Innenstadtanbindung bringt nichts

8. September: Warum die City die HafenCity fürchtet. Viele Firmen sehen Einkaufszentrum im Überseequartier skeptisch

Das geplante Einkaufszentrum ist schon eine Bedrohung für die Innenstadt. Die geforderte bessere Anbindung zur Innenstadt bringt aber nichts. Die Entfernung ist zu groß. Wer in der HafenCity eingekauft hat, wird nicht ohne Grund zu Fuß zum Neuen Wall laufen. Die Willy-Brandt-Straße ist ein „Trenner“ wie die Elbe. Um den attraktiven Innenstadtstandort zu schützen, bedarf es einer Änderung der rot-grünen Verkehrspolitik. Wer sich zum Ziele setzt, die Autos aus der Innenstadt zu vertreiben, schadet der Innenstadt. Wer möchte schon seine Einkäufe lange schleppen oder auf dem Fahrrad balancieren? Da ist das HafenCity-Einkaufszentrum – wenn es einen guten Branchenmix hat – mit seinen Stellplätzen bei Weitem attraktiver, und das nicht nur bei Regenwetter.

Wolfgang Knobel, Drage

Konkurrent Online-Handel

Na, da sind wir ja mal gespannt, wie es denn in fünf Jahren aussehen wird mit den schönen neuen Einkaufwelten. Wer sich wohl alles zusätzlich auf den Weg in die Stadt macht? Mit Bahn, Bus und Fahrrad auf in die HafenCity, zum Alten und Neuen Wall, am besten noch an vielen Sonntagen? Schon seit Jahren überlegt man verzweifelt, wie die HafenCity an die Innenstadt „angebunden“ werden kann. Wäre da nicht der reißende Verkehrsstrom der Willy-Brandt-Straße, der den Einkaufsbummel in Richtung Elbe blockiert. Aber nicht das Überseequartier sollte den Einzelhandel in der Stadt ängstigen – der permanent und begeistert gepushte Online-Handel wird dafür sorgen, dass in ein paar Jahren der Einzelhandel in der ganzen Stadt deutlich schrumpfen wird.

Bernd Nasner, Hamburg

Überschrift trifft nicht zu

8. September: Der erste Haushalt ohne Schulden

Die Überschrift im Hamburger Abendblatt trifft nicht zu. Der Doppelhaushalt 2007/2008, der vom damaligen CDU-Senat im Sommer 2006 vorgelegt und von der Bürgerschaft im Dezember 2006 verabschiedet wurde, war ausgeglichen und wurde auch so vollzogen: Es waren zwei Jahre ohne Neuverschuldung. Dies war der erste Haushalt ohne Schulden seit Kriegsende.

Dr. Wolfgang Peiner,

Finanzsenator 2001 bis 2006

Insassen brauchen Außenkontakte

7. September: Hamburg und Kiel wollen Ge­fäng­nisse gemeinsam nutzen. Opposition spricht von ,Irrweg‘

Ländervereinbarungen über den Strafvollzug sind für die Hamburger Justiz nichts Neues. Als langjähriger Leiter der sog. Einweisungskommission des Strafvollzugsamtes habe ich in der Vergangenheit Hunderte erwachsene Hamburger Strafgefangene gegen ihren Willen und gegen ihre Einsicht in die Strafanstalten Bremen und Lübeck eingewiesen. Maßgebend für die Differenzierung war damals die Strafhöhe bzw. die Vollzugsdauer. Diese grobe Differenzierung sollte seinerzeit schon der besseren Wiedereingliederung dienen. Um 1980 setzte sich dann der sicher richtige Gedanke durch, die Förderung der Außenkontakte (z. B. Besuch von Ehefrauen, Eltern, Betreuer) sei besonders wichtig für die Resozialisierung der Insassen. Also wurden die Ländervereinbarungen mit Bremen und Schleswig-Holstein (auf Betreiben Hamburgs) aufgelöst, Hamburger Gefangene blieben fortan in der Hansestadt. Ausgerechnet junge Gefangene sollen jetzt – unter Erschwerung der Außenkontakte – durch Verlegung nach Schleswig-Holstein besser resozialisiert werden, u. a. dadurch, dass irgendwo einige Vollzugsbeamte zusätzlich für die Arbeit mit Gefangenen eingesetzt werden. Ist das wirklich ein Fortschritt oder doch eher ein verwaltungstechnischer Trick? Tatsache bleibt: Den „Stein der Weisen“ für die Resozialisierung von Strafgefangenen hat bisher keiner gefunden.

Niels Düsedau, per E-Mail

Aufwachen, Verstand einschalten

7. September: Kanzleramt streicht weitere Ziele aus Klimaschutzplan 2050

Das Pariser Klimaschutzziel sieht vor, den weltweiten Temperaturanstieg auf durchschnittlich unter zwei Grad zu begrenzen. Welche dummerhafte Ignoranz steckt hinter diesem Ziel, das den unbedarften Menschen weismachen will, dass die Erde sich von nun an nach dem Willen der Politik richten wird, nachdem sie sich über 4,5 Milliarden Jahre mit ex­tremsten Temperaturschwankungen mitnichten von irgendwem hat beeinflussen lassen. Es wird Zeit, auch hier zu dem Schluss zu gelangen, wie es schon bei des Kaisers neuen Kleidern sinnvoll und hilfreich war: nämlich aufwachen und den eigenen Verstand einschalten.

Rolf Gläßner, per E-Mail

Eine Gurke bleibt eine Gurke

6. September: Das Ende einer großen HSV-Liebe. Ex-Aufsichtsratschef Manfred Ertel hat ein Buch geschrieben

Ich bin fassungslos, wie Herr Ertel, der maßgeblich den Niedergang des Hamburger Sport-Vereins verantwortet hat, sich jetzt als enttäuschter Fan hinstellt. Die Entwicklung des HSV war doch gerade die Folge der mangelhaften Managementkompetenz fast aller damaligen Führungskräfte. Ohne die Unterstützung von Herrn Kühne würde der HSV jetzt noch nicht einmal in der 2. Liga spielen können. Die jetzige Struktur ­generiert sicherlich zusätzliche Finanzmittel, und das erleichtert einem kompetenten Führungsteam die Arbeit. Entscheidend ist aber die Qualität des Führungsteams und nicht die Rechtsform. Wie hieß es so schön vor ein paar Tagen von einem Manager des FC St. Pauli: Eine Gurke bleibt eine Gurke. Es wurde maßlos unterschätzt, was es heißt, ein mittelständisches Unternehmen zu führen – und um nichts anderes handelt es sich beim HSV, übrigens schon lange vor der Ära des Herrn Ertel.

Volker Morgenstern, per E-Mail