Der Mensch ist das Problem

5. Dezember: Krabben? Un­be­zahl­bar! Deutsche Fischer fangen in diesem Jahr etwa 40 Prozent weniger. Das Nord­­see-Tier wird zum Luxusgut

Die Ursache für die Krabbenknappheit bei einem Fisch zu suchen ist die typische Reaktion des Menschen auf ein von ihm selbst ausgelöstes Problem, und das heißt nach wie vor Überfischung. In einem stabilen Ökosystem würde sich der Bestand von Krabben und Wittlingen durch natürliche Regulation die Waage halten. Tritt jedoch der Mensch dazu, so gerät dieses System leicht aus den Fugen.

Michael Kohn, per E-Mail

Aufs Krabbenbrot verzichten

Hier macht es sich die Krabbenindustrie sehr leicht, indem sie die Schuld am Rückgang der Krabben beim Wittling sucht. Sicherlich gibt es Bestandsschwankungen bei diesem Fisch, aber andere Fischarten, die ebenfalls Garnelen fressen, sind stark zurückgegangen. Die wahren Gründe für den Rückgang der Garnelen liegen bei der Überfischung und der Umweltverschmutzung. Man sollte außerdem hinterfragen, ob es ökologisch vertretbar ist, die Krabben zur Verarbeitung ins Ausland zu schicken und wieder zurück nach Deutschland. Ich verzichte dann lieber auf das Krabbenbrot.

Heinz Peper, Fischereibiologe, Hamburg

Gipfeltreffen in der Kaserne

5. Dezember: OSZE-Gip­fel – Stein­meier bittet Hamburger um Ver­ständ­nis und spricht von ,Chance für die Hanse­stadt‘

Herzlichen Dank für die Blumen, Herr Steinmeier. Aber ein so wichtiger Gipfel für Europa, ja sogar für den Weltfrieden sollte für die Gipfelteilnehmer nicht in einer weltoffenen Stadt stattfinden, die so viel Zerstreuung bietet, sondern in einem Umfeld, welches von Natur aus einen hohen Sicherheitsstandard bietet. Ich empfehle Ihnen hierzu eine Kaserne. Dann können sich die Gipfelteilnehmer vollkommen fokussiert auf die wichtigen Themen dieser Welt konzentrieren, und wir können sehr hohe Kosten sparen. Wir brauchen keine 13.000 Polizisten in der Stadt, und Sie brauchen Hamburg nicht mit einer Kampagne zu überziehen, alles bezahlt aus dem Steuersäckel. Zu Ihrem Argument der Außendarstellung der Stadt Hamburg kann ich Ihnen nur mitteilen, dass wir uns gerade ein 750-Millionen-Euro-Gebäude geleistet haben, welches wohl bis in den letzten Winkel der Welt wahrgenommen wurde. Dies ist erst mal genug für die nächsten zehn Jahre.

Marco Haidvogl, per E-Mail

Lukrative Ämter im Bundestag

5. Dezember: ,Kompetenz ist wichtiger als das Ge­schlecht‘. Hamburgs CDU-Chef Roland Heintze über den Aufstand der Frauen in seiner Partei

Es gibt also in Hamburg nach Meinung von CDU-Chef Heintze wichtigere Themen als die Frage, wie die Liste der Hamburger CDU zur Bundestagswahl zusammengekungelt worden ist. Da Hamburg derzeit gut regiert wird, kommt der Bundestagsliste für Hamburger CDU-Kandidaten eine hohe Bedeutung zu, wenn jemand ein lukratives Amt anpeilt. Dass das die Männer lieber unter sich ausmachen, sollten sich die Frauen gut anschauen – und entsprechend reagieren. Wenn männliche Nullnummern auf die besten Listenplätze gesetzt werden und Frauen erst auf Platz fünf vorkommen, stimmt etwas nicht.

Jörg Ökonomou, Hamburg

Still und leise abgetreten

5. Dezember: Kein Interesse an Brei­ten­sport. Berner Win­ter­laufse­rie nach 40 Jahren ein­ge­stellt. Or­ga­ni­sa­to­ren-Ehe­paar Heinisch findet keine Nach­fol­ger

Wir, der Sportverein Eidelstedt, haben 2013 unseren Adventslauf wegen fehlender Kampfrichter eingestellt – nach 28 Jahren. Es gibt keinen Nachwuchs mehr und schon gar keinen „ehrenamtlichen“. Ich konnte es nicht mehr verantworten, meine Kampfrichter fünf Stunden bei Kälte in den Wald zu stellen, denn wir hatten keinen Unterstand in einer Schule zum Umziehen und Aufwärmen – bei uns geschah alles im Wald rund um die „Hundewiese“. Jeder „Finisher“ erhielt einen Schokoladenweihnachtsmann. Für die 100 bis 220 Teilnehmer war dies ein großer Anreiz. Der Zeitplan war genau ausgeklügelt, und es gab jedes Jahr sogar einen Pokal für die besten zehn Schülerinnen und Schüler in jedem Jahrgang und eine Urkunde für die besten sechs. Nun machen wir den Adventslauf nicht mehr und sind froh, dass alles vorbei ist. Wir haben kein Wort darüber verloren und sind einfach „abgetreten“. Kein Interesse für den Breitensport. Ich bin allerdings auch schon 80 Jahre alt.

Heike Holm, Hamburg

Bewusstsein verändern

2. Dezember: Mehr Geld und Selbst­be­stim­mung für Be­hin­derte. Bundestag beschließt Bundesteilhabegesetz

Ich stand am Freitag gegen halb acht Uhr abends an der Bushaltestelle beim Musicaltheater an der Holstenstraße und wartete auf den Bus. Unter den vielen Wartenden waren auch zwei Behinderte. Die junge Frau saß im Rollstuhl, ihr Begleiter war schwer gehbehindert. Die Busse kamen in rascher Folge, aber sie waren so überfüllt, dass für das behinderte Paar keinerlei Möglichkeit bestand, einzusteigen. Schließlich versuchten die beiden ihr Glück beim Taxistand, der sich unmittelbar an die Bushaltestelle anschließt. Auch dort herrschte kurz vor dem Beginn des Musicals Hochbetrieb. Vier Taxifahrer weigerten sich, die beiden einsteigen zu lassen, mit der Begründung, es gäbe keinen Platz für den Rollstuhl. Das war Unfug, der Rollstuhl war zusammenklappbar. Schließlich kam Hilfe von zwei Sanitätern aus dem Stage-Theater. Sie machten einem Taxifahrer klar, dass es seine Pflicht sei, die beiden mitzunehmen. Das neue Gesetz ist richtig und gut, aber ebenso wichtig ist offenkundig ein Wandel im Bewusstsein und im Alltagsverhalten all derer, die die betroffenen Mitbürger an ihrer gleichberechtigten Teilhabe hindern und sie dadurch erst zu „Behinderten“ machen.

Peter Schütt, Hamburg