Mit Technik allein kann der Al-Qaida-Terror nicht besiegt werden.

Das amerikanische Heimatschutzministerium, hastig gegründet nach den Terroranschlägen von 2001, verfügt über einen Jahresetat jenseits der 40 Milliarden Dollar und beschäftigt mehr als 200 000 Angestellte. Doch keiner von ihnen hätte die Sprengung amerikanischer Passagierflugzeuge mit raffiniert getarnten Bomben wohl verhindern können. Auch das monströse US-Geheimdienstwesen, das in diesem Jahr mindestens 80 Milliarden Dollar verschlingt, hätte vermutlich nicht mehr rechtzeitig eingreifen können.

Der Tipp zur Vereitelung des geplanten Massenmordes kam aus Saudi-Arabien. Das verblüfft auf den ersten Blick, steht das Regime mit seiner rigiden wahabitischen Auslegung des Islam dem Terrornetz al-Qaida ideologisch doch beunruhigend nahe. Und doch ist die Al-Qaida-Zelle im Jemen für das saudische Königshaus eine noch weit größere Bedrohung als für die USA. Terrorfürst Osama Bin Laden, dessen Familie ursprünglich aus dem Jemen stammt, ist der erbittertste Feind des Königshauses Saud.

Es waren die Saudis, die Hüter der heiligsten islamischen Stätten, die al-Qaida mit blutiger Gewalt aus dem Lande warfen. Im gescheiterten Staat Jemen mit seiner fehlenden Zentralmacht, mit archaischer Stammestradition, bedrückender Armut und lodernder Volkswut fällt die radikalislamische Botschaft nun auf fruchtbaren Boden. Nun mag al-Qaida zwar aus dem Elend heraus operieren, doch die bei den Paketbomben verwendete Technik ist hochmodern. Es ist eine völlig andere Taktik als noch bei den Anschlägen von 9/11, die letztlich mit Teppichmessern ermöglicht wurden.

Die neue Terroristen-Elite wie der amerikanische Al-Qaida-Führer Anwar al-Awlaki rekrutiert und vernetzt Kämpfer wie Experten weltweit über das Internet. Es ist beunruhigend, dass es den militanten Islamisten gelang, eine entscheidende Schwachstelle in der Terrorabwehr aufzuspüren: den Transport von kaum oder gar nicht kontrollierten Frachtgütern in Passagiermaschinen. Da werden Passagiere ihrer Schuhe und Gürtel beraubt, durchleuchtet, während die Bomben womöglich längst im Frachtraum lauern.

Die gescheiterten Anschläge zeigen gefährliche Löcher im westlichen Schutzschirm auf. Sie zeigen aber auch, dass nicht gewaltige Apparaturen die effektivste Abwehr des Terrors gegen den Menschen darstellen, sondern letztlich der Mensch selber.