Ein aufbauender Kommentar

28. November: Unser Land ist kein Pfle­ge­fall. Der Blick geht verloren, was bei uns alles gut ist

Die kollektive Schuld und Verantwortung, die Deutschland sich mit den unfassbaren Gräueltaten im Dritten Reich aufgeladen hat, haben eine schamerfüllte Sprachlosigkeit unter seinen Bürgern ausgelöst, die generationsübergreifend bis heute nicht überwunden ist. Trotz vorbildlicher Aufarbeitung der Geschichte sind wir immer noch weit davon entfernt, selbstverständlich und laut zu sagen, dass wir heute auf unser Deutschland, in dem die meisten von uns seit vielen Jahren in Sicherheit und im Wohlstand leben, stolz sein dürfen. Werden bei solcher Aussage nicht gleich die Augenbrauen hochgezogen und wird sich nicht gleich die Frage gestellt, ob das Gegenüber vielleicht zu weit rechts steht? In den Nachrichten sehen wir täglich schreckliche Bilder aus Kriegsgebieten, in denen unschuldigen Menschen, die schon in Friedenszeiten unter bitterer Armut und in vertrockneter Ödnis leben müssen, furchtbares Leid angetan wird. Im selben Augenblick geben wir zu, dass es uns gut geht, um kurz darauf wieder unser Schicksal und unsere Zukunftsängste zu beklagen. Danke für den klugen und aufbauenden Kommentar, der hoffentlich dazu beiträgt, dass immer mehr Deutsche die Aussage „Uns geht es gut“ zu einer Lebenseinstellung machen und jeder nach seinen Möglichkeiten aktiv dabei mitwirkt, dass uns die staatlichen Grundlagen dafür erhalten bleiben. Dann können wir auch mit Recht sagen, dass wir auf unser Land stolz sind und dass es uns gut geht.

Sibylle Hallberg, Pinneberg

Fragwürdige Datenauswahl

26./27. November: Hamburg ist heute at­trak­ti­ver, klüger, sicherer. In der Han­se­stadt hat sich in den ver­gan­ge­nen 25 Jahren vieles ver­bes­sert

Die Auswahl der Daten in den wesentlichen Bereichen wie Bevölkerung, Arbeit und Soziales erscheint mir fragwürdig. Als Ausgangspunkt werden drei verschiedene Jahreszahlen genannt 1989 (Einkommensentwicklung), 1999 (Sozialversicherungspflichtige Beschäftigte) und 2011 (Sozialhilfeempfänger). Besser wäre es gewesen, Grafiken für die Gesamtentwicklung zu zeigen, beginnend mit einem gemeinsamen Ausgangspunkt. Der Durchschnittswert bei den Einkommen verzerrt das Bild. Der Anteil derjenigen, die unter prekären Bedingungen arbeiten, wird genauso ausgeblendet wie der Anteil der Gutverdiener. Und wie sieht es mit der Inflationsrate aus? Man hat den Eindruck, es werden nur die Rosinen aus dem Kuchen gepickt, die uns ein Wohlgefühl suggerieren sollen.

Rolf Urban, Glinde

Nicht alles ist besser geworden

Auch wenn ich ebenfalls das allgemeine Gejammere von der angeblich guten alten Zeit nicht teile, so taugen einige der genannten Beispiele nicht als Beleg dafür, dass es gegenüber früher besser geworden ist. So ist der massenhafte Zuzug in die Stadt mit den damit verbundenen Nebenerscheinungen, wie Überlastung der Infrastruktur und steigenden Mieten, keineswegs eine Verbesserung, sondern eher eine Verschlechterung der Lebensqualität. Und die kürzeren Verweildauern im Krankenhaus haben in der Regel nichts mit der gestiegenen Qualität der medizinischen Behandlung zu tun, sondern sind eine Folge der seit 2003 gültigen Vergütung von Krankenhauskosten nach Fallpauschalen. Danach ist es für ein Krankenhaus günstiger, den Patienten möglichst frühzeitig zu entlassen. Als noch jeder einzelne Liegetag vergütet wurde, war das natürlich genau umgekehrt.

Peter Westendorf, Hamburg

Ein Unwort nervt

26./27.11.16 Leserbrief der Woche Schimpfwort Gutmensch

Ich möchte Frau Uecker für ihren „Leserbrief der Woche“ danken. Ich kann nur jedes Wort unterstreichen. Auch ich ärgere mich maßlos über die vielen Leserbriefe, welche dieses Unwort des Jahres 2015 so stereotyp verwenden. Es langweilt und nervt. Es ist eine absolute Respektlosigkeit allen engagierten und couragierten Bürgern gegenüber, welche z. B. in der Flüchtlingshilfe und in vielen anderen Bereichen des öffentlichen Lebens aktiv tätig sind, diese als naiv, dumm und weltfremd zu verunglimpfen.

Jörg Heimbach, Hamburg

Altersrente abschaffen?

26./27. November: Die Rente bleibt eine Baustelle

Die vor über 100 Jahren lobenswerterweise durch die SPD initiierte Einführung der Altersrente hat sich inzwischen zu einem Rentenmonstrum aus Altersrente, Erwerbsminderungsrente, Betriebsrente, Riesterrente und Solidarrente sowie Grundsicherung entwickelt. Der Grund dafür ist, dass unsere Politiker den mündigen Bürger – immerhin haben heute etwa 55 Prozent der Schulabgänger in Hamburg Abitur – immer noch für unfähig halten, für ihr Alter selber vorzusorgen. Warum schaffen wir die Altersrente nicht einfach ab? Der Arbeitnehmer hätte inklusive Arbeitgeberanteil etwa 18,7 Prozent mehr Geld in seiner Lohntüte. Die kann er selbstbestimmt in Alterssicherung anlegen oder auf den Kopf hauen. Vielleicht müssen wir wieder lernen, mit sichtbarer Altersarmut zu leben, wie sie Jahrhunderte zum Alltag gehörte. Die Kirchen wären wieder gefordert, und die Ehrenamtlichen hätten ein zusätzliches Betätigungsfeld.

Hans-Peter Hansen, Hamburg

Mit den Füßen abstimmen

26./27. November: Dro­ge­rie­markt dm kauft bei Kon­kur­renz Son­der­an­ge­bote

Es ist schon erstaunlich, wie schnell ein großes Unternehmen wie dm bereits in der zweiten Generation so degenerieren kann. Da kaufe ich doch lieber beim Original. Ich denke, die Hamburger und Hamburgerinnen sind intelligent genug zu wissen, dass man auch mit Füßen abstimmen kann.

Jutta Kodrzynski, Hamburg