Hamburg verweigert das Wettrennen um Sportgroßereignisse. Und das ist gut so

Immer wenn sportliche Großereignisse, wie 2012 die Olympischen Sommerspiele in London, anstehen oder jetzt die Universiade im südrussischen Kasan, die Weltspiele der Studierenden, kommt in Hamburg ein wenig Wehmut auf. Schließlich hatte die Stadt mal die Finger gehoben, um Veranstaltungen dieser Premiumkategorie ausrichten zu dürfen. 2003 scheiterte Hamburg bei der nationalen Olympiaausscheidung für 2012 an Leipzig, weil die Mehrzahl der deutschen Sportfunktionäre die reichste Stadt des Landes – trotz des mit Abstand besten Konzeptes – dafür bestrafen wollte, sich jahrzehntelang nicht ausreichend um den Leistungssport gekümmert zu haben. Die Universiade-Kampagne für die Spiele 2015 schien dagegen vor fünf Jahren auf einem aussichtsreichen Weg, als dem CDU/GAL-Senat die Kosten von 150 Millionen Euro doch zu hoch vorkamen. Die Bundesregierung hatte eine angemessene Beteiligung abgelehnt, obwohl die Universiade die faszinierende Möglichkeit geboten hätte, die Elite von morgen in Deutschland begrüßen zu können.

Wie viele Großveranstaltungen Hamburg verträgt, darüber ist in diesen Wochen einmal mehr eine heftige Debatte entbrannt. Sportsenator Michael Neumann hat vor eine erneute Olympiabewerbung der Stadt dann auch eine breite Zustimmung der Bevölkerung gestellt. Feststehende Kosten und vermeintlicher Nutzen klaffen bei der Austragung Olympias allein wegen der immensen Sicherheitsanforderungen immer stärker auseinander. Und das Argument, mit Olympia langfristig mehr Touristen anlocken zu können, zieht inzwischen nur bedingt. Die Übernachtungszahlen in Hamburg steigen ohnehin seit Jahren kontinuierlich. Das ist zum Teil den attraktiven kulturellen, maritimen und sportlichen Angeboten zu verdanken, nicht minder aber der weltweit gewachsenen Mobilität. Heute wird eben weit mehr verreist oder konferiert als vor zehn Jahren.

Die Hamburger Sportpolitik hat sich mit ihrem 2011 beschlossenen Zehnjahresplan darauf eingerichtet, dem Sport in der Stadt einen höheren Stellenwert zu geben, ohne in diesem Prozess für Prestigeveranstaltungen Millionen auszuschütten. Das Wettrennen um Welt- und Europameisterschaften, für die die internationalen Verbände ständig höhere Preise aufrufen, können sich nur noch Staaten leisten, die auf Öl- und Gasvorkommen schwimmen oder deren Gesellschaftsordnung eine freie Meinungsbildung verweigert. Die jüngsten Massenproteste in Brasilien während des Fußball-Konföderationen-Pokals sind ein mahnendes Beispiel, das Augenmaß nicht zu verlieren. Olympia zu holen, koste es, was es wolle, passt nicht mehr in unsere heutige Zeit.

Entsprechend umsichtig bemüht sich Hamburg um kontinentale oder globale Sportevents. Eine Turn-Weltmeisterschaft, deren Austragung für 2019 an Hamburg herangetragen wurde, kostet zwischen sechs und acht Millionen Euro, eine Schwimm-WM, die Hamburg in diesem Sommer hätte durchführen dürfen, 42 Millionen. 2010 lehnte die Stadt die Offerte des Weltverbandes Fina ab, nachdem sie 2009 in der Abstimmung über die WM 2013 Dubai unterlegen war. Die Scheichs hatten ihre teuren Versprechungen wegen der Finanzkrise nicht mehr halten können. Nun wird in diesem Monat in Barcelona im Krisenland Spanien geschwommen. Die Hauptstadt Madrid braucht Werbung für ihre 2020er-Olympia-Ambitionen.

Die Hamburger, das zeigen sie jedes Jahr beim Marathon, dem Triathlon und den Cyclassics, sind als Sportpublikum längst olympiareif. Ob Hamburg wirklich Olympische Spiele braucht, sei dahingestellt. Dass die Olympischen Spiele eine begeisterungsfähige Stadt wie Hamburg brauchen, steht außer Frage. Das Problem ist nur: Das Internationale Olympische Komitee hat dies noch nicht erkannt.