Themen: Folterspuren bei Festgenommenen +++ 400 Faxgeräte in Hamburger Behörden +++ Viele Eltern können nicht mehr.

Wie im tiefsten Mittelalter

26. März: „Experten in Sorge wegen Folterspuren bei Festgenommenen“

In freien Ländern erfolgen langwierige Ermittlungen und Beweissicherungen, bevor Verhaftungen erfolgen. Hier jedoch erleben wir, wie schon in der ersten Nacht übelst zugerichtete Hauptverdächtige präsentiert werden. Unsere Medien sprechen vornehm von „möglicher“ Misshandlung und „mutmaßlicher“ Folter, während das Regime sich nicht bemüht, auch nur die offensichtlichsten Folterspuren zu verdecken. Wie im Pranger des tiefsten Mittelalters werden die Geschundenen in Käfigen zur Schau gestellt. Derweil waren die IS-Terroristen krampfhaft darum bemüht, mit wiederholten Bekennerschreiben die Verantwortung zu übernehmen, ohne ernst genommen zu werden. Auf die Idee einer Flucht in die Ukraine wäre indes jeder unbegabte Krimiautor gekommen. Mutmaßlich werden wir es nie erfahren, ob die Verdächtigen wirklich die Täter sind. Eines jedoch wurde mir wenigstens klar: Was für eine wunderbare Welt, in der auch Angeklagte Menschenrechte haben und die Unschuldsvermutung bis zur Beweiserhebung gilt.

Johannes Zink

Alt, aber nicht veraltet

25. März: „Mehr als 400 Faxgeräte in Hamburger Behörden. Katastrophen-Vorsorge und rechtliche Gründe halten die veraltete Technik vorerst noch am Leben“

Die Technik von Faxgeräten ist zwar alt, aber deswegen keineswegs veraltet oder überholt. Im Gegensatz zu E-Mails stellen sie eine sichere Übertragungsmöglichkeit von Dokumenten und Nachrichten dar. Das Abschicken eines Dokumentes oder einer Nachricht ist problemlos über das Faxgerät selbst oder direkt vom PC aus möglich. Dem Empfänger wiederum liegt das Dokument digital oder bereits in Papierform vor. Einfacher geht es wirklich nicht mehr. Auch wenn das Faxgerät heute weniger Verwendung findet, abschaffen sollte man es auf keinen Fall. Aber alles, was heute nicht über das nervige, sensible Smartphone läuft, gilt a priori als überholt.

Dr.-Ing. Eberhard Gerlach

Einfach „menschlich“ sein

23./24. März: „Schumachers Woche: Danke, Olaf aus Kiel!“

Genauso ist es: Mit wenigen Worten viel sagen. Einfach persönlich und „menschlich“ sein. Das (fast) allein zählt im Miteinander und bringt mehr als Gut und Geld. Leider ist dieses persönlich-herzliche in unserer digitalen Welt vielfach verloren gegangen.

Wolf Brak

Der Artikel war mehr als nötig

21. März: Leitartikel: „Vergesst uns Junge nicht! Von vielen politischen Entscheidungen profitieren vor allem Ältere“ und Leserbriefe

Danke, für den Artikel ihrer jungen Mitarbeiterin. Wenn ich die sich darauf beziehenden Leserbriefe lese, dann war dieser Artikel mehr als nötig und ich möchte bei diesen einseitigen Antworten auf einige Fakten aufmerksam machen. Mein Sohn ist seit zwei Jahren in der Ausbildung und würde nach jetzigem Gesetz nach 47 Arbeitsjahren in Rente gehen. Freunde von ihm, die mit 16 Jahren in die Lehre gegangen sind, kommen dann auf 51 Jahre Rentenbeiträge. Durchschnittsalter heute ist knapp 64 Jahre. Ja, wir haben keine 48 Stunden mehr, aber die meisten Rentner haben diese vermutlich auch nicht erlebt. Ab 1955 wurde die Vierzigstundenwoche nach und nach in den verschiedenen Branchen in der BRD eingeführt. 1973 waren Banken und Versicherungen eine der letzten Branchen, die in den Genuss kamen. Im Einzelhandel (37,5 Stunden) und im Metallbereich (35 Stunden) arbeiten in Deutschland seit ca. 30 Jahren ein großer Teil noch weniger. Das Gesetz der Lohnfortzahlung im Krankheitsfall für Arbeiter von 1970 ist schon über 50 Jahre alt. Seit 1963 gibt es einen gesetzlichen Anspruch auf drei Wochen, seit 1994 sind es mindestens vier Wochen Urlaub pro Jahr. Tariflich haben vermutlich die meisten Mitarbeiter noch längeren Anspruch auf Urlaub. 2023 wurden in Deutschland ca. 1,3 Milliarden Überstunden geleistet, 775 Millionen davon unbezahlt. Der größte Teil der Arbeitnehmer hat überhaupt nicht die Möglichkeit ihren Lohn damit aufzustocken. Eine gesetzliche Änderung in den letzten zehn Jahren, die die Arbeitswelt so grundlegend geändert hat, wie die oben beschriebenen, ist mir nicht bekannt. Ich werde spätestens in sieben Jahren mit 67 (mit Bundeswehrzeit nach 47 Jahren Beiträge in die Rentenkasse) in Rente gehen und kann überhaupt nicht verstehen, wie man so selbstgefällig über „die Jugend“ schreiben kann. Viele junge Menschen arbeiten genauso intensiv wie „die Rentner“ es in ihrem Leben auch getan haben und das zum Glück. Die Rente ist ein Generationenvertrag, die immer weniger werdenden Einzahler, bezahlen für den immer größeren Anteil an Rentnern. Über die Höhe der Rente und ob sie für einen schönen Lebensabend reicht, diskutiert man schon seit mindestens 40 Jahren.

