Männer und Frauen passen nicht zueinander? Tatsächlich gibt es Unterschiede und Gemeinsamkeiten - bei der Wahl der Mordwerkzeuge

Es gibt viele Möglichkeiten, sich mit dem Satz "Männer und Frauen passen nicht zueinander" zu beschäftigen. Eine Möglichkeit ist der Weltfrauentag. Eine andere bieten Kriminalstatistiken.

Im "Zeit"-Magazin gab es neulich eine interessante Grafik: "Wie Frauen und Männer töten". Sie basiert auf einer Statistik der amerikanischen Bundespolizei FBI über Beziehungstaten - mit welchen Waffen Männer und Frauen in den USA zwischen 1997 und 2002 ihre Ehefrau/ihren Ehemann, Partnerin oder Partner ermordet haben. Zu sehen sind verschieden große Kreise mit Tatwaffensymbolen, zum Beispiel Messer, Pistole, Hammer usw. Je häufiger eine Tatwaffe benutzt wurde, desto größer ihr Kreis. Beispiel: Zu einer Handfeuerwaffe griffen 15.018 Männer - sehr großer Kreis mit Pistole; aber nur 9216 Frauen - deutlich kleinerer Kreis. 842 Amerikaner strangulierten ihre Partnerin (Kreis mit Henkersschlinge, Größe: 1-Euro-Stück) und umgekehrt 30 Frauen (Kreis kleiner als eine Reißzwecke).

Die Grafik hat einen Nachteil: Sie beruht auf den absoluten Zahlen. Sie zeigt also nicht, ob Frauen prozentual bestimmte Tatwaffen häufiger, genauso oft oder seltener benutzen als Männer. Dankenswerterweise hat ein Psychologenteam an der Florida Atlantic University dieselbe Statistik ausgewertet und dabei auch die prozentualen Tatwaffenanteile veröffentlicht. Und da wird es interessant.

Tatsächlich begingen fast so viele Frauen (61,6 Prozent) wie Männer (64,8 Prozent) einen Beziehungsmord mit Schusswaffen, von der Pistole übers Schrot- bis zum Jagdgewehr. Das ist kein Wunder: Der Erwerb von Schusswaffen ist in den USA nicht reglementiert, und gerade Frauen werden von der amerikanischen Waffenlobby heftig umworben. Die Prozentzahlen belegen: Wenn Frauen leicht Zugang zu Schusswaffen haben, muss man davon ausgehen, dass sie sie bei häuslichen Konflikten auch fast so oft benutzen wie Männer. Handfeuerwaffen waren mit 50,3 Prozent sogar die am häufigsten von Frauen verwendete Tatwaffe (Männer: 47 Prozent), ihr Kreis hätte in der Grafik also größer statt kleiner sein müssen.

Auf Platz zwei rangieren die Stichwaffen. 32,3 Prozent der Frauen griffen zu spitzen Gegenständen wie Nagelfeile, Messer oder Schere, dagegen nur 15,4 Prozent der Männer - damit sind Stichwaffen bei Beziehungstäterinnen doppelt so häufig wie bei Männern. Das ist kein Beleg für die angeblich angeborene größere Friedfertigkeit von Frauen. Anders ist es bei Morden mit stumpfen Gegenständen: 4,6 Prozent der Täter erschlugen ihre Partnerin mit einem Hammer oder Wagenheber, umgekehrt nur 1,3 Prozent der Täterinnen. Noch krasser ist der Unterschied bei den Strangulationen: 2,6 Prozent bei den Männern, 0,2 Prozent bei den Frauen.

Dagegen ist das Verhältnis ausgerechnet bei den Giftmorden mit jeweils 0,1 Prozent ausgeglichen, die doch jahrhundertlang als Domäne der Frauen galten. Wahrscheinlich hat sich in interessierten Kreisen herumgesprochen, dass die Gerichtsmedizin heute schon geringste Giftspuren im Körper eines Opfers nachweisen kann.

Eine eindeutige Sprache sprechen vor allem die Zahlen für Morde mit brutaler körperlicher Gewalt: 8,4 Prozent der Männer töteten ihre Frau mit bloßen Händen, durch Würgen, Schläge oder Tritte; nur 0,5 Prozent der Frauen töteten ihren Partner im körperlichen Nahkampf. Hier spiegelt sich das traurige Faktum wider, dass in häuslichen Nahbeziehungen hauptsächlich Frauen körperliche Gewalt angetan wird - von Prügel über Körperverletzung mit Todesfolge bis zum Mord.

Dieses Täter-Opfer-Verhältnis bestätigen auch die Hamburger Zahlen. In Hamburg hat 2012 keine Frau ihren Mann getötet. Zwar differenzieren die deutschen Behörden nicht nach Geschlechtern und Tatwaffen, aber auf Nachfrage teilt die Hamburger Polizei mit, dass zwölf Menschen 2012 durch Tötungsdelikte starben.

In fünf dieser Fälle geht die Polizei von einer Beziehungstat aus (das heißt: Der Auslöser der Tat lag in der engen Täter-/Opfer-Beziehung), und alle Täter waren Männer. Vier Frauen wurden von ihren Partnern getötet, ein Mann als mutmaßlicher Nebenbuhler von einem eifersüchtigen Ehemann. Die Täter haben zwei Opfer erstickt, zwei erstochen und ein Opfer erdrosselt.