehr als die Frage, mit der das Hamburger Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ sein aktuelles Gespräch mit der jungen Mutter beginnt. „Frau Ministerin“, heißt es dort, „geht’s jetzt endlich heim an den Herd?“ Geht es nicht, und die Geschichte von Frau Schröder damit zu beginnen ist wenigstens platt, wenn nicht chauvinistisch.

Tatsächlich führt der Schritt der Familienministerin (!) uns zu einem Thema, das unzählige Mütter (und Väter) umtreibt – nämlich der Frage, wie wertvoll die ersten Jahre mit einem Kind sind. Und was man verpasst, wenn man gerade in dieser Zeit der ersten Schritte und ersten Worte nicht genügend Zeit zu Hause verbringt. „Diese besonderen Stunden mit meiner Tochter kommen nie wieder“, sagt Kristina Schröder dazu. Und: „Wenn ich meine gesamte intensive Familienphase so verbringe wie die vergangenen Jahre, werde ich das irgendwann bereuen.“

Das ist wahr, und es aus dem Mund der amtierenden Familienministerin zu hören macht besonders nachdenklich. Fakt ist: Wer glaubt, er könne eine Spitzenposition bekleiden, ohne Abstriche beim Umgang mit den eigenen Kindern zu machen, der täuscht sich sehr. Mag sein, dass die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, wenn auch unter großen Kompromissen, möglich und für alle befriedigend ist. Die Vereinbarkeit von großer Karriere und Familie gibt es nicht, und ob es sie jemals geben wird, ist äußerst fraglich. Das ist die schlechte Nachricht. Die gute: Spitzenpositionen sind, ob in der Politik oder in der Wirtschaft, auf Zeit angelegt, und da reden wir nicht über zehn oder mehr, sondern eher über drei bis fünf Jahre. Soll heißen: Wenn diese nicht deckungsgleich sind mit den Kleinkinderjahren, dann kann man, zumindest langfristig, doch Familien- und berufliches Leben einigermaßen ins Gleichgewicht bringen.

Kristina Schröders Problem in diesem Zusammenhang war schlicht, dass sie zu jung Karriere gemacht hat. Jetzt ist sie erst einmal wieder mehr Mutter – für alles andere ist später noch Zeit.