Verkehrskonzept verschlafen

23. Mai: Elb­phil­har­mo­nie – reicht das Ver­kehrs­kon­zept der Stadt? Zufahrt für Busse verboten

Im April 2007 begannen die Bauarbeiten für die Elbphilharmonie. Knapp zehn Jahre waren also Zeit, ein tragfähiges Verkehrskonzept für die reibungslose An- und Abreise von Konzertbesuchern und Hotelgästen zu entwickeln. Leider kann es mit dem konzeptionellen Denken der zuständigen Experten nicht weit her sein. Denn was jetzt als „Konzept“ vorgestellt wird, ist nichts weiter als eine Auflistung längst vorhandener Verkehrsanbindungen. Neu ist doch nur die für 12,5 Millionen Euro erbaute Mahatma-Gandhi-Brücke, die schnell zum Engpass werden wird, zumal sie offenbar auch störanfällig ist. Andere Wege zur und von der Elbphilharmonie gibt es nicht. Denn sie ist – so Verkehrsstaatsrat Rieckhof – schließlich an drei Seiten von Wasser umgeben. Ach was! Vielleicht sollte Hamburg noch schnell ein paar Gondeln und Vaporetti aus Venedig bestellen.

Harald Schönwald, Kaltenkirchen

Behörde überprüfen

23. Mai: Rote Flora: Kritik am Einsatz ver­deck­ter Ermittler

Es ist schon bemerkenswert, wer die verdeckten Ermittlungen der Hamburger Politik kritisiert. Professor Behr bildet immerhin Polizisten aus, und der Bund Deutscher Kriminalbeamter ist keine linke Vereinigung. Des Weiteren wird die Polizei ja auch des Öfteren von den Verwaltungsgerichten wegen ihrer Vorgehensweise bei Demonstrationen gerügt. Vielleicht ist es an der Zeit, dass der verantwortliche Innensenator mal schaut, was in seiner Behörde so vor sich geht.

Matthias Christen, per E-Mail​

Fähigkeiten ohne Ausbildung

21./22. Mai: 88 Prozent der an­er­kann­ten Flücht­linge haben keine Aus­bil­dung und Machbarer Kraftakt. Flüchtlinge in Arbeit zu bringen wird dauern

Es ist sehr begrüßenswert, dass Sie auf die reale Ausbildungssituation der Geflüchteten hinweisen. Die anfängliche Euphorie über den hohen Ausbildungsstand z. B. der syrischen Menschen war möglicherweise einigem Wunschdenken geschuldet. Allerdings können wir nicht die gleichen Maßstäbe wie bei der deutschen Ausbildung anlegen. „Keine Ausbildung“ bedeutet nicht, dass die Geflüchteten keine Fähigkeiten oder Talente besäßen. In vielen Herkunftsländern arbeiten schon Kinder ab dem zwölften Lebensjahr in Handwerksbetrieben, wo sie im Laufe der Jahre Fertigkeiten erwerben und Erfahrungen sammeln. Allerdings ist die wichtige Vermittlung der deutschen Sprache eine Herkulesaufgabe, da etliche Geflüchtete noch nicht alphabetisiert sind oder ihnen das theoretische Lernen auf der Schulbank fremd ist. Aber wir sind ein reiches Land, haben die Kenntnisse, viele ausgebildete und motivierte Menschen, die sich in bewundernswerter Weise engagieren. So eine Aufgabe können wir nicht leisten? Das wäre doch gelacht!

Harald Vieth, Hamburg

Fragwürdige Parolen

Die Arbeitsministerin Nahles hatte ja schon vor Monaten mitgeteilt, dass 80 Prozent der Asylbewerber nicht in Arbeitsverhältnisse vermittelbar sind. Diese Zahl hat sich für Hamburg nun auf fast 90 Prozent erhöht, und die Legende, der – zeitweise unkontrollierte – Zustrom von Migranten aus Nahost, Südasien und Afrika führe die angeblich dringend benötigten Fachkräfte ins Land, ist da nicht mehr haltbar. Auch Durchhalteparolen der Arbeitsagentur sind wenig glaubwürdig, wenn sie verkündet, für die „Mammutaufgabe“ der Qualifizierung von jungen Migranten gerüstet zu sein. Führt man sich vor Augen, dass unter den bereits ansässigen Einwohnern mit Migrationshintergrund die schulischen wie beruflichen Ausbildungserfolge und die Beschäftigungsquote weit unter dem Durchschnitt liegen – trotz unzähliger Qualifizierungsprogramme –, dann kann man sich über diesen Optimismus nur wundern. Weshalb soll bei Neuzuwanderern aus dem Maghreb, Nahost, Afghanistan und Eritrea die Qualifizierung und Arbeitsvermittlung besser funktionieren als bei den z. T. in dritter Generation ansässigen Jugendlichen mit türkischen, arabischen oder afrikanischen Wurzeln?

Prof. Bernd Leber, Tostedt

Quereinsteigern Chance geben

Zu dem Satz „Unser duales System läuft gut, aber es passt eben nicht zum Rest der Welt“ möchte ich eine Anmerkung machen: Wenn nicht mal Schleswig-Holsteins Verwaltung über den Tellerrand hinwegsehen kann und unqualifizierte Verwaltungsfachangestellte motivierten und arbeitswilligen Quereinsteigern vorzieht, weil den Fachangestellten der Vorrang zu gewähren ist, muss man sich nicht wundern, dass auch sehr gut ausgebildete Flüchtlinge bei der Integration in den Arbeitsmarkt an einem „Papier“ scheitern. Ich kenne kein anderes Land, in dem ein „Schein“ mehr über die Qualifikation eines Arbeitnehmers aussagt, als dessen tatsächliche Leistung für das Unternehmen. Solange die Regierung nicht zuerst die Behörden verpflichtet, diese Haltung abzulegen, und mit gutem Beispiel vorangeht, ist wohl kaum damit zu rechnen, die Neuankömmlinge schnellstmöglich adäquat in Beschäftigung zu bringen.

Marion Hansen, Bargteheide

Hamburger ziehen aufs Land

21./22. Mai: Das Ringen um Hamburgs grünes Erbe. Viele Naturflächen sollen dem ehrgeizigen Wohnungsbau geopfert werden

Der Druck auf die begrenzten Naturflächen durch Zuwanderung und Zuzug nach Hamburg ist ungebrochen, und der Takt wird von der Politik weiter beschleunigt und vorangetrieben in Richtung wachsende Stadt: von 6000 auf 10.000 zu bauende Wohnungen pro Jahr. An diesem Wochenende erfährt man auch noch, dass im südlichen Hafengebiet eine naturbelassene Landschaft der Hafenerweiterung geopfert werden soll und dafür eben mal 23.000 Bäume gefällt werden (eine Größenordnung wie auch schon zur Bundesgartenschau 2013). Aber es gibt auch einen kleinen Gegentrend zum „Wachstum“ in dieser Stadt: Gebürtige Hamburger können es nicht mehr ertragen, was aus ihrer ehemals grünen Stadt geworden ist, wie diese immer weiter zubetoniert wird – und kehren Hamburg den Rücken.

Norbert Schelper, per E-Mail