Worte sind blanker Hohn

19. Mai: Aus für die Freezers und Leitartikel Tschüs, Sportstadt

Ein lang befürchtetes Szenario tritt ein. Mit einer Wucht trifft diese Entscheidung die „Sportstadt“ Hamburg, wie es wohl selbst die kühnsten Pessimisten nicht erwartet hätten. Die AEG nimmt Worte wie „gewissenhaft“ und „Niveau“ in den Mund, doch wenn man sich die Entwicklung in dem Fall Freezers anschaut, so sind diese Worte blanker Hohn. Wo sind denn die sportbegeisterten Hamburger Unternehmen? Wo ist die „Sportstadt“ Hamburg? Nirgends. Weil diese Aussage schon immer eine glatte Lüge war.

Dennis Horeis, per E-Mail

Ein rabenschwarzer Tag

Das insgesamt dritte Aus für einen Eishockeyproficlub in Hamburg. Was für ein rabenschwarzer Tag für die Freezers, Fans und Hamburg. Für die selbst ernannte Sportstadt ein absolutes Armutszeugnis. In dieser Stadt gibt es nur noch erfolglosen, frustrierenden und von einer Einzelperson abhängigen, am seidenen Faden hängenden Fußball. Bereits zu Grabe getragen sind Football, Volleyball, Handball und jetzt auch noch die bundesweit beliebten, seit 14 Jahren etablierten, sich einer stetig wachsenden Fankultur erfreuenden Hamburg Freezers. Eishockey und Handball sorgten fast jedes Wochenende im Jahr für ein volles Haus der zurzeit so betitelten Barclaycard Arena. Jedes Wochenende zog es dafür Gäste und Fans aus der Republik in die Hansestadt. Eine echte Werbung für eben diese, die nun handlungsunfähig und planlos, gänzlich ohne Gegenwehr und ohne Initiative diesem Publikumsmagneten das Genick brechen ließ. Es ist unverständlich, dass Politik und Großkonzerne in dieser satt gefressenen Stadt nicht in der Lage sind bzw. sich nicht ansatzweise mühen, um diese Katastrophen abzuwehren.

Petra Zimmermann, per E-Mail

Unsolide Finanzierung

Auch bei einem Ja der Hamburger zu Olympia wäre es wie bei Freezers oder HSV Handball danach zu einem Rückzug aus finanziellen Gründen und roten Zahlen gekommen: unsolide Finanzierung, der Bund wollte seinen Anteil nicht zahlen, Hamburg seinen nicht aufstocken.

Sebastian Winkelmann, Hamburg

Dann droht HSV die Insolvenz

Es geht nur ums große Geld, wie überall im Profi-Sport. Und wenn Herrn Kühne der HSV nicht mehr gefallen sollte, kann Herr Beiersdorfer mit seinem Verein ebenfalls Insolvenz beantragen.

Walter Spremberg, per E-Mail

Armselig

Wie hieß das noch: „Sportstadt Hamburg“? Wollte der Hamburger Senat diese Stadt nicht zu einer internationalen Größe im Sport ausbauen? Stattdessen geht jetzt alles den Bach, sprich die Elbe, hinunter: Olympia-Aus, Handballer-Konkurs, Volleyballerinnen ohne Hauptsponsor, Cyclassics vor dem Aus. Und jetzt die Freezers. Armselig. Auch der HSV hängt am Geldtropf von Kühne. Wie lange noch? Armselig. In dieser angeblich reichsten Stadt Deutschlands mit zahlreichen Großunternehmen ist niemand bereit, den Spitzensport zu unterstützen. Sie sitzen lieber alle auf ihren Geldsäcken, die „Pfeffersäcke“. Ja, für die Olympiade hätten sie sich eingesetzt. Ja, weil dies Geld in die eigenen Kassen gespült hätte. Aber sonst? Armselig!

Joachim Behrens, per E-Mail

Brüchige Allianz

Das bittere Ende der Freezers nach dem HSV Handball verdeutlicht, was den Vereinen blüht, wenn sich Mäzene und Sponsoren von heute auf morgen ihres finanziellen Engagements entledigen. Wurden diese vermeintlich al-truistischen Geldgeber anfangs noch hochgejubelt, hinterlassen sie nach ihrem willkürlichen Rückzug nur noch einen Trümmerhaufen. Die Karawane der letztlich doch nur ihren eigenen Interessen nachjagenden „Renditegeier“ zieht indes weiter und sucht sich ein neues Opfer. Zurück bleiben tolle Sportler und in Tränen aufgelöste Anhänger. Am anklagenden Beispiel der Freezers, die die vorgebliche Sportstadt Hamburg so unnachahmlich bereichert haben, wird die ganze Brüchigkeit der Allianz von Sport und Wirtschaft deutlich. Vielleicht aktuell ein Weckruf für den HSV-Fußball – zur rechten Zeit.

Thomas Prohn, per E-Mail

Sport Teil der Eventindustrie

Was soll Sport in Hamburg, der keinen Rückhalt, auch keinen finanziellen, in der Region hat? Die Anschutz Entertainment Group macht von einem auf den anderen Tag: schnipp! Und der HSV mutiert wegen Kühne zum KSV. Zu Recht ist man in Hamburg unsicher, ob der Milliardär Segen oder Fluch ist. Der Sport degeneriert zu einem Teil der Eventindustrie. Dort hat immer der Investor das Sagen. Licht an, Licht aus.

Helgo Klatt, Hamburg

Unmögliche Konkurrenz

Es ist für den Sport in Hamburg schier unmöglich, mit der Kultur zu konkurrieren. Die Kultur hat zumindest einen Kultursenator/in, wohingegen der Sport durch den Innensenator (am Rande) verwaltet wird. Unter Senator Neumann war noch ein Interesse am Sport zu erkennen. Allein die Wettkampfstätten in Hamburg können kaum mit der Elbphilharmonie konkurrieren. Sportstätten für Austragungen von Deutschen Meisterschaften in diversen Sportarten sind kaum möglich und für eine „Sportstadt“ indiskutabel. Man muss befürchten, dass sich der Spitzensport aus Hamburg komplett verabschiedet.

Gudrun und Berndt Komoll,
Henstedt-Ulzburg

Ultimative Bankrotterklärung

Sitzen die unfähigsten Manager im Sportgeschäft in Hamburg? Betrachtet man die Ereignisse der letzten Monate, muss man dies befürchten. Und auch Wirtschaft und Politik sehen in Deutschlands reichster Stadt tatenlos zu, wie hier im Profisport langsam die Lichter ausgehen. Endgültig vorbei sind nun die Zeiten, als Titel auf dem Rathausmarkt gefeiert werden konnten. Das Aus der Freezers ist die ultimative Bankrotterklärung der selbst ernannten Sportstadt Hamburg. Ein neidvoller Blick geht an die Isar: München zeigt, wie es richtig gemacht wird.

Martin Wucherpfennig, per E-Mail