Senat muss neue Verträge zur Elbphilharmonie nutzen

Im "Anlass-Jodler", einem Klassiker des Liedermachers Fredl Fesl, heißt es frustriert: "Ein Auto, das nicht fährt, das ist nicht mal die Hälfte wert." Bei einem Konzertsaal, der nach Weltklasse aussieht, aber in der Praxis wie Regionalliga klingt, kann man von dieser Quote noch mal einiges abziehen. Unter einem solchen Elend leidet München seit Jahrzehnten mit seinem Gasteig, um den viele Virtuosen, Orchester und Dirigenten einen weiten Bogen machen. Lieber gar kein Auftritt in der stolzen (und lukrativen) Musikstadt an der Isar als in diesem dröhnenden Eimer, finden sie. Zu Recht.

Gute Musik hat, wie jede Kunstform, immer auch etwas von Zauberei. Gute Konzertsaal-Akustik, bei aller Genialität ihrer Schöpfer, nicht. Man kann sie berechnen, letztlich ist alles Physik. Vor allem sollte man ihre Bestandteile rechtzeitig definieren, damit sich der Kunde am Ende der Bauarbeiten nicht ärgern muss, wenn es zu spät ist, während der Eröffnungs-Intendant zusehen kann, wie sich diese Blamage mit Lichtgeschwindigkeit in der Kulturwelt herumspricht.

Ob der Elbphilharmonie, Hamburgs mindestens halbmilliardenteurem Prestigeobjekt, dieses schlimme Schicksal droht, ist völlig unklar und keinesfalls bewiesen. Doch genau das ist das Problem, um das sich die Stadt Hamburg hoffentlich noch vor der Neuordnung von Rechten und Pflichten und Kosten kümmert. Nächste Woche sollen diese neuen Verträge fertig sein. Für Bürgermeister Olaf Scholz steht dabei noch mehr auf dem Spiel als die knapp 200 Millionen Euro, die er nachzulegen bereit ist. Bislang hatte die Stadt dem Star-Akustiker Yasuhisa Toyota aber offenbar keine Vorgaben gemacht, die über "möglichst toll mit allem" hinausgehen. Vor allem: Toyotas Konzept wurde noch nicht unabhängig überprüft. Der weltweite Ruf seiner Firma ist erstklassig, warum sollte er ausgerechnet hier akustischen Mist bauen? Doch auch das ist nicht der Punkt. Es geht um klare Kontrolle, Vorsorge, Sicherheit und Verantwortung. Unverantwortlich haben bei diesem Projekt schon zu viele Entscheider gehandelt, von denen heute nichts Brauchbares mehr zu hören ist.