Hochkarätiges Gremium

1. April: Abriss der City-Höfe ist
besiegelt

Vor dem anstehenden Wettbewerb zur Neubebauung empfehle ich eine Besichtigung des neuen (östlichen) Teils der HafenCity. Alle Häuser dort sind zu groß, zu kastig, zu kalt, zu unoriginell. Weswegen sich dorthin auch kein Tourist verirrt. Verantwortlich dafür: Hamburgs Oberbaudirektor. Zwischen Chilehaus und Bahnhof nun gehört entweder etwas feinfühlig Angepasstes (und das hasst der Oberbaudirektor) oder etwas spektakulär Modernes (er mag aber nur Kisten). Fazit: Der Wettbewerb sollte von einem hochkarätig besetzten Gremium entschieden werden, nicht vom Oberbaudirektor.

Thorsten Schima, per E-Mail

Gelungener Scherz

Klasse Aprilscherz – der Abriss der denkmalgeschützten City-Höfe. Darauf bin ich nicht hereingefallen. Sie glauben doch nicht im Ernst, dass SPD und Grüne sich über ihre eigenen Gesetze hinwegsetzen und den Denkmalschutz in die „Tonne treten“? Hamburg ist doch keine „Bananenrepublik“, in der die Regierung völlig autokratisch entscheidet. Hier herrscht nicht Herr Erdogan. Aber der Scherz war Ihnen gelungen … Mir kommen die Tränen. Allerdings nicht vor Lachen …

Rüdiger Clausen, Schenefeld

Vorbild Maritimes Museum

Die Hamburger Innenstadt war in den 60er-Jahren (Jahrgang 1942) „unser“ Revier und Spielplatz zugleich. Als die City-Hochhäuser dann fertiggestellt waren, haben wir sie für uns als einen tollen Aussichtsturm entdeckt, konnten wir Jungs doch vom obersten Stockwerk des Treppenhauses über die Innenstadt und Alster schauen. Hübsch fanden wir sie schon damals nicht, die Gebäude, aber praktisch. Optisch ein „Fremdkörper“ neben den schönen alten Bauten, gemauert aus gebrannten Ziegelsteinen. Wenn die City-Höfe jetzt abgerissen werden, was kommt dann danach? Wieder so seelenlose, stillose Bauten aus Stahlbeton, Aluminium und Glas, wie sie schon zu Dutzenden unsere Innenstadt verunstalten? Dann kann man auch die City-Höfe stehen lassen. Wenn sie denn nun doch weichen müssen, würde ich mir wünschen, dass man sich wieder auf die guten, alten Ziegelsteine besinnt und ein Mauerwerk in klassischer, handwerklicher Tradition erstellt, passend zum Umfeld. Damit könnte man dann auch auf das Denkmalamt zugehen. Hier kann als positives Beispiel das Maritime Museum in der HafenCity genannt werden, neu gebaut, aber im alten Stil. Auch unser Ehrenbürger Helmut Schmidt hatte das Verschwinden der klassischen Ziegelfassaden kritisiert.

Karl Pauling, per E-Mail

Mietpreistreiberei

30. März: Leitartikel: In Zeiten von Amazon. Mit Lenffer muss ein weiteres Traditionsgeschäft Insolvenz anmelden

Sie beklagen das große „Sterben“ inhabergeführter Unternehmen in der Innenstadt fast ausschließlich aufgrund des Verdrängungswettbewerbs durch den Internethandel. Teilweise haben Sie sicher recht. Mich, und sicher nicht nur mich, stört daran, dass Sie die Mietpreistreiberei internationaler Immobilienkonzerne, denen schon die „halbe“ Innenstadt gehört, so gut wie unerwähnt lassen. Im Wesentlichen mussten eben auch deswegen viele der genannten Geschäfte aufgeben.

Dirk Hanssen, per E-Mail

Strom aus Steckdosenbäumen

Die Gebühren für Auslieferungsfahrer gibt es schon, sie werden nur nicht eingefordert. Denn das als Parken in zweiter Reihe getarnte kurzfristige Aufschlagen von Tresen zur Warenauslieferung mitten auf der Straße, bei dem die Ware nicht dem Kunden zum Fahrzeug getragen wird, sondern der Fahrzeuginhalt zum Kunden, ist in Wirklichkeit eine gebührenpflichtige Sondernutzung, die allenfalls dort kostenlos erlaubt ist, wo Anlieferung ausdrücklich zugelassen ist und deshalb das Parken verboten wurde. Die Subventionierung des Lieferverkehrs durch Kulmination von Duldung der Verkehrsordnungswidrigkeit und Verzicht auf Sondernutzungsentgelt ­fördert ohne Zweifel den Absatz der deutschen Autoindustrie an Lieferfahrzeugen und die alles überragende Sicherung der von ihr gebotenen Arbeitsplätze. Deswegen wird ja Versendern die Flexibilität bei der Suche nach steuerlichen Schutzhäfen auch nicht eingeschränkt. Wo ein politischer Wille ist, dringt eben auch der Blick der Polizei nicht mehr durch das Gebüsch. Natürlich haben Sie im Grundsatz völlig recht. Natürlich ist es eine gute Idee, was Sie zur Steuerung der Auslieferungen vorschlagen. Sie würde auch gefeiert, die Idee – und dann nie angewendet werden. Denn was werden die Gremien der Autoindustrie sagen? Wir schaffen das! Und die schaffen das. Notfalls mit E-Paketfahrzeugen, für die der Strom auf Steckdosenbäumen wächst.

Dr. Uwe J. Petersen, Hamburg

Ein frommer Wunschtraum

1. April: Die USA rüsten in Osteuropa

Man kann nur besorgt den Kopf schütteln über die neue Entfachung des Kalten Krieges, den die Europäer um 1990 herum für überwunden hofften. Schon droht durch das Pentagon, durch die USA, eine neue Eskalation. Sind der Raketenabwehrschirm und die Erweiterung der Nato bis an die Grenze Russlands nicht genug, um den Kreml zu demütigen? Sind die Europäer wirklich nicht in der Lage, sich selbst gegen einen für möglich gehaltenen Affront aus dem Osten zur Wehr zu setzen? Gibt es nicht genug Probleme aus dem Vorderen Orient für den Osten wie für den Westen, als dass solche Provokationen die Verhältnisse zusätzlich erschweren müssten? Man sollte die Militärs aller Länder in den sofortigen Ruhestand versetzen – leider ein frommer Wunschtraum.

Dr. Gunter Alfke, Hamburg