Böses Erwachen in der Türkei

18. Juli: 6000 Fest­nah­men nach Putsch in der Türkei

Der Putschversuch in der Türkei ist gründlich danebengegangen. Zu viele Tote und Verletzte sind zu beklagen, ohne dass für das Land ein Vorteil erkennbar wäre, der über das viele Leid hinwegtrösten könnte. Im Gegenteil! Der größte Nachteil ist, dass der Machtmensch Erdogan eine Schlacht gewonnen hat, deren Ausgang er wirkungsvoll ausnut­zen wird. Erste Säuberungsaktionen in Militär und Justiz zeugen davon. Die Gleichschaltung der Gesellschaft schreitet fort und mit ihr die Entmündigung derer, die ihn gewählt haben. Beklagenswert empfinde ich, dass die offiziellen Statements der Politiker, die den Putschversuch verabscheuen, eindeutiger und lauter sind als die, die ihr Missfallen über die undemokratische Entwicklung in der Türkei äußern. Ungewiss ist, wann der Siegestaumel derer, die jetzt feiern, ein böses Erwachen findet. Diese Wende wird kommen – hoffentlich weniger blutig.

Detlef Lange, per E-Mail

Fragwürdige Demokratie

Erdogan verteidigt den demokratischen Staat gegen putschende Militärs und setzt bei der Gelegenheit gleich 2700 missliebige Richter ab (die Liste war wohl schon vorbereitet). Welche Demokratie wird da verteidigt?

Dr. Jürgen Samtleben, Hamburg

Islam und Glaubensfreiheit?

16./17. Juli: Der Islam und seine Freunde

Herr Iken schreibt wieder mal Klartext über die mangelnde Selbstkritik im Islam. Diese wird man im Islam vergeblich suchen, weil das göttliche Wort gilt, so wie der Prophet es übermittelt hat. Wer das infrage stellt, sieht sich schnell Anfeindungen gegenüber, die weit über eine religiöse Diskussion hinausgehen. In Ländern mit islamischer Staatsreligion und Scharia droht für dieses Verbrechen der Verlust von Schutzrechten sowie Gefahr an Leib und Leben. Eine weitere Frage, die auf die Junge Islam Konferenz gehört hätte: Wie hält es der Islam mit der Glaubensfreiheit? Ein Muslim, der durch Geburt, Familie und Gesellschaft oder Übertritt Mitglied seiner Glaubensgemeinschaft geworden ist, kann diese nie mehr verlassen, ohne angefeindet, diskriminiert und in vielen Ländern per Gesetz bestraft zu werden, im Extremfall sogar mit dem Tode. Der Wechsel des Glaubens in eine andere Religion, zur Konfessionslosigkeit oder gar zum Atheismus ist eines der schlimmsten Vergehen im Islam. Wenn der Islam zu Deutschland gehören soll, ist es an der Zeit, die notwendige Debatte auch darüber zu führen.

Siegfried Precht, per E-Mail

Politik trägt Mitschuld

Solange die zurecht bemängelte fehlende Selbstkritik der Jungen Islam Konferenz oder sonstiger Islamvertreter darin mündet, dass Politik und Medien jegliche Islamkritik reflexartig als islamfeindlich benennen, werden Muslime geradezu dazu angehalten, keinerlei Kritik am Islam zuzulassen. Wenn dann noch Islamkritiker als Rassisten bezeichnet werden, bleibt der gesunde Menschenverstand ganz auf der Strecke. Bleibt die Frage, warum Verantwortliche hier keine Selbstreflexion betreiben.

Jutta Starke, Hamburg

Nordstaat löst Probleme

16./17. Juli: Schlick-Alarm im Hamburger Hafen

Das Problem Hafenschlick zeigt mal wieder, zu welchen Absurditäten unser Föderalismus führt. Da muss Hamburg seinem Nachbarn Schleswig-Holstein Millionen zahlen, um den Hafenschlick in „dessen“ Nordsee verklappen zu können. Und bestimmten Schlick nimmt man als „umweltbewusster“ Schleswig-Holsteiner gar nicht an, sondern lässt den Nachbarn damit lieber allein. Die Regierung in Kiel hat immer noch nicht begriffen, das SH ohne Hamburg ein Armenhaus wäre, denn die Hälfte des Landes lebt von der Metropole. Und gesamtstaatliche Verantwortung sieht auch anders aus. Gäbe es endlich den schon lange geforderten Nordstaat, wäre diese Posse ein für alle Mal beendet.

Bernd Plath, Hamburg

Im Turbo-Gang durch Hamburg

16./17. Juli: Der neue Tourismus-Chef Michael Otremba: ,Viele wissen gar nicht, wo Hamburg ist‘

Als Stadtführerin habe ich erlebt, wie 50 US-Armee-Angehörige im Turbo-Gang durch Hamburg gebrettert wurden – ausgerechnet an Karfreitag um sieben Uhr morgens. Um zwölf waren sie schon wieder weg. Einer der Gäste (stationiert in Wiesbaden), der schon die eine oder andere Tour nach München gemacht hatte – und natürlich Abstecher nach Frankfurt – , fragte mich: „Where did you hide this wonderful town?“ Tatsächlich haben Amerikaner Hamburg nicht auf dem Schirm, wenn sie an Deutschland denken. Und die paar Hundert, die mit der „Queen“ ankommen oder ablegen, sind nicht unbedingt das Publikum, das man sich wünscht. Da ist noch Luft nach oben. Reichlich Luft.

Martina Scheuren, Hamburg

Die Seele der Stadt nicht zerstören

Woher kommt eigentlich dieses ständige Verlangen, unbedingt mehr sein zu wollen, als man ist? Das Unbehagen darüber, dass es immer noch Menschen auf der Welt gibt, die nicht wissen, wo Hamburg ist, offenbart – wie schon beim Thema Olympia – einen tiefsitzenden Minderwertigkeitskomplex. Man möchte jetzt also mehr Touristen aus China oder den Golfstaaten nach Hamburg locken. Diese Vorstellung mag für Juweliere oder Designergeschäfte verlockend sein. Für jeden, der sonst in dieser Stadt lebt, ist sie es ganz sicher nicht. Mit dem Prädikat „Shoppingmetropole“ kann man die Seele und Lebensqualität einer Stadt auch kaputt machen. Die Werte, mit denen sich diese Stadt identifiziert und auch nach außen darstellt, sollten eigentlich andere sein. Noch mehr Konsum im Topsegment brauchen wir gewiss nicht!

Mathias Ude, Hamburg