Die Worte haben getroffen

12./13. November: Kolumne Schumachers Woche. Meine Trump-Lektion. Ich gestehe: Ich habe nicht hingeguckt. Ich wollte nicht wissen, warum Menschen in ihrer Wut versinken

Ich bin weder Journalist noch Politiker. Wie kommt es da bloß, dass mich die selbstkritischen Worte Hajo Schumachers so treffen, als seien sie an mich gerichtet? Genau, weil sie letztlich an jeden gerichtet sind. Und er hat so recht! Wir alle müssen genauer hingucken, nach allen Seiten und insbesondere auf uns selbst. Verantwortung hat in der Demokratie jeder Bürger. Zumindest wenn es ans Wählen geht. Was hilft es zu schwadronieren, die Politik habe den Einzelnen nicht erreicht? Wenn wir aufmerksam und uns unserer Verantwortung bewusst sind, hat der viel bemühte Populismus keine Chance. Rund 42 Prozent der Amerikaner haben nicht gewählt. Das sagt eigentlich alles.

Ulrich Kolitschus, Hamburg-Sülldorf

Den Spiegel vorgehalten

Die Beiträge von Herrn Schumacher – immer etwas provokativ-persönlich-herausfordernd und gegen den Abendblatt-Strich – lese ich überwiegend mit großem Interesse. Das gilt für die „Trump-Lektion“ in besonderem Maße: ehrlich und zugleich ein Spiegel mit hohem „Wiedererkennungswert“ für manche Leser, mich eingeschlossen. Danke.

Holger Radtke, per E-Mail

Angst berechtigt nicht zu Hass

Habe ich das richtig verstanden? Man braucht nur ordentlich Angst zu haben und sich sozial abgehängt fühlen, dann darf man Bürger anderer Länder, Angehörige anderer Religionen, Menschen mit nicht-weißer Hautfarbe und Homosexuelle hemmungslos und aufs Übelste beschimpfen und frauenverachtende Sprüche reißen? Wie kommt es, dass plötzlich diejenigen die Bösen sind, die sich dagegen verwahren und dies auch deutlich so sagen? Wann genau wurde aus dem Einstehen für christliche, demokratische und liberale Werte eine „ebenso bequeme wie widerwärtige Heute-Show-Attitüde“? Was ist mit den Ängsten derjenigen, gegen die aus dem Trump-Lager voller Hass gehetzt wurde und die jetzt in den USA zunehmend bedroht werden? Wer unterstützt jetzt diese Menschen, wenn nicht diejenigen mit der „bildungsbürgerlichen Arroganz“, die sich noch ein gewisses Maß an Menschlichkeit und Toleranz bewahrt haben?

Isa Baumgart, Hamburg

Eine neue politische Kultur

Das Bildungsbürgertum übt sich in Selbstkritik. Das ist gut für alle und bietet die Möglichkeit, neu zu denken, vor allem aber neu zu handeln! Für Politikerinnen und Politiker in den Parlamenten und Parteien könnte es bedeuten, anderen Positionen mit Wertschätzung und Achtung statt mit Ausgrenzung und Verachtung zu begegnen. Welches Signal geht an die Gesellschaft, wenn von einer Partei der Antrag einer anderen Partei abgelehnt wird – und später derselbe Inhalt in einem eigenen Antrag gestellt wird. Hier werden fahrlässig Chancen vergeben zu zeigen, wie ein Miteinander verschiedener Positionen geht. Hier wäre die Chance, Andersdenkende ernstzunehmen, sich wechselseitig im Blick zu haben, um sich dann gemeinsam auf den Weg zu machen. Die Medien sind an zugespitzten Konflikten interessiert, nicht am mühsamen Prozess der Aushandlung. Wo sind die Berichte über gelungene Aushandlungs- und Veränderungsprozesse? Das Hamburger Abendblatt könnte verantwortungsvoll seiner Rolle als umfassende Informationsquelle nachkommen und über Personen berichten, die als Brückenbauer, als Vorbilder fungieren. Herr Schumacher, danke für die Kolumne. Ich hoffe sehr, dass sie der Beginn einer neuen politischen Kultur ist und nicht nur ein Strohfeuer.

Eva Pertzborn, per E-Mail

Qualität tut not

Danke für Ihren Artikel. Sie weisen auf Wallraff hin, der Wochen für seine qualitätsvollen Recherchen brauchte. Heute wird von jedem Journalisten erwartet, er könne sich zu jedem Thema innerhalb von Stunden qualifiziert äußern. Kommerz verdrängt Qualität. Wir müssen nicht so schnell sein und wieder zu einem sauber recherchierten Sachverhalt kommen. Ich denke, wir haben uns zu lange auf dem Qualitätsbonus, der von Journalisten wie Wallraff erarbeitet wurde, ausgeruht und gelebt. Jetzt sind wir zum Stammtisch geworden. Es heißt: Aufwachen. Qualität tut not.

Uwe Holler, Wedel

Genauer hinschauen

Für den gelungenen Kommentar möchte ich mich bedanken, da er voll den Kern der Sache trifft. Als Bürger dieses Landes frage ich mich, über welch verengte Sicht doch viele Politiker verfügen, die in dieser Zeit noch weiterhin Forderungen nach der Privatisierung von Autobahnen, Ceta, TTIP usw. erheben. Können oder wollen sie nicht sehen? Hat der Privatisierungs-Globalisierungs-Wahn mit den verbundenen Bankenrettungen nicht genug Schaden angerichtet? Wer sich nicht der Mühe unterzieht, genau hinzuschauen, zu hinterfragen und dann vorteilsneutrale Schlüsse in Ergebnisse umsetzt, hat es nicht verdient zu regieren bzw. zu gestalten. Politische Beschlüsse, in vielen Fällen EU-Regelungen, sind heute nicht mehr glaubwürdig zu vermitteln. Sind das alles Idioten? Die Politik sollte dringend darüber nachdenken, denn diese „Idioten“ werden im nächsten Jahr wählen.

Wolfgang Verhaaren, Ammersbek

Danke für die Selbstkritik

Sie haben die Mehrheit der journalistischen Aussagen in den vergangenen Wochen und Monaten in Bezug auf den Präsidentschaftskandidaten in den USA auf den Punkt gebracht. Vielen Dank für die offene Selbstkritik. Der Wunsch kann nicht Vater des Gedanken sein, sondern die objektive Betrachtung vor dem Hintergrund der historischen Ereignisse und der gesellschaftlichen Entwicklung. Der Brexit sollte uns das bereits gelehrt haben.

Sabine H. Hummerich, Hamburg