Die Bedeutung der Wahl reicht über Hamburg hinaus.

Die Hamburger Politik spielt in einem anderen Kosmos als die Bundespolitik, und die Wechselwirkungen sind begrenzt. Das zeigen schon die Umfragen. Die SPD liegt in der Hansestadt bei 45, im Bund bei 25 Prozent. Die Union gewinnt auf Bundesebene wieder an Zuspruch, während sich in Hamburg die Frage stellt, ob die CDU nach Ole von Beust noch als Volkspartei gelten darf.

Genauso wenig, wie die Hanseaten die Kanzlerin in Bedrängnis bringen können, entscheidet die Bürgerschaftswahl über das Schicksal von Guido Westerwelle. Ein abermaliges Scheitern der Liberalen an der Fünf-Prozent-Hürde würde die Lage des FDP-Vorsitzenden nicht weiter verschlechtern, und eine Regierungsbeteiligung mit einer Zweiten Bürgermeisterin Suding würde ihn nicht aus der Schusslinie bringen. Zu sehr ist Hamburg Kommunalwahl.

Für zwei Akteure reicht die Bedeutung indes über die Hansestadt hinaus: für die Partei der Grünen und - vor allem - für den Bürgermeisterkandidaten der SPD. Ein Bonmot, das der grüne Frontmann Trittin mit erheblicher Selbstgewissheit vorträgt, lautet: Eine schwarz-grüne Koalition sei eine prima Sache, weil sie zu einer rot-grünen Mehrheit bei der nächsten Wahl führe. In Hamburg könnten sich die Grünen, die ohne wirkliche Not das Bündnis aufgekündigt haben, verrechnen. Olaf Scholz könnte, wenn sich Koalitionsverhandlungen mit der GAL verhaken, am Ende doch den bequemeren Partner wählen. Sofern er nicht gleich die absolute Mehrheit holt.

Als Alleinregierender hätte Scholz ein Alleinstellungsmerkmal. Er wäre schnell der einzige SPD-Länderchef mit absoluter Mehrheit. Ein solcher Erfolgsnachweis hatte Kurt Beck, der nach allen Umfragen im März seine absolute Mehrheit verlieren wird, einst in das Amt des SPD-Vorsitzenden katapultiert.

Den amtierenden SPD-Chef Gabriel begleiten Zweifel, ob er als hinreichend seriös für das Kanzleramt wahrgenommen wird. Steinmeier hat schon einmal kandidiert - und das schlechteste Ergebnis aller Zeiten geholt. Und Steinbrück wirkt mehr und mehr als Ex-Politiker. Nach einem überzeugenden Wahlsieg in Hamburg müsste man Scholz zum erweiterten Kreis für die nächste SPD-Kanzlerkandidatur zählen - ähnlich wie Hannelore Kraft aus Düsseldorf.

Ob das gut ist für Hamburg und für Deutschland, steht auf einem anderen Blatt.