Degeneriert in die Zukunft

26. April: Bo­den­am­peln für Han­dy­nut­zer. Lichtsignale sollen abgelenkte Fußgänger vor Gefahren warnen

In der Steinzeit wären Menschen, die sich derart unangemessen durch ihre Umgebung bewegen wie wir, vom Säbelzahntiger gefressen worden. So was nannte man Evolution. Leider bleibt angesichts solcher Entwicklungen nur der Weg in den blanken Zynismus. Der Mensch degeneriert sich selbst. Und das sogar vorsätzlich.

Andreas Kaluzny, per E-Mail

Sponsorenmagnet Hens

26. April: HSV-Handballer Pascal Hens: ,Ich hätte gern geholfen‘

Die traurige Geschichte beim HSV-Handball wird mit dem neuen Präsidenten Marc Evermann und Sportchef Martin Schwalb weitergeschrieben. Beide wollen eine junge, dynamische Mannschaft aufbauen und keine Spitzensportler vor ihrem Karriereende im Kader haben. Mit welcher Arroganz und Selbstherrlichkeit dieses Konzept vertreten wird, ist schon bemerkenswert. Pascal Hens hat eine hervorragende Saison gespielt, von Altersschwäche oder fehlender Kondition kann nicht die Rede sein. „Pommes“ ist und war immer ein Leistungsträger mit Vorbildcharakter ohne Starallüren, der gerade einer jungen Mannschaft mit Erfahrung den Neustart positiv erleichtert hätte. Pascal Hens ist ein Magnet für Sponsoren, Idol für jugendliche Handballfans und Publikum. Und: Er hätte helfen wollen, wahrscheinlich auch mit weniger Einkommen. Die neuen Besen verpassen die einmalige Chance, mit Pascal Hens einen erfolgreichen Neubeginn hinzulegen. Einfach nur dumm und schade.

Dietmar Johnen-Kluge, per E-Mail

Schonungslose Analyse

25. April: Die Flücht­lings­po­li­tik schadet ,den kleinen Leuten‘. Thilo Sarrazin über Angela Merkels Flüchtlingskurs, den Islam und seine Partei, die SPD

In einer Demokratie ist es absolut notwendig, dass alle Seiten zu Wort kommen. Und deshalb bin ich dankbar, dass Sie auch Herrn Sarrazin zu Wort kommen lassen. Eines der wichtigsten Themen der Gegenwart, die Flüchtlingskrise, bedarf dringend einer eingehenden, schonungslosen und parteiunabhängigen Analyse. Herr Sarrazin beschreibt kurz und klar die Zusammenhänge und die Fehler, die unsere Regierung mit der verhängnisvollen Begrüßungskultur gemacht hat und deren Folgen wir in Deutschland und Europa noch lange spüren werden. Hat Frau Merkel nicht ihren Amtseid – Schaden vom deutschen Volk abzuwenden – verletzt? Und die SPD hat vor lauter Sozialromantik leider sehr kurz gedacht und sich von einer weitsichtigen Politik total verabschiedet. Das Demografieproblem wird nicht mit unqualifizierten kulturfremden Einwanderern gelöst werden, es wird sogar verstärkt. Ich mache mir große Sorgen um unsere „politische Klasse“.

Klaus Meißner, per E-Mail

Vorhersehbare Entwicklung

23./24. April: Jede dritte Kirche vor dem Aus. Synode Hamburg-Ost will auf viele Gebäude verzichten

Ich frage mich, ob es sich die Synode des Kirchenkreises hier nicht zu einfach gemacht hat, denn die Ursachen und die daraus resultierenden Folgen sind doch wesentlich komplexerer Art. Ich glaube, dass es auch an der Qualität der einzelnen Pastoren und Pastorinnen und vielen weiteren Faktoren wie Jugendarbeit, Konfirmationsarbeit, der Kirchenmusik inklusive Kirchenchöre liegen könnte; außerdem ist nicht von der Hand zu weisen, dass die Kirche selbst in den 60er-Jahren fast an jeder Ecke eine Kirche gebaut hat, und ich glaube auch, dass die heutige Entwicklung durchaus vorhersehbar war. Außerdem sind Kirchgänger relativ bodenständig, d. h. sie gehen am liebsten in „ihre“ Kirche. Ich stimme Helge Adolphsen zu, dass die Inventur des Kirchenbestandes sicherlich differenziert und klassifiziert erfolgen musste. Die Qualität der Gemeindearbeit jedoch kann meiner Meinung nach nicht hoch genug angesetzt werden.

Wolfgang Schneider, Oststeinbek

Kraftvolle Aufführung

23./24. April: Man spürt den Bach vor lauter Bäumen nicht. Das Internationale Musikfest Hamburg begann mit ,La Passione‘

Das Hauptereignis bei dieser Aufführung neben den Installationen wird bei der Kritik völlig außer Acht gelassen. Erstmals werden bei einer Matthäus-Passion Chor und Gesang direkt und simultan mit der optischen Bibeltext-Projektion auf den Bühnenhintergrund – für jeden sichtbar – verwoben. Dem Hörenden und gleichzeitig Sehenden wird dadurch die eigentliche Wucht dieses Bachwerkes vermittelt. Er ist – anders als bei Aufführungen in Kirchen – direkt konfrontiert mit den tragischen narrativen Inhalten der Passionsgeschichte, getragen und erhöht durch bachsche Intonation, Chor bzw. Gesang. Auch ein Nichtgläubiger kann sich schwerlich der Erschütterung durch dieses expressionistische Konzept entziehen. Man ergibt sich der Verschmelzung von biblischem Urtext und bachschem Kosmos mit weiter Seele. Die spektakulären Installationen konnten verstören – oder, je nach individueller Verfassung, das Erlebnis vertiefen. Chapeau!

Peter Hülcker, Norderstedt

Eierlegende Wollmilchsau

23./24. April: Die Woche im Rathaus. Stadt­teil­schu­len in Not – und ein Weckruf des Schul­se­na­tors

Das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen: Die Stadtteilschulen erfüllen den an sie gestellten Auftrag der Förderung und werden vom Schulsenator dafür noch gerügt. Er erwartet nichts weniger als die eierlegende Wollmilchsau – ein Anspruch, dem sogar viele Stadtteilschulen gerecht werden. Anders ist die hohe Zahl an Abiturienten und die sinkende Schulabbrecherquote wohl kaum zu erklären. Nur muss dieses hart arbeitende Wundertier auch gut gefüttert werden, und da sollte der Senator den Weckruf zunächst an sich selbst richten. Wenn er zum Beispiel die Forderung nach besserer Personalausstattung höchst albern damit beantwortet, es nütze ja nichts, wenn einem Ertrinkenden 13 Nichtschwimmer hinterherspringen, dürfte dies nicht gerade dazu beitragen, das Vertrauen der Eltern in die Stadtteilschulen zu stärken.

Isa Baumgart, per E-Mail