Das verbindet Parteichefin Claudia Roth und Ex-DFB-Chef Theo Zwanziger - an den Grünen kann man ebenso leiden wie am Fußball

Also, irgendwie hat sich das Biobratwürstchen als Pausen-snack noch nicht so richtig durchgesetzt in der Fußball-Bundes-liga. Aber Claudia Roth arbeitet natürlich weiter dran, schließlich ist sie die Umweltbeauftragte des Deutschen Fußball-Bundes.

Andererseits steht das Biobratwürstchen verständlicherweise gerade nicht ganz oben auf Roths Prioritätenliste. Die 55-Jährige hat ja bekanntlich zurzeit ganz andere Probleme. Schon äußerlich wirkt sie regelrecht umdüstert. Auch zur Buchvorstellung von Theo Zwanziger am Mittwochabend in Berlin kam sie in tiefem Schwarz, und die Aura von Tragik war so stark, dass man beim Hingucken fast schon glaubte, dass jemand gestorben wäre. Was Gott sei dank nicht der Fall war, auch wenn sich die verlorene Urwahl, die sie zur Spitzenkandidatin für die Bundestagswahl 2013 hätte machen sollen, für Roth vier Tage danach offenbar immer noch so anfühlte.

Nun, wir wollen hier keine Plattitüden verbreiten, aber vielleicht kann ein Satz von Franz Beckenbauer Trost spenden, der mal gesagt hat: "Man kann jedes Spiel gewinnen, und man kann auch jedes Spiel verlieren."

Womit wir wieder beim Fußball wären. Der verbindet den ehemaligen DFB-Präsidenten und die Grünen-Chefin ja, seit sie zusammen in Nordkorea gewesen sind; nämlich auf "Welcome-Reise" im Vorfeld der Frauen-WM 2011 in Deutschland (bei der das Biowürstchen Premiere feierte). Seitdem duzen sie sich, und seitdem sagt Claudia Roth gern, "der Theo" sei ihr "der liebste CDUler". Theo Zwanziger hat sich am Mittwochabend mit der Bemerkung revanchiert, die Grünen bräuchten "die Claudia". Und die Politik auch. "Und sogar der Fußball!" Über die Korea-Reise schreibt er in seiner Autobiografie "Die Zwanziger Jahre" übrigens: "Wir sammelten bedrückende Erfahrungen in einem Land, in dem wir das Gefühl hatten, dass die einfachen Menschen, die Bürger, nicht gelten, sondern nur Funktionäre und Apparatschiks. Ob das noch lange gut geht, möchte ich bezweifeln."

Für Claudia Roth stellt sich jetzt allerdings erst mal die Frage, ob es heute in Hannover gut geht. Beziehungsweise, was das erwartet sehr gute Ergebnis anschließend wert ist, wenn sie als Parteivorsitzende wiedergewählt worden ist. Da kann man jedenfalls gespannt sein.

In Berlin, bei der Buchvorstellung, hat die Spannung leider sehr schnell nachgelassen. Das lag daran, dass sich der Ex-DFB-Chef und die von ihm ernannte Umweltbeauftragte auf dem Podium gegenseitig beweihräucherten. Da ging es nämlich nicht um den Fußball an sich, sondern immer nur um "die Wertevermittlung im Fußball" und um "die Bildungschancen im Massensport Fußball". O-Ton Zwanziger: "Fußball ist mehr als 1:0."

Das ist natürlich richtig, aber die meisten waren doch eher gekommen, um etwas zum Krach zwischen Zwanziger und Uli Hoeneß zu hören (Zwanziger nennt den Präsidenten des FC Bayern in seiner Autobiografie einen "Macho", der sich in Dinge einmische, die ihn nichts angingen - aus Hoeneß' Sicht ist Theo Zwanziger "kein guter DFB-Präsident" gewesen).

Doch darüber ging Zwanziger mit unfreundlichem Sarkasmus schnell hinweg, und Roth assistierte ihm mit der Bemerkung, wenn man einzelne Sätze aus einem Buch herausziehe, entstünden zwangsläufig Zerrbilder. Das kenne man ja! Sollte heißen: "Alles von den Medien hochsterilisiert", wie der ehemalige Bundesliga-Stürmer Bruno Labbadia mal gesagt hat.

Nicht sterilisiert sind diese beiden Sätze, die Theo Zwanziger am Mittwochabend zur Verblüffung aller Anwesenden von sich gegeben hat. Man könne sich nicht vorstellen, was ihn die Vorbereitungszeit der WM 2006 an Kraft gekostete habe, hat er gesagt. Und dann sei zu allem Überfluss auch noch der Kollege Gerhard Mayer-Vorfelder krank geworden, "und ich hatte die ganze Nationalmannschaft am Hals"!

Wow. "Am Hals!" Die Lehmanns und Lahms, die Podolskis und Schweinsteigers! Das hat gesessen. Da ist sogar die Claudia ein bisschen zusammengezuckt.