Fahrrad fehlt die Lobby

27. Januar: Verfällt Hamburg einem ,Fahr­rad­wahn‘?

Wenn man die ökologischen Aspekte ausklammert, mag aus volkswirtschaft­licher Sicht die Ansicht des Forsa-Chefs Manfred Güllner zumindest vertretbar sein. Sie entbehrt dennoch jeglichem gesunden Menschenverstand. Nicht die Nachfrage entscheidet die Wahl des Verkehrsmittels, sondern das Angebot. Und dieses Angebot besteht eben nicht nur aus einem Fahrrad, sondern auch aus sicheren und gut ausgebauten Fahrradwegen. Kein Mensch fordert einen Totalverzicht auf das Auto, aber man muss sich doch stark wundern, dass bei den Mammutprojekten A-7-Deckel, Kieler Straße und Wilhelmsburger Reichsstraße noch von einem Fahrradwahn in Hamburg gesprochen wird. Ich halte eher das Gegenteil für den Fall, wenn man sich die Initiative gegen die Veloroute 2 in Eimsbüttel ansieht. Wie soll das Fahrrad eine ernst zu nehmende Alternative im Berufsalltag sein, wenn ihm offensichtlich so gravierend die Lobby fehlt? Die zehn Millionen Euro jährlichen Investitionsvolumens in den Radverkehr wirken im Vergleich zu den anderen Summen geradezu lächerlich.

Daniel Drexlin, Elmshorn

Das ist zu viel verlangt

Die Politik tue zu viel für Radfahrer? Dem Radfahrer wird zugemutet, den Feinstaub, die Abgase, die eine an sich gesunde Bewegungsart im städtischen Verkehr schon wieder zu einer gesundheitsgefährdenden macht, klaglos zu schlucken. Muss er auch. Jedoch klaglos hinnehmen, dass sich der Einzelautonutzer auch noch dem Fahrradfahrer gegenüber rücksichtslos überlegen fühlt und gebärdet, ist zu viel verlangt. Müsste der Autofahrer für die Emissionen, die er täglich verursacht, bezahlen, könnten wir die Radwege damit vergolden. Man komme nun nicht mit den Fahrrad-Rambos, die es zweifelsohne gibt, da Negatives durch negative Gegenbeispiele nicht positiver wird.

Anita Schohardt, E-Mail

Degradierte Hauptverkehrsstraße

Ich frage mich, woher der Senat die Dreistigkeit besitzt, sämtliche Hauptverkehrsstraßen dieser Stadt zu besseren Kutschfahrtwegen mit einspuriger Verkehrsführung zu degradieren. Auf den neu geschaffenen Luxusradwegen sehe ich beim morgendlichen Stau im Hamburger Nieselregen jedenfalls keine Radfahrer – auch nicht Herrn Scholz, der dem Fahrrad wohl auch lieber die heimelige Dienstlimousine vorzieht.

Sven Jürisch, per E-Mail

Gabriels andere Seite

27. Januar: Leitartikel Politik im Hin­ter­zim­mer. Unsere Parteien tun sich noch schwer mit Transparenz

Ich habe Respekt vor Sigmar Gabriels Leistung und Belastung aus drei Spitzenämtern. Aber die Art und Weise, wie er seinen Verzicht auf die Kanzlerkandidatur erklärte und gleichzeitig nach dem Außenministerium greift, nämlich als Mediencoup, zeigt noch einmal seine andere Seite. Ihm haftet das Windige, Durchtriebene, Selbstherrliche an. Wähler mögen das nicht, und Politikerverdrossene fühlen sich wieder einmal bestätigt. Die Beliebtheit von Politikern wie Merkel, Steinmeier oder Scholz erklärt sich zum Teil auch dadurch, dass sie integer sind – oder zumindest nach außen darauf achten.

Kay Becker, Hamburg

Negativ für den Artenreichtum

26. Januar: Tausende unterzeichnen
Petition gegen Wolfs-Tod

Da erleben wir die Rückkehr eines der bei uns scheinbar ausgerotteten Tiere und den Politikern fällt kaum etwas anderes ein, als diese Tiere wieder zum Abschuss freizugeben. Was heißt denn bei einem Tier „auffälliges Verhalten“, ein Wildtier sucht sich sein Revier, und es sucht Futter. Und das ist das Problem unserer Wegwerfgesellschaft: Was nicht mehr gegessen wird, wird weggeworfen und lockt so Tiere an. Hinzu kommt, dass unsere Dörfer und Städte häufig wesentlich abwechslungsreicher gestaltet sind als die landwirtschaftlich einheitlichen Flächen. Vergrämen und Vertreiben sollten die ersten Maßnahmen sein, doch die benötigen Einsatz und Zeit. Der Abschuss ist eine kurzfristige, aber endgültige Lösung, einfach und seit Jahrhunderten erfolgreich – mit all ihren negativen Folgen für den Artenreichtum. Auf der anderen Seite zeigt dieser Beschluss auch, dass wir zwar gerne mit der Natur und ökologisch leben wollen, aber nur solange die Natur nach unseren Regeln und Vorstellungen „funktioniert“. Tut sie das nicht, dann soll sie verändert werden.

Rüdiger Ramm, per E-Mail