Auf Kosten der Ärmsten

20. April: Hamburgs ver­drängte Ver­gan­gen­heit. Überall in der Stadt finden sich Spuren der Kolonialgeschichte

So wichtig die Erinnerungskultur an unsere unrühmliche koloniale Vergangenheit und deren Aufarbeitung ist, so wichtig ist es auch, der Tatsache ins Auge zu sehen, dass wir nie aufgehört haben, die sogenannte „Dritte Welt“ auszubeuten, kolonialistisch zu denken und zu handeln. Nur hat diese Ausbeutung heute ein anderes Gesicht. Wenn die großen Wirtschaftsmächte in der Dritten Welt für Hungerlöhne produzieren lassen, wenn wir unseren Sondermüll dorthin schaffen, wenn wir etablierte Regime schwächen und neue, für uns vorteilhaftere einsetzen und Angriffskriege führen, um uns Einfluss und Ölreserven zu sichern, wenn wir fremde Religionen und Sitten diskreditieren, wenn wir uns an Waffengeschäften bereichern, wenn wir aus armen Ländern qualifizierte Arbeitskräfte abwerben, um bei uns unendliches Wirtschaftswachstum zu gewährleisten – dann tun wir nichts anderes, als uns wie Kolonialherren auf Kosten der Ärmsten zu bereichern.

Uwe-Carsten Edeler, Hamburg

Miserable Diskussionskultur

19. April: Empörung über Anti-Is­lam-Pläne der AfD

Das Gezeter um die Programmaussagen der AfD über den Islam zeugen wieder einmal von der miserablen Diskussionskultur in Deutschland. Wenn eine Partei behauptet, der Islam passe nicht zu Deutschland, weil er unserem Grundgesetz zuwiderlaufe, dann ist es grober Unfug, diese Leute einfach mit Nazis zu vergleichen. Man muss sich mit ihnen – und damit letztlich mit nicht unerheblichen Bevölkerungskreisen – argumentativ auseinandersetzen. Wenn die Politik nicht endlich begreift, dass sie herausfinden muss, wie die Menschen in Deutschland, ja, in ganz Europa zum Islam stehen, dann riskieren wir auf Dauer gesellschaftlichen Unfrieden – und womöglich einen Zerfall der EU.

Bernd Wenzel, Buchholz

Sensibles Thema

19. April: Jeder zehnte Straf­tä­ter ist Flücht­ling

Aber 90 Prozent der Straftäter sind keine Flüchtlinge. Die Überschrift trägt zur Verunsicherung und Vergiftung des Klimas gegenüber Flüchtlingen bei. Sie schreiben in Ihrem Artikel sehr richtig, wie viele dieser Delikte in den Erstaufnahmeeinrichtungen stattgefunden haben, in denen die Menschen unter sehr schlimmen, wenn nicht sogar menschenunwürdigen Bedingungen leben müssen. Sie sind verzweifelt, traumatisiert und meistens ohne Unterstützung oder Begleitung. Das rechtfertigt keine Straftat, aber es erklärt vieles. Ich bitte Sie, mit dem Thema in Ihrer Berichterstattung sensibler umzugehen. Wir tragen alle Verantwortung, dass die Menschen, die vor Krieg und Elend fliehen, bei uns eine neue Chance bekommen.

Brigitte Breckwoldt, per E-Mail

Vertragslaufzeiten begrenzen

16./17. April: Airport: Kritik an hohen Chef­be­zü­gen

Für eine Organisation, die quasi eine „Monopolstellung“ innehat, sind die Gehälter des Airport-Geschäftsführerduos Michael Eggenschwiler und Wolfgang Pollety beachtlich. Ähnliche Größenordnungen finden sich sonst nur bei dem IHK-Geschäftsführer Schmidt-Trenz. Warum schlagen immer wieder öffentliche Organisationen mit „monopolistischen Strukturen“ aus der Reihe? Kann es sein, dass die Kontrollorgane nicht funktionieren? Der Aufsichtsrat sollte der Öffentlichkeit transparent machen, wie es zu diesen Summen kommen konnte. Vertragslaufzeiten und Dienstzeiten der Geschäftsführung sollten per Satzungsbeschluss begrenzt und Kappungsgrenzen für Gehälter eingeführt werden. Es sollte keinen „goldenen Handschlag“ beim freiwilligen Ausscheiden von Geschäftsführern geben.

Jürgen Schmitz, Jersbek

Beschwerden sind zwecklos

16./17. April: Be­schwer­den über Fluglärm haben sich ver­fünf­facht. Umweltbehörde spricht von ,automatisierten Meldungen‘

Ich gehöre nicht zu den Menschen, die sich über den ansteigenden Fluglärm im letzten Jahr beim Flughafen beschwert haben. Aber eins bleibt doch festzustellen: Der Fluglärm im Bezirk Nord ist im letzten Dreivierteljahr ex­trem angestiegen. Immer wieder werde ich in meiner Wohnung in der Nähe der Fuhlsbüttler Straße durch Fluglärm gestört und belästigt. Ich glaube leider, dass Beschwerden dagegen völlig zwecklos sind. In dieser Stadt muss man einfach feststellen, dass die Bedürfnisse der hier lebenden und Steuern zahlenden Bürger völlig missachtet werden. Ob ein Teil der Hamburger Bürger durch den Fluglärm krank wird – egal. Ob es momentan nahezu unmöglich ist, einen Behördentermin in den Ortsämtern zu bekommen – egal. Da bleibt mir nur ein Ausweg: Sobald wie möglich, also sofort nach dem Beginn meiner Rente, nix wie weg aus dieser bürgerfeindlichen Stadt.

Claus Dahms, Hamburg

Erster Platz der Zweitligisten

16./17. April: Warum der Kampf um Blech so wichtig ist. Vierter Platz für den FC St. Pauli

Den vierten Platz in der Zweiten Fußballbundesliga als undankbar abzutun ist etwas sehr kurzsichtig. Ich kenne eine ganze Reihe von Fans, die gar nicht aufsteigen wollen, und das ist auch einfach zu erklären: Wer in der Ersten Bundesliga spielt, spielt gegen sechs Mannschaften, die es in die europäischen Wettbewerbe geschafft haben und sich dort gar nicht so schlecht schlagen. Der Leistungsunterschied zwischen einem Zweitligisten und diesen Mannschaften ist (gerade aufgrund der Unterschiede in der Finanzsituation) so hoch, dass man sich dort schon zwölf garantierte Klatschen holen würde. Wer aufsteigt, befindet sich vom ersten Tag an im Abstiegskampf – und Abstiegskampf macht auch in der Bundesliga keinen Spaß. Abgesehen davon unterwirft man sich finanziellen Notwendigkeiten, die der Mentalität des FC St. Pauli zuwider sind. Wer da keinen Konzern oder Gönner im Hintergrund hat, hat ein Pro­blem. All das macht den vierten Platz nicht zum Platz mit der Blechmedaille, sondern zum ersten Platz der Zweitligisten.

Ralf Wenzel, Hamburg