Deutschlands Nationalteam hat ein gutes Turnier gespielt.

Jetzt also Uruguay. Der Generation Vierter Stern, die nach 1954, 1974 und 1990 den vierten Titel nach Deutschland holen wollte, bleibt das Erreichen ihres großen Ziels versagt.

Ohne Frage ist dies ein Dämpfer für ein Land, das sich seit Wochen im Fußball-Ausnahmezustand befindet. Und doch kann auch die verdiente Niederlage gegen Spanien das insgesamt positive Bild nicht entscheidend trüben.

Denn spätestens mit den Siegen gegen England (4:1) und Argentinien (4:0) hatte sich das Team von Joachim Löw von der reinen Ergebnis-Arithmetik emanzipiert. In einer Branche, wo ein einziger Glücksschuss die einen zu Versagern und die anderen zu Triumphatoren machen kann, ist dies das größte denkbare Kompliment.

Es gebührt der deutschen Mannschaft, die mit so viel Verletzungspech in diese WM startete, vor allem für ihre offensive Spielweise - auch wenn dies gestern gegen einen übermächtigen Gegner kaum zu sehen war. Der zweitjüngste WM-Kader der DFB-Geschichte setzte dennoch die Höhepunkte in einem Turnier, das ansonsten spielerisch wenig zu bieten hatte. Zudem gewann diese junge Mannschaft durch ihr sympathisches Auftreten weltweit Anerkennung. Die französische Equipe war von ihrem spielerischen Potenzial mindestens ebenbürtig. Doch sie zerfleischte sich selbst, während das deutsche Team - abgesehen von dem überflüssigen Konflikt um die Kapitänsbinde - ein Hort der Harmonie war. Die Nationalmannschaft bewies, dass sich Wohlfühl-Atmosphäre und Leistungsgedanke nicht ausschließen.

Die Generation Vierter Stern steht aber noch für weit mehr. Sie ist im besten Sinne multikulti; gleich elf der 23 Spieler haben internationale Wurzeln. Auf den Fanfesten wurden die Özils und Cacaus genauso gefeiert wie die Schweinsteigers und Müllers. Noch nie hatte das Wortungetüm "Migrationshintergrund" ein so strahlendes Gesicht.

Wer diese schwarz-rot-bunte Fußball-Republik für selbstverständlich hält, sei an die Zeiten vor 15 Jahren erinnert. Als in manchen Stadien rassistische Deutschtümelei regierte, Spieler afrikanischer Herkunft bepöbelt wurden. Als es unselige Debatten gab, ob man Profis mit ausländischen Wurzeln einbürgern soll. Wer damals prophezeit hätte, dass der Fußball zur Blaupause für gelungene Integration in Deutschland werde könnte - er wäre verlacht worden.

Die Generation Vierter Stern wird sich nun zunächst Richtung EM-Titel 2012 aufmachen, um dann ihre Mission in Brasilien bei der WM 2014 zu vollenden. Sie ist jung genug, um Rückschläge zu verkraften.