In der Welt ohne Bedeutung

3./4. Dezember: Hamburg – werden wir jetzt Weltstadt? Weltweit sind Medien fasziniert von der Elbphilharmonie. Hansestadt dürfte noch beliebter werden

Hamburg wird auch durch die Elbphilharmonie nicht zur Weltstadt. Denn gleichzeitig wird die einzige Nonstop-Flugverbindung von Hamburg in die USA – zumindest vorübergehend – eingestellt. So wie es Delta Airlines schon vor einigen Jahren machte, und zwar mangels Nachfrage. Es reicht eben nicht, ständig den Satz „Hamburg ist die schönste Stadt der Welt“ vor sich her zu tragen. Für eine Weltstadt ist Hamburg nicht nur zu klein, sondern auch international einfach zu unbedeutend. Wer anderes behauptet, dürfte kaum aus Deutschland herausgekommen sein.

Bernd Glodek, Hamburg-Schnelsen

Weltstadt schon seit 1189

Die Weltstadt-Frage schien bisher als geklärt, seit Hamburg sich 1189 das Hafenrecht ergaunerte. Das führte dazu, dass Hamburgs Hafen inzwischen Chinas wichtigster Umschlagplatz für Europa wurde und in St. Petersburg Kaianlagen mit Schienenverbindung nach Moskau betreibt. In Hamburg ist der Internationale Seegerichtshof zu Hause. Nicht nur Airbus sorgt dafür, dass Hamburg in Sachen Luft- und Raumfahrt den dritten Platz in der Welt einnimmt. Rang drei gilt auch den Musicals. Und Hamburg wird als „Welthauptstadt der Windenergie“ bezeichnet. Hamburg ist global gut vernetzt, das zeigen auch die Partnerstädte: St. Petersburg, Marseille, Shanghai, Leon, Osaka, Prag, Chicago und Dar­essalam. Rund 3000 ausländische Firmen gibt es in Hamburg. Rund 300.000 Ausländer aus über 40 Nationen wohnen in Hamburg. Und demnächst findet hier die OSZE-Tagung statt. Werden wir Weltstadt? – Nee, wir sind es! – Und das auch noch, wenn Dänemark Hamburg-Süd kauft und Transatlantik-Flüge eher von Frankfurt starten und wir Olympia für verzichtbar halten.

Günther Döscher, per E-Mail

ÖPNV attraktiver machen

1. Dezember: Europas schlimmste Stau-Falle liegt in Hamburg. Der tägliche Verkehrsstillstand verursacht Milliardenschäden in der Stadt

Diejenigen, die sich über die Staus beschweren, vergessen leider oft, dass jeder Autofahrer, der im Stau steht, ein Teil dessen und somit Mitverursacher ist. Die Hochbahn hat mit dem Slogan „Ich hole die Autos von den Straßen“ die Lösung des Problems frei Haus geliefert. Deshalb wird es höchste Zeit, dass der ÖPNV weiter ausgebaut und attraktiver gemacht wird.

Armin Brandes, Hamburg

Geringe Bevölkerungsdichte

Dass das Autofahren (und das Busfahren übrigens auch) in Hamburg seit einiger Zeit keinen Spaß mehr macht, ist meines Erachten den unzähligen Baustellen zu verdanken. Das Abarbeiten des Erhaltungsrückstands fordert seinen Tribut. Hinzu kommen die Erweiterungsarbeiten auf der A 7, deren Folgewirkungen den ganzen Westen Hamburgs in Mit­leidenschaft zieht. Die Begründung der Studienautoren, dass auch die hohe Bevölkerungsdichte Hamburgs eine der Ursachen ist, ist dagegen völlig abwegig. Hamburg hat eine der geringsten Bevölkerungsdichten europäischer Metropolen. Beispiele: London 5400 Einwohner pro km2, Barcelona 15.800, Paris 21.150, Berlin 3900. Nur Rom (2200) und Köln mit 2600 liegen ungefähr auf Hamburger Niveau, welches bei knapp 2400 liegt. Selbst, wenn Hamburg tatsächlich mal zwei Millionen Einwohner haben sollte, steigt die Bevölkerungsdichte nur auf das Niveau von Köln. Ein Weltuntergangsszenario für das „grüne Hamburg“ lässt sich daraus ganz sicher nicht ableiten.

Bernd Plath, Hamburg

Zusätzliche Umweltbelastung

2. Dezember: Bus­be­schleu­ni­gung bringt gut fünf Minuten auf der Linie 5

Die Kosten für die Busbeschleunigung sind nicht nur verschwendete Steuer­gelder, sondern stellen zusätzlich eine Umweltbelastung für Hamburg dar. Durch die zusätzlichen Rotphasen entstehen mehr Staus als bisher. Im Feierabendverkehr bezweifle ich die vermeintliche Verbesserung der Fahrtzeit auf der Linie 5 ohnehin. Es staut sich beginnend am Lokstedter Steindamm bis Niendorf Markt, und nicht die gesamte Strecke ist mit der Busspur versehen, sodass die Busse ebenfalls im Stau stehen. Eine hausgemachte Situation, die mit den veränderten Ampelphasen zu tun hat, die der Busbeschleunigung dienen sollten. Das betrifft insbesondere die Ampelschaltungen an der Hoheluftbrücke und in Höhe Nedderfeld. Eine Farce ist das Ganze.

Bernd Weiher, per E-Mail

„Fine Arts Campus“ passt nicht

1. Dezember: Neues Viertel für 2000 Menschen nahe der City. An der Marckmannstraße in Rothenburgsort sollen rund 650 Wohnungen entstehen

Es freut mich sehr, dass man sich jetzt des Stadtteils Rothenburgsort besinnt und Pläne macht für Wohnungen, Handwerk und Gastronomie und natürlich auch Appartements für Studenten, Menschen mit Behinderung und junge Flüchtlinge. Aber warum alles in der Welt ist hierfür der scheußliche Name „Fine Arts Campus“ geboren worden? Müssen denn immer wieder und aufs Neue englische Begriffe gefunden werden? Warum müssen Quartiere upTown­houses – designed by 8 architects, Marco-Polo-Tower, Channel-Tower, Park Lane, Science- und Intelligence Quarter, The Bridge, Smart Price House, Floating Home oder Lighthouse Zero heißen? Nicht zuletzt wurden mit der Aktion des Herrn Bürgermeisters „finding places“ für Flüchtlinge gesucht. Klingt das Englische etwa eleganter oder weltoffener? Gibt die deutsche Sprache nichts mehr her? Liebe Architekten, Städtebauer und Projektentwickler, haltet inne, besinnt euch! „Fine Arts Campus“ – das passt irgendwie überhaupt nicht zum liebenswerten und gestandenen Stadtteil Ro­thenburgsort.

Klaus Lang, Hamburg