Wähler werden entmündigt

24. Mai: CDU will Wahlrecht re­for­mie­ren. Statt fünf Stimmen für die Landesliste sollen die Wähler nur noch eine Stimme haben

Die Hamburgerinnen und Hamburger sind zu dumm, um mehr als sechs Kreuzchen wie beim Lotto zu machen? Das meint offensichtlich die CDU. Die Zahl der ungültigen Stimmzettel ist nicht höher, seit das neue Wahlrecht eingeführt wurde. Die schlechte Wahlbeteiligung hat damit zu tun, dass Menschen sich ausgegrenzt sehen und das Gefühl haben, mit ihrer Stimme nichts ändern zu können. Die Parteien müssen Antworten auf gesellschaftliche Probleme und soziale Ungerechtigkeiten finden – jenseits der rechtspopulistischen AfD-Parolen. Die CDU will mit ihrem Vorstoß Bürgerinnen und Bürger entmündigen und Listenplätze für ihre Parteimitglieder sichern. Das ist ein Plan gegen demokratischen Fortschritt und für den Machterhalt einzelner Parteifunktionäre.

Dr. Gudrun Schittek, Hamburg

Wahre Worte

24. Mai: ,Spit­zen­sport­ler sind keine Vorbilder mehr‘. Der Hamburger Vermarkter Frank Bertling über die Probleme des Profisports

Mit Frank Bertling spricht endlich jemand einmal deutlich aus, was mich persönlich schon lange bewegt und verärgert. Korruption, Gier, Maßlosigkeit bei den Gehältern und Doping – also fast nichts außer Lug und Betrug. Und was die Vorbildfunktion der sogenannten Spitzensportler betrifft, kann ich nur bemerken: Was gibt es für ein Vorbild ab, wenn die Herren Profis u. a. im Bereich Fußball mit fetten Sonnenbrillen, überdimensionalen Kopfhörern und iPhone gelangweilt durch die Fangruppen schlendern, wo Kinder und Jugendliche sehnsüchtig auf ein Autogramm warten und dieser Wunsch immer nur mal sporadisch erfüllt wird? Das alles wird in keiner Weise den Kriterien einer Vorbildfunktion gerecht.

Heiner Heinrich, per E-Mail

Warum Zwangs-Englisch?

21./22. Mai: Die große Sprach­ver­wir­rung. Wissenschaftler und Verbandsfunktionäre stellen Deutsch als Amtssprache infrage – eine fatale Idee

Gut gebrüllt, Löwe, kann ich da nur sagen. Allerdings vermisse ich bei den aufgeführten Irrwitzigkeiten die meines Erachtens größte Absurdität: Dass es nämlich inzwischen an vielen Universitäten üblich ist, dass deutsche Professoren und deutsche Studenten miteinander in Englisch radebrechen, weil dies von Führungsverantwortlichen so vorgeschrieben wird.

Marie-Luise Hauch-Fleck, per E-Mail

Babylon in deutschen Ämtern

Es stellt sich die Frage, aus welchen Motiven heraus der geltenden Noch-Amtssprache die Sprachen der Zugezogenen zur Seite gestellt werden sollten. „Houellebecq, ik hör dir trapsen“, flüstert’s da, und H. M. Broder wispert: „Hurra, wir kapitulieren.“ Matthias Iken gibt selbst das Stichwort, nämlich „Zeiten der Globalisierung“. Man möchte als Präsident einer Universität, die „Logistics“ lehrt, selbstredend als Global Player erscheinen und als Germanistin den ältlichen Geruch der Fakultät loswerden. Eitelkeiten also, die zu solchen Verstiegenheiten führen, denn man braucht sich der Leistungen der Germanistik nicht zu schämen. Erfrischend, dass die KRITiken dem Babylon auf deutschen Ämtern Einhalt zu gebieten suchen.

Norbert Richter, Henstedt-Ulzburg

Finanzstarke Partner finden

21./22. Mai: Wieder Verlust – was Budni nun vorhat. Hamburger Drogeriekette modernisiert Filialen und setzt Gehaltserhöhung für Mitarbeiter aus

Das neue Maßnahmenbündel klingt geradezu niedlich: die Kassensituation ändern, Kaffee anbieten, künftig auf die Digitalisierung reagieren. Das Eigenmarkenkonzept kam nicht bei allen Kunden gut an, und der Eigenmarkenlaunch ist strategisch gerade nicht die erste Wahl, wenn das Image bröckelt. Wofür gibt es eigentlich Marktforschung? Viel zu lange wird bereits an Werbung gespart. Sinkende Frequenz in der Ansprache zieht sinkende Frequenz in den Läden und sinkende Umsätze nach sich (Praktiker lässt grüßen). Reichen Finanzmittel und Zeit noch aus für die Durchsetzung einer tragfähigen neuen Konzeption, die magnetisch auf alte und neue Kunden wirkt? Der Familie kann man von außen nur empfehlen, finanzkräftige Partner aufzunehmen, verbunden mit einer starken und konsequenten Neuausrichtung, oder sich gerade noch rechtzeitig vom Unternehmen zu trennen. Sonst bleiben am Ende nur Käufer, die gerade einmal die Bankverbindlichkeiten übernehmen.

Otfried A. Fritsch, Hamburg

Zuschauer sind zufrieden

21./22. Mai: Ge­mein­sa­mes Konzept für Dop­pel­renn­bahn. Traber und Galopper einigen sich auf den Umzug nach Horn

Die Trabrennbahn in Bahrenfeld ist hervorragend neu gestaltet für Besucher, Trainer und Pferde. Die Bahn ist an den Renntagen gut frequentiert, die zahlreichen Zuschauer sind sehr zufrieden. Die Trainer und Fahrer loben das Geläuf und die Stallungen. Es wäre in jeder Beziehung sinnlos, diese vortreffliche Bahn aufzugeben und in Horn mit den Galoppern zu vereinigen.

Peter Tiede, per E-Mail

Abgestumpfter Konsument

21./22. Mai: Mas­sen­haf­tes Töten von männ­li­chen Küken erlaubt. Urteil: Gericht sieht keinen Verstoß gegen deutsches Tier­schutz­recht

Es mag zwar für die Nahrungsmittelindustrie ein Fortschritt sein, Hühner gezüchtet zu haben, die besonders für Eier und Fleisch geeignet sind. Aber zu welchem Preis? Die männlichen Küken müssen aussortiert werden und fallen dem Schredder zum Opfer. Sind wir schon so abgestumpft, dass wir im Namen des Konsums lebendige Tiere massenhaft qualvoll vernichten? Wo soll eine solche Entwicklung noch hinführen? Der Zentralverband der deutschen Geflügelzucht meint zwar, dass bei einem Verbot die Küken weiter im Ausland geschreddert würden. Das ist zwar ebenso schlimm, aber wir sollten uns doch zunächst an unsere eigene Nase fassen und alles Mögliche tun, was in unserem eigenen Verantwortungsbereich liegt.

Rainer Breitfeld, Ahrensburg