Verkrampftes Händeschütteln

6. Juni: Abfuhr und Abflug. Erdogan lässt Außenminister Gabriel im Streit um den Stützpunkt Incirlik abblitzen

Das Foto mit dem Händedruck auf der Titelseite ist der Hohn. Wir alle wissen doch, was Erdogan von Deutschland und den Deutschen hält. Warum lässt man in Zukunft nicht einfach solche verkrampften Händeschüttel-Szenen weg, wenn sie nicht ernst gemeint sind?

Michael Liedtke, per E-Mail

Dem Reden Taten folgen lassen

6. Juni: Ein Albtraum von acht Minuten. Zum dritten Mal wurde Großbritannien Ziel eines Anschlags

Theresa May hat sich zum wiederholten Terror durch islamistische Fanatiker richtig geäußert: „Genug ist genug. Mit einer demokratischen Toleranz nach westlichem Muster werden wir dem Terror nicht genügend entgegenzusetzen haben.“ Nur nützt es wenig, wenn es bei Lippenbekenntnissen bleibt. Gefährder und Täter und deren Sympathisanten und Helfer sollten nach Erfassung oder einer verbüßten Strafe sofort als unerwünschte Personen ausgewiesen werden. Nur Beobachten reicht nicht, und den Opfern nutzen die ganze verbale und schriftliche Teilnahme nichts.

Veit Ringel, Hamburg

Hochverdichtete Blockbebauung

3./4./5. Juni: Die Ent­täu­schung. Der Siegerentwurf für die City-Hochhäuser ist überraschend langweilig

Nach einem sehr langen und kontrovers geführten Streit über die Zukunft der City-Hochhäuser am Klosterwall wird der Öffentlichkeit jetzt das Ergebnis des Architektenwettbewerbs präsentiert. Die bisher stadträumlich so wirkungsvolle Scheibenhausbebauung im Viervierteltakt, die sich am Klosterwall aufreiht und durch Perforation Blicke auf das Kontorhausviertel zulässt, wird durch eine hochverdichtete, völlig sture Blockbebauung ersetzt, die auf jegliche stadträumliche Differenzierung verzichtet. Hamburg braucht an der Steinstraße sicherlich auch keinen neuen Haupteingang, und das Kontorhausviertel muss auch nicht unbedingt hinter diesem Block nach Osten versteckt werden. Nichts gegen Langeweile, aber nach so viel Streit an diesem kulturell so exponierten Ort diesen sturen Bauansatz verfolgen zu wollen ist stadträumlich betrachtet nicht die geschuldete Lösung.

Rainer Wischhusen, Hamburg

Einmalig in Deutschland

Der siegreiche Wettbewerbsentwurf mag eine hohe Ausnutzung des Grundstücks gewährleisten und den HafenCity-Blockrandstandards entsprechen, aber es entstehen auch sehr enge Höfe. Und ein enger Blockrand-Riegel sollte in den 50er-Jahren gerade vermieden werden. Die City-Höfe stehen unter Denkmalschutz. Damit ist ein Kontorhaus-Ensemble unter Schutz gestellt, in dem der Architekt Klophaus mit Projekten aus den 20er-, den 30er- und den Nachkriegsjahren vertreten ist. So etwas gibt es in ganz Deutschland nicht noch einmal. Es ist eher Teil der Museumsmeile über den Klosterwall hinweg und gehört dementsprechend gewürdigt und inte­griert. Deichtorhallen und der Kunstverein, sogar das neue Kreativ-Quartier am Oberhafen-Bereich müssen durch neu gestaltete öffentliche Räume viel besser verbunden werden. Warum muss mutwillig diese einmalige Situation zerstört werden? Sie gehört aufgewertet und ins Bewusstsein gerückt. Da brauchen wir keinen Riegel. Die vorhandene städtebauliche Transparenz ist das Besondere des Ortes. Die City-Höfe wirken abgewirtschaftet, aber marode sind sie nicht. Dass eine Aufwertung und Modernisierung auch wirtschaftlich vernünftig und gestalterisch befriedigend erreicht werden kann, wurde hinreichend aufgezeigt. Hier geht es nur um Eitelkeiten einer kleinen Schicht aus Politik, Verwaltungsspitze und Projektentwicklern. Sie zerstören gewissenlos unsere Stadt.

Matthias Frinken, per E-Mail

Lieber neonfarbene Unterhemden?

3./4./5. Juni: Hemds­är­me­lig und klein kariert

Ich habe verstanden, dass für den Autor klein karierte und kurzärmelige Oberhemden auf Strandpromenaden gar nicht gehen. Aber sind nackte Männeroberkörper mit grässlichen, vielfarbigen Tattoos rund um die Oberarme, auf dem fleischigen Rücken und der enthaarten Brust angebrachter? Soll es vielleicht ein neonfarbenes Unterhemd sein, möglicherweise in schicker Netzstruktur? Oder wäre ein T-Shirt mit irgendwelchen dusseligen Texten besser, womöglich auch ein Polo-Shirt, und dies natürlich von Lacoste oder Tommy Hilfiger? Und wenn es dann bei Sommerhitze auf einer Strandpromenade nur und unbedingt ein langärmeliges Oberhemd sein muss, darf dieses dann die neumodischen klein karierten Muster an Kragen und Manschettenaufschlägen haben mit mehrfarbigen Knöpfen oder auch dies auf gar keinen Fall? Diese Antworten ist uns der Autor schuldig geblieben, was machen wir da nur? Ich denke, mein Mann wird zur Sommerszeit auch weiterhin von mir gut gebügelte kurzärmelige Hemden tragen – und dies nicht nur auf Strandpromenaden.

Gertraude Mühlenbrock, Hamburg

Kommerz statt Gediegenheit

2. Juni: Ärger im Luxushotel Louis C. Jacob – Warum der Direktor gehen musste

Reichtum verpflichtet, aber nicht nur dazu, Reichtum zu mehren, sondern auch Werthaltiges zu fördern. Das Louis C. Jacob war unter der Leitung Jost Deitmars eine Hamburgensie. Hier atmete noch Geschichte, hier spürte man, was man früher unter hanseatischer Gediegenheit verstand, was heute leider mehr und mehr dem Kommerz geopfert wird. Wenn wir uns etwas ganz Besonderes gönnen wollten, buchten wir bei Jacob und liebten vornehme Unaufdringlichkeit. Jetzt heuert der Besitzer eine Unternehmensberatung an, bei der es nach amerikanischem Vorbild nur ums Geld geht. Feinheit und Atmosphäre sind für die Geldstrategen kein Wert. Es ist für Hamburg ein sehr großer Verlust.

Irene Köster, per E-Mail