Trauerspiel für die Beschäftigten

1. März: Blohm + Voss streicht jede dritte Stelle. Hamburger Traditionswerft ist laut neuem Eigentümer in ,kritischem Zustand‘

Man fragt sich angesichts der aktuellen Maßnahmen bei Blohm + Voss, warum die Lürssen-Werft dieses Unternehmen überhaupt gekauft hat, wenn es doch so dramatisch schlecht dastehen soll. Aufgrund der Insider-Informationen durch den zu Lürssen gewechselten früheren langjährigen Chef der Werft konnten sie doch ziemlich genau einschätzen, was da auf sie zukommt. Das haben sie beim Kauf von Blohm + Voss den beteiligten Politikern, die jetzt so überrascht tun, sicher auch nicht verschwiegen. Der Kaufpreis ist vermutlich so attraktiv gewesen, dass sich ein Einstieg von Lürssen bei Blohm + Voss trotzdem lohnen wird. Ohne die jetzigen Maßnahmen wäre Blohm + Voss wohl komplett in Konkurs gegangen, und alle Mitarbeiter hätten ihren Job verloren. Dass die bisherigen Eigentümer dem offensichtlich erfolglosen Management nicht früher auf die Füße getreten sind, ist ein Trauerspiel, das die Beschäftigten, die entlassen werden, jetzt ausbaden müssen.

Hans-Raimund Kinkel, Hamburg

Verkehrsmoral sinkt

28. Februar: Unterwegs zur Rad-Stadt. Eine neue Verkehrspolitik nimmt die Politik in die Pflicht – aber auch die Radler

Mit Interesse habe ich den Leitartikel gelesen und stimme auch grundsätzlich zu. Schade fand ich den letzten Satz (Kritik an Einbahnstraßenradlern und Rotlichtsündern, d. Red.), und ich frage mich, warum immer wieder einseitig auf die – definitiv vorhandenen – Defizite von Radfahrern beim verkehrsgerechten Verhalten hingewiesen wird. Sicherlich nehmen wir alle die (jedenfalls subjektiv) sinkende Moral der Verkehrsteilnehmer wahr. Doch dies trifft doch nicht nur auf Radfahrer zu. Rotlichtfahrten, Alkohol, Handynutzung, überhöhte Geschwindigkeit, Falschparken auf Fuß-und Radwegen, um nur die wichtigsten Punkte zu nennen, sind doch täglich in großer Zahl bei Autofahrern zu beobachten bzw. den Polizeiverkehrsstatistiken zu entnehmen. Diese Themen werden dagegen wenig in der Presse allgemein und auch in Ihrem Blatt thematisiert. Warum das so ist, erschließt sich mir nicht. Die größere Gefahr für die Unversehrtheit der Mitmenschen geht sicherlich vom Fehlverhalten der Autofahrer aus. Mein Leitsatz: Fahrradfahrer sind keine besseren Menschen, sie bewegen sich nur umweltfreundlicher fort.

Matthias Christen, per E-Mail

Wichtiges Gesprächsthema

Sicher ist eine Radstraße in Övelgönne für Hamburgs Entwicklung zur Fahrradstadt echt nicht so wichtig, und sicher sollte jeder Radfahrer lernen, dass auch für ihn die Straßenverkehrsordnung gilt. Nur im Nebensatz wird erwähnt, dass heute viele über das Radfahren reden. Dabei kommt es gerade darauf an. Nur so entsteht ein breites Bewusstsein, das die Benutzung des Rades als Verkehrsmittel nicht nur berücksichtigt, sondern voraussetzt. Hamburg wurde nach 1945 nun einmal als Autostadt konzipiert. Im Nachhinein kann man bei allem Handlungsbedarf nicht alle Straßen mit Radwegen bestücken. Es geht auch nicht um schöne Ausflugsstrecken, siehe Övelgönne. In Hamburg läuft das nur über ein echtes Nebeneinander von Rad, Auto und Fußgänger. Wenn jetzt viele über das Rad reden, sind wir in diesem Sinne auf dem absolut richtigen Weg.

Ulrich Kolitschus, Hamburg-Sülldorf

Masse statt Klasse

27. Februar: In­ves­to­ren lieben Tra­ve­münde

Leider setzen die Investoren und der Kurdirektor auf Masse statt Klasse. Es soll die Rate von einer Million Übernachtungen geknackt werden. Dies ist aber kein Beweis für Qualität. Die angekündigte Architektur spricht diese Sprache: belanglos. Bauprojekte in allerbester Lage werden dem Massentourismus geopfert zugunsten des Profits. Kenner der schönen Ostseeregion werden sich anderweitig orientieren. Besonders unverständlich: In der bekannten Vorderreihe wurde ein Haus aus altem Bestand mit Biedermeiergiebel abgerissen zugunsten einer neuen Schachtelbauweise.

Gerda Moll, per E-Mail

Muss Bremen Bundesland sein?

27. Februar: Schwerin gehört jetzt zu Hamburg. Die Metropolregion wird erweitert

Die Metropolregion ist ein Anfang. Der nächste vernünftige Schritt wäre der Nordstaat. Das würde Tausende überflüssige Bürokraten einsparen, die in ihren Ländern still vor sich hin werkeln. Warum muss Bremen zum Beispiel ein eigenständiges Bundesland sein? Bremen ist nicht mal eine mittelgroße deutsche Stadt mit einer halben Million Einwohner. Die braucht einen Bürgermeister und nicht zahllose Senatoren und dazugehörigem Anhang, um ihre Miniressorts zu verwalten. Und: Warum gehört Bremen eigentlich nicht zur Metropolregion – wegen Bedeutungslosigkeit?

Hansjörn Muder per E-Mail

Angst vor der AfD

25./26. Februar: Wutanfall im Norden

Wie herzlos, der Autor, und wie sympathisch der Wutanfall von Ministerpräsident Albig gegen die Abschiebungen nach Afghanistan. Die Taliban reißen dort mit Selbstmordanschlägen ungezählte Zivilisten in den Tod. Bundesinnenminister de Maizière selbst läuft bei seinen Besuchen mit schusssicherer Weste durch Afghanistan, erklärt nach seiner Abreise das Land am Hindukusch aber für so sicher, dass man abgelehnte Asylbewerber wieder dorthin zurückschicken könne. Der Autor sollte sich ein paar Beiträge aus ARD und ZDF ansehen, die das traurige Schicksal hilf- und wehrloser Afghanistan-Rückkehrer erschütternd dokumentieren. Nein, es ist die Angst der etablierten Parteien vor der AfD, die sie zu dieser menschenverachtenden Abschiebepraxis à la Trump getrieben hat. Was für eine ekelerregende De-facto-Koalition, die wenigstens noch den Herrn Albig wütend macht.

Christoph Lütgert, Hamburg