Aufs Spiel gesetzt

23. März: City-Hoch­häu­ser vor dem Abriss

Es gleicht einem Stück aus dem Tollhaus. Da wird im Stadtentwicklungsausschuss ohne Anwesenheit eines Vertreters des Denkmalschutzamts über die Zukunft der unter Denkmalschutz stehenden City-Hochhäuser diskutiert und nach einer unsauberen Ausschreibung ein bereits vorher von SPD und Grünen entschiedener Abrissantrag durchgedrückt. Schlimm ist, dass hier ohne Not der hart erkämpfte Weltkulturerbe-Status der Speicherstadt aufs Spiel gesetzt und so möglicherweise nur pekuniären Interessen geopfert wird.

Stefan Bick, per E-Mail

Passieren tut nichts

23. März: Terror in Brüssel. Deutsch­land im Alarm­zu­stand

Und jetzt? Warten wir auf den nächsten Anschlag und den übernächsten und den überübernächsten und reagieren jedes Mal mit Betroffenheit, indem wir uns in den Armen liegen, Kerzen anzünden, Politiker gebetsmühlenartig ihre Abscheu zum Ausdruck bringen, Schweigeminuten abgehalten werden und die Medien tagelang sich ständig wiederholende Kommentare abgeben, unter denen insbesondere die Weis­heiten der Unmenge von Terrorismus-Experten hervorzuheben sind. Und dann ist da auch noch der Ruf nach immer mehr Polizei, natürlich verbunden mit besserer Bezahlung. Passieren tut nichts, außer ewigen Forderungen der an der Macht Befindlichen nach sollte, müsste, könnte etc. Warum ist es nicht möglich, dass die EU ein Expeditionskorps von etwa 50.000 Soldaten, darunter 40.000 Kampftruppen, nach Syrien/Irak entsendet und dem IS den Garaus macht? Flüchtlinge aus Syrien und dem Irak würden es sicherlich begrüßen, wenn sie zur Teilnahme eingeladen werden. Ein solches Vorgehen dürfte innerhalb weniger Tage umsetzbar sein und ein Einsatz kaum länger als vier Wochen dauern. Natürlich wird es Opfer geben. Oder soll sich die bereits sehr hohe Anzahl von Opfern auf ziviler Seite noch weiter erhöhen?

Hans-Peter Hansen, Hamburg

Verschlüsselte Kritik

23. März: Hamburgs Lehrer und ihre NS-Kar­rie­ren

Von 1936 bis 1943, zwischen meinem 11. und 18. Lebensjahr, war ich Schüler am Gymnasium Kaifu d. h. während der Kernzeit des „Tausendjährigen Reiches“. Meine Erinnerungen an jene Zeit sind besonders lebendig und exakt, bis in die Redeweise und Kleidung meiner damaligen Lehrer hinein. Unter ihnen waren etliche, die versuchten, ihre regimekritische Einstellung in verschlüsselter Weise erkennbar zu machen. Da sich an etlichen Hamburger Oberschulen zu Beginn der 40er-Jahre innerhalb der Schülerschaft ein oppositioneller Geist verbreitete, da Spitzel an den Schulen der Gestapo dienlich waren – mein Klassenkamerad und Banknachbar befand sich monatelang „in Gewahrsam“ der Gestapo in der Haftanstalt Fuhlsbüttel und kam nur deshalb heraus, weil sein Bruder in Russland für „Führer, Volk und Vaterland“ gefallen war: Wegen solcher und ähnlicher Begebenheiten entwickelten wir Schüler ein feines Gespür für Nazis, Mitläufer und „Gegner“, wie wir sie nannten. Über Letztere geben die vergilbten Personalakten der Schulbehörde kaum Auskunft. Die wenigen, die sich an solche Lehrer erinnern, bewahren ihnen ein ehrendes Andenken.

Gerhard Nöthlich, per E-Mail

Mauer in der Köpfen

22. März: 4,25 Prozent mehr – die stärkste Ren­ten­er­hö­hung seit 23 Jahren. Im Osten steigen die Bezüge sogar um fast sechs Prozent

Bei der angekündigten Rentenanpassung taucht die Frage auf, warum noch immer zwischen Ost- und Westdeutschland unterschieden wird. Die Erklärung, die Löhne seien in Ostdeutschland stärker gestiegen als im Westen, empfinde ich als blödsinnig. Bei dem Vergleich muss man auch Nord- und Süddeutschland berücksichtigen. Die Löhne sind in den Bundesländern schon immer unterschiedlich gewesen. Entweder sind wir ein einheitliches Deutschland, oder wir bekommen die Mauer, die uns einmal trennte, nie aus den Köpfen. Wie lange soll diese Spaltung noch gehen?

Edeltraut Brüning , per E-Mail

Ein gutes Symbol

21. März: CDU will Deutsch­land­flag­gen an allen Hamburger Schulen

Schwarz-Rot-Gold sind die Farben des demokratischen Deutschland, schon aus der Zeit der Befreiungskriege Anfang des 19. Jahrhunderts. Wir haben für die deutsche demokratische Tradition nur wenig Symbole. Gerade Flüchtlinge, die von weither zu uns kommen, haben von Deutschland und seiner demokratischen Tradition in den allerseltensten Fällen auch nur eine Vorstellung. Anhand der Farben unserer Flagge lässt sich die deutsche Geschichte sicher viel leichter erzählen als aus noch so guten Geschichtsbüchern, die diese Menschen allenfalls in einigen Jahren werden lesen können.

Helgo Klatt, per E-Mail

Mehr deutsche Geschichte

Ich stimme dem Vorschlag zu. Vielleicht würde dies auch so manchen Schulleiter veranlassen, darauf zu achten, dass im Geschichtsunterricht wieder vermehrt über die deutsche Geschichte, sagen wir ab 1517, gelehrt wird und nicht nur über Barbaren, Steinschleuderer und Nazi-Deutschland. Wohlverstanden: Letzteres ist natürlich alternativlos. Es kann aber nicht sein, dass es Abiturienten gibt, die in ihrer Schulzeit nie etwas von Bismarck, Stein, Hardenberg oder den Brüdern Humboldt, geschweige denn vom Wiener Kongress, gehört haben.

Helgo Kuck, Hamburg