Der SPD-Chef muss seine Kanzlerfähigkeit unter Beweis stellen.

Die stoische Ruhe des Sigmar Gabriel ist bemerkenswert. Da beharken sich linker und konservativer Parteiflügel der Sozialdemokraten um die Kanzlerkandidatur für das Wahljahr 2013 - und der Parteichef kommentiert das Geschehen mit den Worten "relativ putzig". Da ist Ex-Finanzminister Peer Steinbrück, der sich selbst als sozialdemokratischer Nachfolger von Angela Merkel in Stellung bringt - doch Gabriel legt demonstrative Gelassenheit an den Tag.

Nicht einmal Gerhard Schröder bringt ihn in Rage. Der Altkanzler und Gabriels ehemaliger Förderer könnte sich ebenfalls Steinbrück als Kanzlerkandidaten vorstellen, und das auch noch "sehr, sehr gut". Selbst wenn er Gabriel damit vor den Kopf stößt - der SPD-Vorsitzende lässt sich nichts anmerken.

Dabei hat der Chefgenosse viele Probleme. Die Sozialdemokraten sind von schlechten Umfragewerten gebeutelt, werden kaum wahrgenommen im politischen Alltagsgeschäft, hadern mit den Grünen, mit der Linkspartei, mit Thilo Sarrazin. Auch die Hektik, die die K-Frage jetzt in der Partei verursacht, sagt nichts Gutes über ihren Zustand aus. Doch statt die Debatte in schröderscher Basta-Mentalität zu beenden, wartet Gabriel lieber ab.

Dabei ist verständlich, wenn sich der Parteichef nicht bereits jetzt in eine Personalschlacht stürzen will. Ohnehin genießt er nur mittelmäßigen Zuspruch bei den Bürgern. Und dass es im Moment nur um den Kanzlerkandidaten Steinbrück, nicht aber um den Kanzlerkandidaten Gabriel geht, zeigt, dass auch die Partei seine Regierungsfähigkeit in Zweifel zieht. Keine gute Ausgangslage, um gegen den beliebten Steinbrück in den Ring zu steigen.

Mehr denn je muss sich Gabriel jetzt als Parteichef und Problemlöser profilieren. Wenn er die SPD als Spitzenkandidat in die Bundestagswahl führen will, kann er das nur durch politische Erfolge erreichen - und wenn seine Partei als klare Alternative zur Bundesregierung sichtbar wird. Die Grünen haben das schon geschafft. Je länger ihr Erfolg anhält, desto schwerer wird es Gabriel haben.