Kirche muss Ziele bieten

23./24. April: Jede dritte Kirche vor dem Aus. Synode Hamburg-Ost will auf viele Gebäude verzichten

Die Mitgliederzahlen sinken, die Einnahmen sinken, und dem Kirchenkreis Hamburg-Ost fällt nichts Besseres ein, als sich dem „Trend“ anzupassen. Auf diesem Weg wird es gegen null weitergehen, wenn die Kirche sich nicht endlich so positioniert, dass sie ihren Mitgliedern ein attraktives Ziel bietet: die konstruktive, praktische Auseinandersetzung mit Fehlentwicklungen in unserer Gesellschaft und den entschlossenen Kampf gegen die Unverbindlichkeit ethischer Überzeugungen. Der Erfolg vieler Bürgerinitiativen zeigt, dass sich Menschen motivieren lassen und persönlich einsetzen, wenn es um konkrete Ziele geht. Letztere jedoch sind bei der Kirchenleitung schwer auszumachen.

Dietrich Schilling, Hamburg

Gemeindearbeit verbessern

Man mag es kaum glauben, was berichtet wird: Der Kirchenkreis Hamburg-Ost beschließt, in den nächsten zehn Jahren ein Drittel der Kirchen und Gemeindehäuser zu schließen. Das ist nicht nur bitter und schade, wie Helge Adolphsen meint, sondern ein Zeichen für die perspektivlose, ja geradezu defätistische Haltung unserer Kirchenoffiziellen. Sie predigen allenthalben von der Hoffnung für die Welt, sind aber offenbar ohne Hoffnung für die eigene Institution und können nur bürokratisch reagieren. Dabei zeigt der Mitgliederschwund, dass unsere Kirche Pro­bleme mit der Weitergabe des Evangeliums unter den Bedingungen unserer Zeit hat. Hier müssten die Reformüberlegungen ansetzen. Nicht Denkmalwert, Lage und Nutzung der Gebäude sollten ein Kriterium für Erhalt oder Aufgabe eines Kirchengebäudes sein, sondern die Frage, ob in ihm qualitativ gute Arbeit geleistet wird. Das hätte zur Voraussetzung, dass über die Qualität von Gemeindearbeit nachgedacht, Kriterien für die Beurteilung erarbeitet und notfalls auch mal Konsequenzen gezogen werden müssten.

Dr. Wolf-Dieter Hauenschild, per E-Mail

Heimlicher Neid auf Bayern?

23./24. April: Wie der FC Bayern alle Sym­pa­thien verspielt

Die Hamburger Kritik hat als Antwort eigentlich nur den beliebten Münchener Fanblock-Einzeiler verdient: Euer Hass ist unser Stolz! Die Mittelmäßigkeit im Hamburger Spitzensport (HSV, St. Pauli, Freezers, Handball, Olympia) ist frustrierend und wird dieser Stadt nicht gerecht. Aber ist es nicht allzu unhanseatisch, ausgerechnet dem FC Bayern seinen wirtschaftlichen und sportlichen Erfolg vorzuwerfen? Als „Ekel Alfred“ bezeichnen diesen Verein doch nur diejenigen, die ihn heimlich beneiden und in ewigem Selbstmitleid Jahrzehnte zurückliegenden Erfolgen nachtrauern. Aufwachen, Herr Iken, und mal an die eigene Hamburger Nase fassen! Sonst werden den Bayern hier nie wieder die Lederhosen ausgezogen.

Frank Mahlberg, per E-Mail

Mookt wieder so

23./24. April: Leserreaktionen zur Titelseite auf Plattdeutsch

Dat hebbt ji fein mookt, leve Lüüd vun uns Obendblatt. De ganze eerste Siet op Platt! Dat is doch wunnerbor! Velen, velen hartligen Dank an de Deerns un Jungs, de dat schreven un översett hebbt. Köönt ji dat nich öftermol moken? Or tominst männichmol de Week ’n lütt plattdüutsche Geschicht, nich bloots an Dingsdag. Vör ganz lang Tiet hett mi en goden Fründ un Macker vertellt: „Dree Sproken muttst du könen, Hochdüütsch, Plattdüütsch un över anner Lüüd.“ Na, dat drütte wöllt wi man lever loten. Aver de beden eersten Sproken sünd wichtig. Mookt wieder so, un Dank ook.

Horst Schmidt, Henstedt-Ulzburg

Gefährliches Oligopol

23./24. April: Kampf auf den Welt­mee­ren. Ein immenser Kostendruck zwingt die Schifffahrt weltweit zu Fusionen

Der Verfasser des Artikels macht es sich einfach, rationale Gründe für einen angepeilten Zusammenschluss zwischen Hapag-Lloyd und der United Arab Shipping Company (UASC) zu finden. Der Verweis, sich eines Konkurrenten entledigen zu können, hätte faktisch keine Auswirkung auf die Ratenstabilität mit Blick auf das weitere Konkurrenzfeld. Die Zusammenlegung mit einer Reederei aus derselben „Peergroup“ würde eher dieses Ziel erreichen. Die neue und zukunftsweisende, da umweltfreundliche, Flotte der UASC deckt hingegen den Bedarf nach fehlender Hardware. Unverständlich, dass die umworbene UASC und Marktführer Maersk als (Niedrig-)Preistreiber ausgemacht werden. Alle Reedereien als Markteilnehmer sind zu gleichen Teilen am ruinösen Ratenverfall beteiligt. Der Ratenverfall hat im Übrigen seine Ursachen nicht nur im Ungleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage, auch der durch die Kartellbehörden erzwungene Wegfall der Schifffahrtskonferenzen wäre als Ursache für die unauskömmliche Erlössituation und notwendigen Kosteneinsparungen der Containerreeder zu nennen gewesen. Dafür lebt der freie Wettbewerb, in dem die Containerschifffahrt in ihrer Vielfalt sich einem Oligopol gefährlich nähert.

Stephan Rudnik, Ahrensburg

Der Preis des Flüchtlingsdeals

23./24. April: Leserreaktionen auf den Leserbrief der Woche. Sind wir ein Volk der Be­lei­di­ger?

Die Ausführungen von Herrn Haldenwanger können nicht unwidersprochen bleiben. Den Verteidigern des Böhmermann-Textes geht es doch nicht um das Gedicht selbst, sondern um die Freiheit des Wortes in der Kunst. Auch mir gefällt dieses Pamphlet ganz und gar nicht. Aber ich bin der Meinung, dass es in einem satirischen Kontext geschrieben werden darf. Die Freiheit der Kunst, die Bissigkeit der Satiriker werden unser Land sicher nicht in den moralischen Abgrund stürzen. Sorgen mache ich mir vielmehr um die politischen Folgen dieser Affäre. Die Kanzlerin hat ohne Not den veralteten Paragrafen 103 bemüht und sich für einen Kotau vor Herrn Erdogan entschieden. Das ist eine moralische Stärkung dieses Autokraten, der in seinem Land Journalisten und andere Kritiker verfolgen und mit dubiosen Anklagen überziehen lässt. Hier hätte ich mir eine scharfe Reaktion der Bundesregierung gewünscht. Aber der Flüchtlingsdeal hat wohl seinen Preis.

Ilona Wilhelm, Hamburg