Senat sollte Lehren aus dem Schiffsbrand ziehen

Der gefährliche Brand auf dem Frachter "Atlantic Cartier" Anfang Mai führt erneut vor Augen, dass der Hafen kein Spielplatz ist. Mancher Stadtplaner hat ihn schon dazu machen wollen, zum "gläsernen Hafen", zu einer Art Erlebniswelt - mit Seilbahnanschluss. Die Politik in Hamburg hat das befördert. Der Hafen mitten in der Stadt gehört zur Marke, mit der Hamburg in der Welt für sich wirbt. Spiele und Wohnen am Wasser. Wer so naiv war, zu glauben, im Hafen werde nur Spielzeug aus China umgeschlagen, der ist eines Besseren belehrt worden. In den vergangenen Monaten wurden 22 Container mit radioaktivem Material umgeschlagen. Zuletzt an jenem 1. Mai am O'Swaldkai, nur wenige Hundert Meter von den Luxusapartments in der HafenCity und der Kirchentagseröffnung entfernt. Dieses Mal kam es auf dem Schiff zu einem Brand und beinahe zu einer Katastrophe. Was folgern wir daraus? Müssen Kreuzfahrtterminal, Museumsschiffe und Veranstaltungen wie Cruise Days aus dem Hafen verbannt werden? Natürlich nicht. Aber je mehr sich der Hafen für die Öffentlichkeit öffnet, umso größer müssen die Sicherheitsmaßnahmen sein, mit denen eine Gefährdung der Umwelt ausgeschlossen werden kann.

Die Innenbehörde betont, dass durch das schnelle Eingreifen der Feuerwehr keine Gefahr für den Hafen und die Menschen in der Umgebung bestanden habe. Es seien keine Gefahrstoffe ausgetreten. Und der Hafenkapitän Jörg Pollmann sagt, es seien alle Vorschriften eingehalten worden. Das mag sein. Aber vielleicht ist es an der Zeit, die Vorschriften erneut zu überprüfen. Ein Beispiel: Müssen die Hamburger es hinnehmen, dass die Polizei die Hafenverwaltung nicht im Vorfeld über den Transport des strahlenden und extrem giftigen Uranhexafluorids im Hafen informiert? Die deutsche Politik führt gerade einen Eiertanz auf, um geeignete atomare Zwischenlager zu finden, und im Hafen wird Strahlengut ohne Kenntnis des Hausherren verschifft. Hier könnten Wasserschutzpolizei und Oberhafenamt enger zusammenarbeiten.

Der Senat sollte den Vorfall vom 1. Mai nicht auf die leichte Schulter nehmen.