SB-Service ist kein Ausweg

1. Juni: Per­so­nal­not in der Ga­stro­no­mie. Wirte finden keine Fachkräfte

Wenn die Hamburger Gastro-Szene klagt und kein Personal findet, verwundert das kaum. Schließlich will kaum noch jemand „bedienen“ im klassischen Sinne – und das auch noch für ein Handgeld, während der Chef des Ladens bequem im Büro sitzt. Die Umstellung auf Selbstbedienung ist da wohl kaum ein Ausweg, zumal sich die Preise für den Gast deshalb ja nicht reduzieren. Und wer es bei einem Preis von deutlich über 5 Euro für ein Weizen nicht schafft, seine Leute vernünftig zu bezahlen, sollte seinen Laden schließen und nicht auf SB-Service umstellen.

Sven Jürisch, per E-Mail

Das Highlight des Tages

31. Mai: Lesermeinung zur wöchentlich erscheinenden ,Deutschstunde‘

Hat schon mal jemand daran gedacht, Ihrem großartigen Herrn Schmachthagen einen Dr. honoris causa zu ver­leihen?! Seine Kolumne am Dienstag ist für mich immer das Highlight des Tages. Besonders großartig finde ich die Verquickung der Sprachanalysen mit philosophischen, soziologischen und auch mal theologischen, immer aber auch sehr humorvollen Überlegungen. Ganz wunderbar anregend. Auf diesem Wege meinen herzlichen Dank an diesen klugen Mann!

Mechtild zur Oeveste, per E-Mail

Höchste Zeit für Resolution

31. Mai: Völ­ker­mord-Re­so­lu­tion. Massiver Druck auf Ab­ge­ord­nete

Bereits im Jahr 1915 haben meine Urgroßeltern, die um diese Zeit in Istanbul (Konstantinopel) gelebt und gearbeitet haben, als Angehörige der dortigen Protestantischen Gemeinde gegen die Verfolgung und Vernichtung einer großen Zahl der armenischen Christen protestiert. Leider hat die damals mit der Türkei verbündete deutsche Regierung nicht auf die im Osmanischen Reich lebenden deutschen Christen gehört. Es ist nun höchste Zeit, dass die deutschen Politiker dem Beispiel mehrerer westeuropäischer Regierungen und Parlamente folgen und die damals stattgefundene Verfolgung der Armenier auch als solche anerkennen. Der Bundestag sollte dem Druck aus der Türkei nicht nachgeben.

Berthold Kämpf, per E-Mail

Trendwende gestoppt

31. Mai: Wil­helms­burg schafft die Wende. Die Elbinsel ist attraktiver geworden

Klar, es ist seinerzeit viel passiert mit IBA und igs. Doch anstatt dranzubleiben und eine wirkliche Trendwende in Wilhelmsburg zu vollziehen, ruht man sich bei den Entscheidungsträgern lieber auf vermeintlichen Erfolgen von gestern aus. Die Wirklichkeit sieht anders aus: Die Projektgelder fließen nicht mehr, das Interesse ist weg, und seitdem geht es – wenn überhaupt – überall in Wilhelmsburg nur noch im Schneckentempo voran oder gar rückwärts. Beispiel Verkehr: Es werden munter viele neue Wohnbebauungen in Wilhelmsburg geplant, S-Bahn und die Buslinien sind aber schon jetzt ständig überlastet – und das nicht nur zu Stoßzeiten. Der Weiterbau der U 4 über die Elbbrücken hinaus müsste also jetzt dringend vorangebracht werden. Doch Fehlanzeige. Ein dichterer S-Bahn-Takt? Fehlanzeige. Beschränkungen und festgelegte Routen außerhalb der Wohngebiete für den ständig wachsenden Lkw-Verkehr? Fehlanzeige. Weiterbau und Unterhaltung des angeblichen Vorzeige-Radwegs „Loop“? Fehlanzeige. Ausbau der Fährlinie 73? Fehlanzeige. Stattdessen werden lieber zusätzliche Autobahnen vorangetrieben und damit noch mehr Verkehr, Lärm und Dreck auf die belastete Elbinsel gebracht. Auch beim Thema Sauberkeit und Eindämmung der schädlichen Emissionen durch die Industrie geht es nicht vorwärts – hier verkämpfen sich städtische Dienststellen lieber im selbst gestrickten Zuständigkeitswirrwarr, anstatt unbürokratisch wirksame Lösungen möglich zu machen. Eine Trendwende kann ich im Augenblick leider nicht erkennen.

Christoph Ahrendt, Hamburg

Bundesmittel sinnvoll nutzen

Wilhelmsburg ist ein guter Ort zum Wohnen und zum Leben. Das hat sich mittlerweile in ganz Hamburg herumgesprochen. Nur in der Hamburger Verkehrsbehörde ist diese Botschaft bisher offenbar nicht angekommen. Ihre Pläne drohen das mühsam Erreichte wieder zunichtezumachen. So sollen nicht nur „Schwerlastverkehre mit Hafenbezug“ mitten durch die neuen großen Wohngebiete in der Wilhelmsburger Mitte der verlegten Reichsstraße zugeführt werden, auch eines der größten Wohnungsbauprojekte der IBA im Süden der Elbinsel, bis zu 750 Klimahäuser am Haulander Weg, könnten der Verkehrsplanung zum Opfer fallen. Hier will der für Verkehr zuständige Senator Horch unbedingt eine neue Autobahn realisieren. Als A 26-Ost will er die bisher als „Hafenquerspange“ bekannte Trasse im neuen Bundesverkehrswegeplan verankern. Dabei wäre die prognostizierte Entlastung für die Hafenverkehre nur marginal und würde Bundesmittel binden, die zur langfristigen Sicherung der Hafen-Hauptroute mit der nur noch begrenzt haltbaren Köhlbrandbrücke viel wichtiger gebraucht werden.

Manuel Humburg, HH-Wilhelmsburg

Restauration eingeläutet

30. Mai: Hamburgs Grüne fordern drei neue Moscheen in der Han­se­stadt

Außerordentlich ironisch, dass die Grünen von der von ihnen propagierten säkularen Bürgergesellschaft Abstand nehmen und eine westeuropäische Restauration einläuten wollen. Sie hätten eher vorschlagen können, das Schulfach „Reformation und Aufklärung“ einzuführen, um den Frieden in der deutschen Gesellschaft zu stärken. Aber das ist ja tatsächlich der wirkliche Gang der europäischen Geschichte: Nach der Reformation versank Europa im Blutbad des Dreißigjährigen Krieges, nach der Französischen Revolution folgten der Terror Robespierres und Napoleons, und trotz der Aufklärung metzelte sich Europa noch bis vor 70 Jahren nieder, Deutschland dabei sogar als zweimaliger Anführer unsagbaren Terrors. So ist es nach einigen Jahrzehnten großer gesellschaftlicher Freiheiten eben wieder an der Zeit, sich auf die Götter zurückzuziehen, die sich weder in der Thora noch im Neuen Testament noch im Koran so friedlich geben wie ein aufgeklärter Humanist.

Thomas Martini, per E-Mail