Fatale Folgen für Geringverdiener

22. Juni: Großbritannien vor der Entscheidung. EU warnt Briten vor Brexit

Als Mensch, der als Kind den Krieg erlebt und überlebt hat und darum Europa-Befürworter der ersten Stunde ist, sehe ich mit Sorgen, dass immer mehr Menschen nationale Egoismen in den Vordergrund rücken. Dabei können durch den großen europäischen Markt hohe Stückzahlen und deshalb Produkte kostengünstig produziert werden. Gerade Geringverdiener können sich dadurch mehr leisten. Menschen und auch Arbeitnehmer werden besonders in England unter einem Austritt aus der EU mit „Gürtel enger schnallen“ reagieren müssen. England, als großer Exporteur in den EU-Raum, wird in größerem Umfang mit steigender Arbeitslosigkeit konfrontiert werden. Der sogenannte „Kleine Mann“ sollte in England und besonders in Nordirland für den Verbleib in der EU stimmen, sonst wird es schon an der Grenze zur Republik Irland wieder eine Zollgrenze geben.

Wielant J. Hoffmann, per E-Mail

Zollkontrollen wieder einführen

Cameron hat „hart gekämpft“, um Zugeständnisse zu bekommen. Und am Ende des Ringens kam er als „Sieger“ dabei heraus. Heißt: Europa muss etwas geben, damit die Briten bleiben. Jetzt steht der Präzedenzfall. Jedes Land, das sich wie ein kleines, verwöhntes Kind verhält, kann in Zukunft auch ein Bonbon erhalten, damit es ruhig bleibt. „Bienvenue à l’Europe à la carte“, wo jedes Land selbst wählt, was es mitmachen will und welche Regeln es einhalten will. Die Führungsetage in Berlin muss endlich kapieren: Es ist nicht in Deutschlands Interesse, irgendwelche weiteren Zugeständ-nisse an Großbritannien zu machen. Am besten wäre es, am ersten Tag nach dem Brexit die Briten genau wie die Kanadier zu behandeln, z. B. durch Zollkontrollen und Tarife. Und warum nicht für Briten wieder EU-Visa einführen? Spätestens dann werden die Briten ihre Lage verstehen, und vielleicht werden dann andere EU-Länder den britischen Sonderweg nicht mehr nachahmen mögen.

Adrian Taylor, Hamburg-Blankenese

Ein aufrechter Demokrat

18./19. Juni: Europa sucht den Not­aus­gang. Die Abstimmung über den Brexit kann Europa voranbringen

Ich stimme Ihnen zu, wenn Sie schreiben: „Auch die politische Besetzung in Brüssel ist nicht erste Wahl“, aber dass Sie ausgerechnet den um den EU-Parlamentarismus verdienstvollen und demokratisch gewählten EU-Parlamentspräsidenten Martin Schulz zynisch und herabwürdigend auf „den ehemaligen Bürgermeister von Würselen“ reduzieren, ist schlicht inakzeptabel. Neben vielen Auszeichnungen und Ehrungen wurde Martin Schulz 2015 der internationale Karlspreis zu Aachen verliehen „in Würdigung seiner bedeutenden Verdienste um eine Stärkung der Parlamentarisierung und der demokratischen Legitimation in der Europäischen Union und in Anerkennung seiner Rolle als wichtiger Vordenker der EU“, wie es bei der Preisverleihung hieß. Dieser aufrechte Demokrat mit glühendem Herzen für Europa und darüber hinaus spricht – wie es heißt – fließend Deutsch, Englisch, Französisch, Niederländisch, Spanisch und Italienisch, er ist doch geradezu prädestiniert für seine Funktion im Europäischen Parlament. Darüber hinaus hat er eine große Lebenserfahrung – und es ging nicht immer nur geradeaus. Das macht doch einen lebenserfahrenen Menschen aus. Hätte nur noch gefehlt, dass Sie ihm seine Alkoholabhängigkeit in jungen Jahren vorgehalten hätten.

Horst Huster, per E-Mail

Russen provozieren

21. Juni: Ma­nö­ver­kri­tik mit Folgen. Außenminister Steinmeier entfacht Streit um den Russlandkurs der Nato

Hier irrt sich der sonst von mir sehr geschätzte Frank-Walter Steinmeier meiner Meinung nach aber ganz gewaltig. Wer hat denn zu Friedenszeiten gegen jedes Völkerrecht die Krim und Teile der Ukraine annektiert? Schon seit Langem sind es für mich eindeutig die Russen, die eine explosive Lage immer weiter anheizen, indem sie eine Provokation nach der anderen vornehmen. Ich glaube nicht, dass Putin noch Worte verstehen wird, sondern nur hartes militärisches Kontra des Nato-Verteidigungsbündnisses. Dabei werden der Einmarsch in Syrien und die Unterstützung Baschar al-Assads vorsichtshalber erst gar nicht erwähnt, auch die Angriffe russischer Hacker auf das Internet des Bundestages gehören zu diesem Komplex. Wenn überhaupt, ist es die Aufgabe von Wladimir Putin, ein besseres Gesprächsklima mit dem Westen herzustellen.

Wolfgang Schneider, Oststeinbek

Steinmeiers kluge Diplomatie

Dem EVP-Vorsitzenden im Europäischen Parlament, Manfred Weber, ist offenbar entgangen, dass die 1990 von der Bush-Regierung in Moskau getroffene Vereinbarung, dass es keine Osterweiterung des transatlantischen Bündnisses geben werde, von Clinton gebrochen wurde. Heute ist Russland von den USA und der Nato eingekreist. Das Wort unseres Freundes jenseits des Atlantiks ist also nichts wert, und man kann froh sein, dass ein kluger Mann wie Steinmeier diplomatisch versucht, die immer weiter ansteigenden Wogen zu glätten.

Jochen Schultz, per E-Mail

Selbstverantwortung ist angesagt

21. Juni: Schüler sollen für saubere Schulklos zahlen

Traurig, dass Schulkinder keine Sauberkeit bei der Toilettennutzung gelernt haben. Wenn ich lese, dass an manchen Schulen zweimal täglich die Klos gereinigt werden und trotzdem verdreckt sind, ist mehr Selbstverantwortung angesagt. Ich schlage vor, dass jede Klasse immer für einen gewissen Zeitraum für eine Toilette verantwortlich ist und diese nach Endreinigung und Kontrolle an die nächste Klasse übergibt. Über Sanktionen für Vandalismus ist nachzudenken, da der Kreis der Betroffenen ja überschaubar ist. Ich glaube, das regelt sich rasch zum Positiven.

Sylvia Zarnack, Hamburg