Sparen für den G20-Gipfel

5. September: Bezirk Eims­büt­tel lässt Als­ter­wie­sen ver­wil­dern. Verwaltung senkt Pflegestandard für Parkflächen und erklärt 20 Hektar zu ,Langgras‘

Geduld, Leute, Geduld. Nächstes Jahr im Juli kommt der G20-Gipfel nach Hamburg, dann wird es keine Langgraswiesen geben, dort könnten sich ja Terroristen verstecken. Oder Touristen? Auch werden dann sogar die Gullydeckel poliert. Jetzt müssen wir sparen, nächstes Jahr brauchen wir viel Geld für G20. Aber es sind ja nicht nur die Alsterwiesen. Bei uns in Alsterdorf oder in Ohlsdorf, Fuhlsbüttel und sogar Wellingsbüttel sind die Straßenränder derart verwildert, dass es peinlich ist, mit Gästen vom Flughafen nach Hause zu fahren. Der Wildwuchs an den unteren Stämmen der Linden ist so dicht, dass wir keine Sicht auf die Straße haben, wenn wir aus der Garage rausfahren wollen. Der Wildwuchs wird im Juli geschnitten, die restliche Zeit können wir sehen, wie wir ohne Unfall aus der Garage rauskommen.

Christa Riemann, per E-Mail

Geniale Worterfindung

So ist sie halt, die „schönste Stadt der Welt“, oder war es die „Umwelthauptstadt“ oder die „Fahrradhauptstadt“? Man kommt ja ganz durcheinander vor lauter „Auszeichnungen“. Und genial sind ja die Worterfinder in der Hamburger Verwaltung. Nachdem das seit Jahrzehnten nicht mehr entfernte Unkraut an den meisten Straßen und Wegen auf „Straßenbegleitgrün“ umgetauft wurde, folgen also jetzt die „Langgraswiesen“. Was kommt als Nächstes? Die maroden Fußwege als „Steinerlebniswege“ oder die teils nur noch fragmentartig vorhandenen Radwege als „Bike-and-ride-Trails“? Aber die Kostenrechnungen für die Flüchtlinge werden lediglich „auf Plausibilität“ geprüft und dann blind bezahlt. Es fehlen einem die Worte. Wie war der Wahlkampfspruch von Herrn Scholz noch: „Hamburg muss wieder anständig regiert werden.“ Na denn.

Walter Spremberg, per E-Mail

Projekte stinken am Anfang

3./4. September: Die Kanzlerin und ihre wohlfeilen Kritiker. Merkel hat in der Flüchtlingskrise schwere Fehler gemacht

Der Text von Matthias Iken ist eine wohltuende Übersicht über den aktuellen Schlamassel und seine Ursachen. Gern möchte ich noch etwas ergänzen: Zu einer meiner gefestigten Lebenserfahrungen habe ich einen Gedanken gemacht, der sich aus einem uralten Spruch ableitet: „Der Fisch stinkt vom Kopf her.“ Abgeleitet daraus sagen viele: „Organisationen, Einrichtungen, Unternehmen – auch die Politik – stinken von oben.“ Für mich habe ich erfahren und erkannt: „Projekte stinken am Anfang.“ Am Anfang wird zu wenig nach Sinn und Zielen gefragt. Am Anfang wird zu wenig bedacht, was so alles entstehen könnte. Hier muss einige Energie und auch Zeit aufgewendet werden, um das Wesentliche eines Projekts zu erkennen. Was hier versäumt wird, kann später kaum noch nachgearbeitet oder repariert werden. Auf viele Projekte, auch auf die Einrichtung neuer Systeme oder neue Gesetzesvorhaben – selbst auf ein Projekt wie „Radfahrstadt Hamburg“ – trifft diese Erkenntnis zu.

Dieter Brandes, Hamburg

Demontage der Bundeskanzlerin

Die andauernden Kritiken an der Bundesregierung in der Flüchtlingsfrage gehen mir langsam auf den Geist. Da kann man nun wirklich auch anderer Meinung sein. Herrn Iken geht es mit seiner Überschrift „Merkel hat schwere Fehler gemacht“ meines Erachtens vor allem um eine gezielte Demontage der Kanzlerin. Derartige Kritiken schmälern ihren Ruf bei wichtigen Verhandlungen in Europa und der Welt und sind Wasser auf die Mühlen der AfD.

Manfred Scholz, per E-Mail

Wofür haben wir einen Bundestag?

Zu Recht bindet Matthias Iken auch die eigene Zunft in die Merkel-Kritik mit ein. Sie hatte schon bei der radikalen Abschaltung der Atomkraftwerke keinen wirtschaftlichen Sachverstand gezeigt. Eine erheblich längere Auslaufzeit wäre allein schon wegen der Kosten angemessener gewesen. Aber Deutschland soll ja unendlich reich sein. Das stille Auftreten der Medien in diesem Fall war der eigentliche Skandal. Da Frau Merkel die gemeinsame Armenien-Resolution des Bundestages als nicht bindend fürs Regieren ansieht, müssten sich das Volk und die Medien eigentlich fragen: Wofür haben wir noch einen Bundestag? Wortklaubereien sind reines Gift jeder Demokratie. Ich verstehe inzwischen sehr gut, wenn immer mehr Bürger der AfD ihre Stimme geben, auch wenn ich es nicht billige.

Siegfried Meyn, Hamburg

Mehr Hilfe für den Nachwuchs

2. September: Der HSV und seine Bra­si­lia­ner. Zu oft hat es der Club verpasst, nach einer südamerikanischen Investition in die Integration zu investieren

Ich stimme Herrn Schiller voll zu, wenn er beim Hamburger Sport-Verein ein Defizit erkennt, neue Spieler aus Brasilien zu unterstützen und bestmöglich zu integrieren. Aber gerade dieses Defizit sehe ich auch beim Umgang mit eigenen Nachwuchsspielern. Mit Ausnahme von Heung-min Son muss man den Verantwortlichen des Hamburger SV schon peinliches Versagen vorwerfen, wenn Spielern wie Shkodran Mustafi oder André Hahn selbst in der zweiten Mannschaft keine Zukunft mehr gegeben wurde. Gerade Spieler, die im Internat weit weg von bisherigen Freunden und der Familie leben und vor dem sehr schweren Sprung in die Erwachsenenwelt stehen, brauchen nicht nur sportliche und schulische Unterstützung, sondern auch sozialpädagogisch Hilfe, um sich bestmöglich zu entwickeln und um das zu erreichen, was sich Spieler und Verein erhoffen.

Thorsten Wenzel, Hamburg-Dulsberg