Unkoordinierte Baustellenplanung

5. Oktober: Eine Woche in Hamburgs Stau – das Tagebuch. Für Martin Kopp aus Marmstorf ist schon der Weg zum S-Bahnhof eine Geduldsprobe

Der Bericht von Martin Kopp entspricht den Tatsachen, was sich täglich in und um Hamburg auf den Straßen abspielt. Eine Katastrophe, aber Hamburg hatte schon immer keine Koordination bei der Baustellenplanung.

Heidi Börck, per E-Mail

Lieber mit dem Fahrrad fahren

Ich kann das Gejammere über die täglichen Staus nicht mehr hören. Wenn man sich für eine Strecke von vier Kilometern von Marmstorf nach Harburg ins Auto setzt, anstatt das Fahrrad zu nehmen oder für die Strecken von Othmarschen nach Poppenbüttel oder Ottensen die S-Bahn zu nutzen, dann kann ich nur noch den Kopf schütteln. Mit solch einem Verhalten werden Staus erst produziert.

Patrick Mahler, per E-Mail

Kindern die Natur näherbringen

5. Oktober: Grüne Le­bens­lü­gen. Umweltschutz ist den Deutschen wichtig – leider vor allem auf dem Papier

Nur wenige Hamburger wissen, dass das Wittmoor im Nordosten unserer Stadt ein renaturiertes Hochmoor ist, der Rhododendron auf dem Ohlsdorfer Friedhof kein heimisches Gehölz ist und dass der Hamburger Stadtpark mehr Natur zu bieten hat als die große Grillwiese. Zahlreiche Wild- und Heilkräuter säumen den Wegesrand, und Baumraritäten aus fernen Ländern zeigen eine gelungene Integration auf. Wer unseren Kindern zeigt, wo der Biber und der Eisvogel leben, der erntet später nicht nur auf dem Papier Umweltschutz. Das Wissen über die Natur steht für Lebensqualität und ist letztendlich auch unsere Lebensgrundlage.

Angela Dreyer, Naturführerin der Loki Schmidt Stiftung, Hamburg

Uralttechnik statt Zukunftssignal

4. Oktober: Ha­fen­fäh­ren erhalten Elek­tro­mo­to­ren. Neue Schiffe behalten die typische Form, bieten aber deutlich mehr Platz für Passagiere

Dass die Dieselmotoren umweltfreund­licher sein werden als die aktuell in den Fähren verbauten Maschinen, sollte man annehmen, erst recht mit entsprechender Filtertechnik. Ob sie auch sparsamer sind, mag die Praxis erweisen. Immerhin wird durch die Umwandlung der Energie von mechanischer in elektrische und wieder zurück kein optimaler Wirkungsgrad erzielt. Und natürlich können die Motoren nicht permanent im optimalen Lastbereich gefahren werden, denn Lastwechsel wird es ebenso viele geben wie jetzt. Das wird entweder über die Drehzahl des Dieselmotors geregelt, oder aber dieser läuft dauernd nahe Volllast, was ganz sicher kein Umweltplus wäre. Viel wichtiger aber erscheint mir der Aspekt, dass auf eine Uralttechnik gesetzt wird, statt endlich mal ein Zeichen zu setzen. Warum konzipiert man dieses neue Schiff nicht mit einem Antrieb, dem Flüssiggas als Brennstoff dient? Das ist technisch inzwischen kein Neuland mehr, es fahren bereits etliche Schiffe damit, bis hin zu großen Passagierschiffen. Das wäre mal ein Signal für die Stadt und ein Leuchtturmprojekt weit über Hamburg hinaus. Da das Schiff von Sietas etwas breiter wird, wäre auch genug Platz für die Tanks. Allein die Versorgung müsste auf ganz neue Beine gestellt werden, aber genau das stünde Hamburg gut zu Gesicht. In Hamburg scheint man das verschlafen zu wollen. Ganz nebenbei lässt die Headline vermuten, dass die neue Hadag-Fähre rein elektrisch betrieben werden soll. Auch das ist technisch möglich, aber davon ist man gerade in Hamburg sicher noch Lichtjahre entfernt.

Michael Brinkmann, Elmshorn

Beispiel für juristische Klarheit

5. Oktober: Er­mitt­lun­gen gegen ZDF-Moderator Jan Böhmermann wegen „Schmähgedicht“ über türkischen Präsidenten Erdogan ein­ge­stellt

Die Einstellung des Strafverfahrens gegen Jan Böhmermann ist dem Hamburger Abendblatt leider nur eine kurze Notiz wert. Das ist vor dem Hintergrund, dass über diese angebliche „Staatsaffäre“ damals umfänglichst berichtet wurde, sehr zu bedauern, wurde doch damit bislang die Chance verpasst, die ausführliche Begründung der Staatsanwaltschaft zu würdigen, die in bemerkenswerter Klarheit die Grenzen des objektiven Tatbestands des § 103 StGB anhand der bisherigen Rechtsprechung nachzeichnete und auch die Vorsatzproblematik umfassend darstellte. Dieses Beispiel für gutes juristisches Handwerk hätte deutlich mehr Raum verdient gehabt, zeigt es doch, wie wenig an strafrechtlicher Substanz am Ende des Tages nach Verziehen des Pulverdampfs übrig bleibt.

Dr. Tim Schurig, Hamburg

Fragliche Ursachenbekämpfung

1./2./3. Oktober: Deutsch­land bezahlt Stra­ßen­fe­ger in Jordanien. Die Regierung will Ursachen für Flucht bekämpfen

Ob der Bau von Spiel- und Sportplätzen, immerhin in einem Ursprungsland der Flüchtlinge, Fluchtursachen bekämpft, ist fraglich. Und mit 200 Millionen Euro sollen 50.000 Arbeitsplätze geschaffen werden, das sind also im Mittel etwa 4000 Euro pro Arbeitsplatz. Das dürfte schwierig werden. 34.000 Arbeitsplätze wurden bis heute geschaffen, wie viele von denen tatsächlich „arbeiten“, ist aber nicht bekannt. Und wo sollen diese Arbeitsplätze entstehen, bzw. wo sind sie entstanden? In den Herkunfts- oder Zufluchtsländern? So einfach ist Bekämpfung von Fluchtursachen nicht! Fluchtursachen werden am besten durch vorbeugende Maßnahmen in den Herkunftsländern der Flüchtlinge bekämpft. Es sei denn, es ist beabsichtigt, die Flüchtlinge in der Türkei, im Libanon und in Jordanien nachhaltig zu integrieren. Die Arbeit des Ministeriums hat mit Entwicklungshilfe und auch wirtschaft­licher Zusammenarbeit nicht mehr viel gemein. Es sollte aufgelöst oder in Flüchtlingshilfeministerium umbenannt werden.

Hans-Peter Hansen, Hamburg