Beweissicherung durch Kameras

15. Dezember: Was geschah in der
Sil­ves­ter­nacht? Wie eine Richterin, ein
Staranwalt und Journalisten ein Opfer der Übergriffe ein weiteres Mal leiden lassen

Das macht Qualitätsjournalismus aus – ein Artikel, der ausführlich und weitestgehend sachlich Hintergründe zu einem brandaktuellen Thema beleuchtet. Auch wenn man nicht alle Wertungen teilen muss, wird doch die schwierige Gemengelage für unseren Rechtsstaat deutlich: Einerseits sollen neue massenhafte Übergriffe vor allem auf die weibliche Bevölkerung verhindert und geahndet werden, andererseits steht man vor nur sehr schwer zu überwindenden Beweisproblemen angesichts bisher so nicht gekannter gruppendynamischer Prozesse. Allerdings ist es das gute Recht von Strafverteidigern, die Interessen ihrer Mandanten zu vertreten – da müssen Polizei und Staatsanwaltschaft belastbare Nachweise liefern. Ein ungutes Gefühl bleibt allerdings, wenn nicht einmal das Gericht die erheblichen physischen und psychischen Beschädigungen der Opfer angemessen würdigt und dann auch noch die Arbeit der Polizei zu Unrecht abwertet. Derartige Übergriffe müssen möglichst von vornherein verhindert, aber auf jeden Fall durch Überwachungskameras gerichtsfest so dokumentiert werden, dass die Täter überführt werden können. An dieser Stelle muss der Datenschutz zurücktreten.

Olaf E. Wirth, Undeloh

Journalistische Meisterleistung

Was für eine Reportage! Sachlich, neu­tral, aufklärend, beleuchtend, auf- und anrührend. Ich ziehe den Hut vor solch einer journalistischen Leistung. Glückwunsch, Herr Schöttelndreier, und dem Hamburger Abendblatt.

Rüdiger Steffen, Duvenstedt

Nüchterne Bewertung

16. Dezember: Sportplatz: Warum ­Beiersdorfer kein Sportchef bleiben kann

Als HSV-Fan und Außenstehender musste man in den letzten Tagen den Eindruck bekommen, dass es nur eine Sache gibt, die noch schwerer wiegt als die sportliche Talfahrt des HSV: das Ende von Dietmar Beiersdorfers Wirken im Verein. Umso erfreulicher fand ich deshalb, dass Kai Schiller mit seinem Kommentar die Dinge nüchtern bewertet, eingeordnet und auf die Füße gestellt hat. Es wäre tatsächlich grotesk, wenn man Beiersdorfer in einer Funktion beließe, deren unbefriedigendes Ausfüllen zu seiner Abberufung geführt hat. Insofern: Ja, danke Didi! Und Bruchhagen und Gisdol ein glücklicheres Händchen bei der Verpflichtung eines Sportchefs und der Zusammenstellung des Kaders.

Tilman Berg-Schlosser, per E-Mail

Gewonnen wird auf dem Feld

Was der Reporter ausdrücken möchte, bleibt unklar. Es wird erläutert, dass Beiersdorfer alle Personalentscheidungen falsch getroffen hat, was ihn zukünftig auch als Sportchef ausschließen soll. Am Ende kommt er auf die Idee, der Scheidende könnte die geplanten Wintertransfers noch realisieren. Also erst zu schlecht für Personalentscheidungen, dann gut genug. Wer versteht diese Aussage? Möglicherweise könnte es helfen, wenn von draußen weniger „reingeschrieben“ wird. Beiersdorfer bleibt, und einige der Spieler werden ernsthafter hinterfragt. So besonders die 2, 5, 10, 22 oder mit Abstrichen auch die 28. In der Woche bei Geschäftseröffnungen aktiv werden (im Abendblatt dokumentiert), einen Facebook-Post nach dem anderen abschicken, aber sonnabends keinen Ball zum eigenen Mitspieler bringen: Das zeigt wohl die Prioritätensetzung auf. Gewonnen wird auf dem Spielfeld.

Martin Meffert, Hamburg

Ideologisch geprägte Vision

15. Dezember: Große Ver­kehrs­stu­die: Hamburg landet auf dem letzten Platz

Auch wenn die Kriterien, wie das Ergebnis der Studie zustande gekommen ist, weitestgehend im Dunkel liegen, so ist es doch Tag für Tag erkennbar: Hamburg hat ein Problem mit der Verkehrspolitik.

Es ist nicht so sehr der Straßenverkehr, dessen Aufkommen ständig wächst. Es ist die ideologisch geprägte Vision von einer Fahrradstadt und das Außerachtlassen der Tatsache, dass Hamburg nicht nur eine Großstadt, sondern auch ein bedeutender Standort von Industrie, Gewerbe und Handel ist, was den Straßenverkehr zunehmend einschränkt und ihn für alle Beteiligten, aber vor allem für Radfahrer, gefährlicher macht. Eine Besinnung der Politiker auf die eigentlichen Erfordernisse an eine wachsende Metropole ist dringend erwünscht. Wer Fahrbahnen verengt oder zu Parkplätzen umfunktioniert, darf sich über wachsende Staus und zunehmende Unfallzahlen mit Radfahrern nicht wundern. Wer Zuzug wünscht und Wohnungen baut, muss auch dafür sorgen, dass der zunehmende Verkehr ausreichend Platz in der Stadt findet.

Peter Vogel, Seevetal

Senator will alles auf einmal

14. Dezember: Fernwärme: Der Senat hat kein Konzept

Kündigt sich hier das nächste Großprojektdrama an? Die Hamburger haben entschieden, das Fernwärmenetz wie das Stromnetz zu verstaatlichen. Bei Letzterem fallen bereits Verluste an, obwohl dies vor der Entscheidung immer verneint wurde. Nun ist der Hamburger Behördenapparat mit der Neukonzeption der Fernwärmeversorgung betraut. Herr Kerstan sagte: „Wir werden Dinge tun, die in der Welt noch nicht getan wurden“ und „Wir stehen vor einer Riesenherausforderung“. Das heißt, es sollen Technologien zum Einsatz kommen, die es bisher noch nicht gibt. Geht es nicht ein wenig kleiner? Es soll auch noch bezahlbar sein, so Herr Kerstan. Hamburgs Baubehörde ist an der Elbphilharmonie fast gescheitert und konnte den Bau nur mit einer riesigen Kostenüberschreitung fertigstellen. Der Umweltsenator will alles auf einmal, und wir werden erleben, dass die Dreckschleuder in Wedel mit viel Geld nochmals ertüchtigt werden muss, um die technische Lebensdauer zu verlängern, damit die Hamburger nicht frieren müssen, bis tatsächlich ein umsetzbares Konzept steht.

Gerd Meyer, per E-Mail