Christian Blank

Ampel-Gesetz wird kein Erfolg

22. März: „Dealer foltern Drogenkurier in Wohnung“

Das Cannabis-Gesetz der Ampel wird am 1. April in Kraft treten. Eines der Ziele dieses Gesetzes ist die Bekämpfung des illegalen Cannabis-Handels. Dies wird indessen nicht gelingen, wie schon die Fachleute aus Justiz und Polizei fast aller Bundesländer gewarnt haben. Der Bericht zeigt, dass kriminelle Dealer, die sogar einen ihrer Drogenkuriere foltern, in einen der zukünftig legalen Hanf-Klubs „investiert“ haben. Die Kriminellen werden also auch zukünftig in den neuen „legalen“ Strukturen mitmischen. Das geht ja gut los! Es zeigt schon jetzt, dass das neue Gesetz neben allen absurden Kontrollnotwendigkeiten (100 Meter Abstand von Schulen und Kindergärten) die Kriminalität nicht wirksam bekämpfen kann.

Axel Neelmeier

Kindererziehung anerkennen

16./17. März: „Viele Eltern können nicht mehr. Väter und Mütter sind so häufig gestresst, dass die Gesundheit leidet“

Vielen Eltern wird der Bericht aus dem Herzen sprechen, denn sie werden erkennen, dass sie mehrfach im Sinn der Untersuchung der Kaufmännischen Krankenkasse (KKH) belastet sind. Das Grundübel besteht darin, dass Hausarbeit und Kindererziehung von der Gesellschaft häufig nicht als vollwertig gesehen werden. Dabei ist die Kindererziehung und -betreuung für die Zukunft unserer Kinder von allergrößter Bedeutung. Wenn wir den Wert von Haushalt und Kindererziehung mehr wertschätzen würden, wären sicherlich mehr Männer bereit, sich in diesem Bereich zu engagieren. Dazu bedürfte es aber bei den Arbeitgebern die Einsicht, dass Teilzeitarbeit geschlechtsneutral zu sein hat, damit Männer sich in größerem Umfang auch der Haushaltführung und Kindererziehung widmen können. In diesem Sinne wäre die Fünfunddreißigstundenwoche für alle erstrebenswert. Allerdings ist nichts davon zu halten, dass die 35 Stunden auf vier Tage verteilt werden. Richtig wäre, an fünf Tagen jeweils sieben Stunden zu arbeiten, um Beruf, Haushalt und Kindeserziehung stressfreier miteinander in Einklang zu bringen. Schon in der Schule empfand ich die sechste Stunde als besonders anstrengend. Im Berufsleben ist es die achte Stunde und erst recht jede Überstunde. Im Übrigen sollte es den Eltern vorbehalten bleiben wie sie Erwerbstätigkeit, Haushalt und Kindererziehung zwischen sich aufteilen. Aus Gründen der Gerechtigkeit sollten Rentenansprüche, die Eltern während der Schulzeit und Ausbildung ihrer Kinder erarbeiten, beiden Elternteilen in gleicher Höhe zugeteilt werden, unabhängig davon, welche Beiträge der einzelne tatsächlich in die Rentenkasse eingezahlt hat. Damit könnte verhindert werden, dass Elternteile, die vorwiegend im eigenen Haushalt und der Kindererziehung tätig waren, im Alter mit niedrigen Renten abgespeist werden.

Gerhard Hölzel

Schreiben Sie uns gerne an oder per Post an das Hamburger Abendblatt, 20445 Hamburg
Von den vielen Leserbriefen, die uns erreichen, können wir nur einen kleinen Teil veröffentlichen. Teilweise müssen wir kürzen, um möglichst viele Meinungen zu veröffentlichen. Mit Ihrer Einsendung erlauben Sie uns, alle Inhalte und Ihre Kontaktdaten an die zuständigen Redakteurinnen/Redakteure und/oder an externe Autorinnen/Autoren weiterzuleiten. Sollte eine Weiterleitung Ihrer Kontaktdaten und ein Dialog mit uns nicht gewünscht sein, bitten wir um Mitteilung. Einsendungen werden sowohl in der gedruckten Ausgabe sowie den digitalen Medien vom Abendblatt veröffentlicht und geben ausschließlich die Meinung der Einsender wieder. Veröffentlichte Leserbriefe finden Sie auch auf abendblatt.de/leserbriefe.