Erschütterndes Foto

10. Juli: G20 in Hamburg

Das erschütternde Foto, das Sie auf der Titelseite zeigen, berührt und verstört jeden zivilisierten Menschen und es macht jeden, der diese Stadt liebt und in ihr lebt, unendlich traurig. Die armselige Figur im Vordergrund – wie einem billigen Videospiel entsprungen – dokumentiert mit ihrer Geste ihren eigenen Intelligenzquotienten: Die Mittelfinger zeigen aufeinander. Der junge Mann kann nur sich selbst meinen.

Jörg Trabert, zurzeit in Shanghai​

Trophäe für Chaoten?

Warum bringen Sie dieses Titelbild? Damit der Mann sich die Aufnahme als Trophäe über das Bett hängen kann? Er hat kein öffentliches Forum verdient. Viele Titelbilder wären sinnvoller gewesen: Fotos vom Ausmaß der Zerstörung, vom friedlichen Protest usw. Dieses Bild wäre besser kommentiert in der Rubrik G20 erschienen, denn an ihm lässt sich eine zentrale Botschaft ablesen. Für alle sichtbar, hat der Mann im Vordergrund sich selbst in Markenzeichen des Kapitalismus gehüllt - Calvin Klein und Adidas. Die militärische Hose und der martialisch anmutende freie Oberkörper machen sein Motiv deutlich. Es geht ihm um das sich selbst erleben im Kriegsspiel. Im Zusammenhang mit den vielen Menschen, die vor dem Krieg flüchten, eine zynische Haltung. Stellvertretend für den „schwarzen Block“ definiert der „Mann“ auf dem Foto also eine unpolitische Haltung. Jegliches Argument in eine andere Richtung hat er selbst damit ad absurdum geführt. Sein Handeln entsteht aus Lust und Überfluss. Der „schwarze Block“ hat sich von der politischen Ebene verabschiedet.

Martina Habermann Hütz, per E-Mail

Geniale Idee

Die Idee, die Polizisten nach Hamburg einzuladen, finde ich genial.

Michael Schütte, Hannover

Beispiel praktizierter Demokratie

Danke für das heutige Abendblatt. Für mich ist es eine Ausgabe für das Geschichtsbuch Ihres Haues, ein Paradebeispiel praktizierter Demokratie und ein Monument des freien Journalismus.

Rüdiger Nehberg, per E-Mail

Eine Grenze ist überschritten

Ich bin unendlich traurig und entsetzt. Merken die Autonomen der Roten Flora nicht, wie verlogen sie sind? Typen in Markenklamotten kommen aus der Komfortzone ihres Konsumentenlebens, zerstören die Stadt, versuchen Menschen zu töten und „verkaufen“ das als antikapitalistischen Protest? Geht’s noch? Ich war immer dafür, dass sich eine weltoffene Stadt wie Hamburg, eine offene Gesellschaft, Orte wie Rote Flora und Hafenstraße leisten kann und muss. Auch Menschen, deren Lebensentwurf ich nicht gutheiße oder verstehe, sollten das Recht und den Raum haben können, so zu leben, wie sie es wollten. Jetzt wurde aber eine Grenze brutal überschritten, die nicht hätte überschritten werden dürfen. Zu wenig Raum in der Wahrnehmung bekamen all die friedlichen, bunten, fantasievollen Demos, die ein wirklich diskussionswürdiges Thema zum Inhalt hatten. Den vielen Hamburgern, die sich an der Aufräumaktion beteiligt haben einen herzlichen Dank! Ihr seid ein Beweis, warum diese Stadt so lebens- und liebenswert ist!

Renate Berge, per E-Mail

Das muss Konsequenzen haben

Die Veranstalter der Demo „Welcome to Hell“ haben es einfach nicht verdient, in einem freien demokratischen Staat zu leben. Obwohl vorher zum Ausdruck kam, was einige Chaoten planten, haben sie die Demo nicht abgesagt und Zerstörung und schwere Verletzungen der Polizisten billigend in Kauf genommen. Das sollte Konsequenzen haben: Die linksautonome Szene sollte mit Islamisten und Neo-Nazis gleichgesetzt werden mit den entsprechenden juristischen Folgemaßnahmen. Herr Blechschmidt sollte wegen Anstiftung zum schweren Landfriedensbruche und Anstiftung zu schwerer Körperverletzung von staatlichen Verfassungsorganen verurteilt werden. Die „Rote Flora“ sollte sofort abgerissen werden. Politisch sollte man den sympathisierenden Parteigenossen aus dem linken und grünen Spektrum die Wählerstimme entziehen. Dass die CDU jetzt den Bürgermeister sowie den Polizeipräsidenten verantwortlich machen möchte, grenzt schon an die Infragestellung unseres Rechtsstaates, denn Herr Scholz hat nur nach bestem Wissen und Gewissen gehandelt und wollte Hamburg als weltoffene Stadt präsentieren.

Name der Redaktion bekannt

Drei Tage autofreie Innenstadt

Das Beste am G20? Drei Tage autofreie Innenstadt von der Elbe bis zum Winterhuder Weg. Kein Krach, keine Abgase, kein Stress an der Ampel. Hier bin ich Mensch, hier darf ich sein. Herrlich. Bitte mehr davon!

Keith Teubner, Hamburg

Das ist kein politischer Protest

Ich bin entsetzt über das, was sich am G20-Wochenende in Hamburg abgespielt hat. Vollkommen hirnlose Gewalt-Touristen provozieren die Polizei und ziehen plündernd durch unser schönes Hamburg. Autos einfacher Bürger in Brand setzen, Scheiben einschlagen, Geschäfte plündern und Polizisten und Bürger von Dächern mit Pflastersteinen und Molotow-Cocktails bewerfen, soll etwas mit politischem Protest oder Demonstration zu tun haben? Mit Protest hat so etwas überhaupt nichts zu tun, sondern nur mit sinnloser Gewalt. Ich hoffe, so ein Gesocks nie wieder in Hamburg zu sehen.

Marcus Oppermann, per E-Mail

Opposition nutzt Lage aus

Widerliche Bilder sind vom G20-Gipfel um die Welt gegangen, aber fast genauso widerlich ist es, dass die Ereignisse von den Oppositionsparteien sofort für politische Stuhlsägereien ausgenutzt werden. Sie erwecken damit den Anschein, dass sie es besser hinbekommen hätten, woran ich doch angesichts der völlig unerwarteten Exzesse erhebliche Zweifel habe. Es ist höchste Zeit, dass man endlich sachorientiert und parteiübergreifend das Problem angeht.

Wolfgang Schulz, per E-Mail

Lage falsch eingeschätzt

Die Debatte geht mit der Frage, ob es richtig war, den G20-Gipfel in Hamburg abzuhalten, am Kern des Problems der schlimmen Krawalle vorbei. Dem Innensenator standen 20.000 eher zu gut ausgerüstete und damit fast laufunfähige Polizisten zur Verfügung, um 1000 Chaoten am brandschatzen und plündern zu hindern. An den Polizisten hat es nicht gelegen, dass die Chaoten sich austoben konnten. Die Strategie des Innensenators war falsch, weil sie die vorhersehbare Gefahrenlage nicht realistisch berücksichtigt hatte. Auf eine solch eklatante Fehlleistung kann nur der Rücktritt des Verantwortlichen folgen. Er hat dem Ansehen unserer Stadt und der Bundesrepublik schweren Schaden zugefügt.

Jürgen Kehrmann, Hamburg

Vertrauen ist im Eimer

„Hochmut kommt vor dem Fall“, Herr Scholz. Wer eine Lage derartig falsch einschätzt und lieber einem Konzert in der Elphi folgt, anstatt bei den Einsatzkräften und Bürgern dieser Stadt zu sein, um die Situation in den Griff zu bekommen, gehört eindeutig nicht in das Amt eines Bürgermeisters. Das Vertrauen der Bürger wird nachhaltig im Eimer sein.

Antje Claussen, per E-Mail

Parteien sollten zusammenrücken

Ich bin CDU-Wähler, möchte jedoch meine Empörung über das Verhalten des Herrn Trepoll zum Ausdruck bringen: Wer solch eine Ausnahmesituation zum Anlass nimmt, den Rücktritt von Herrn Scholz zu fordern, sollte sich mal überlegen, ob man diesen Ausnahmezustand nicht als Anlass sehen sollte, zusammenzurücken und gemeinsam über alle Parteiinteressen hinaus den Schaden zu analysieren und gemeinsam gegen die „Neue Flora“ vorzugehen.

Wolf Köchling, Hamburg