Seehofer geht zu weit

4. Februar: Merkels ziemlich beste Feinde. Seehofer trifft Putin: Beide machen Ärger, der eine auf der Weltbühne, der andere daheim

Was nimmt sich der bayerische Übervater eigentlich alles heraus. Zuerst treibt er die Bundeskanzlerin in der Flüchtlingsfrage vor sich her, und nun hintertreibt er auch noch die Politik der EU, indem er die Aufhebung der Sanktionen gegen Moskau fordert. Das geht ihn nichts an. Wo kämen wir denn hin, wenn alle Länderchefs nach Moskau pilgern? Es ist höchste Zeit für Frau Merkel, Herrn Seehofer in die Schranken zu weisen, und sei es durch ein öffentliches Machtwort oder sogar die Entlassung der CSU-Minister. Führungsstärke zeigt man auch, wenn man sich selbst treu bleibt, sogar um den Preis von Neuwahlen.

Uwe Martensen, Pinneberg

Staubfänger Elbphilharmonie

4. Februar: Das Runde ist im Eckigen. Die ,Weiße Haut‘ in der Elbphilharmonie wurde pünktlich fertig

Immer war ich ein streitbarer Verfechter des umstrittenen Projektes „Elbphilharmonie“, auch in schlechten Zeiten. Wenn ich aber jetzt die Konstruktion der „Tropfsteinhöhle“ genauer betrachte, wird mir doch angst und bange. Musste das sein? 10.000 individualisierte, feinporige, zerklüftete, verschneite Gebirgslandschaften als Staubfänger? Abgesehen von den Kosten, wer putzt sie? Das wird eine ­Lebensaufgabe für eine gigantische Putzkolonne. Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, der Architekt Herzog und der Akustiker Toyota wollten mit der chinesischen Tonarmee in Xian konkurrieren. Wenn das funktioniert, hat es sich aber gelohnt, denn dann reisen Touristen aus der ganzen Welt an, um sich diesen Wahnsinn anzusehen.

Uwe-Carsten Edeler, Hamburg

Großartige Naturhörner

3. Februar: Ensemble Resonanz. CPE Bach und der Klang von Brau­se­pul­ver

Sie bemängeln die Hörner beim Konzert des Ensemble Resonanz. Ich war bei der offenen Probe im Resonanzraum. Die Hörner waren „Naturhörner“: der wahre Graus jedes Bläsers und eine wahrhaft große Herausforderung, kommen die Instrumente doch ohne Ventile aus, und alle Töne werden produziert über die Lippenspannung und die rechte Hand. Das Kondenswasser kann nicht abfließen und muss durch Drehen des Horns ausgeschüttelt werden. Ich fand die Jungs großartig, zumal alle anderen Bläser konventionelle Instrumente spielten.

Ina Mierig, per E-Mail

Verbote sind sinnlos

2. Februar: Großbritannien. Forscher dürfen menschliche Embryonen gezielt verändern

Den medizinischen Fortschritt darf und kann man nicht aufhalten. Es geht ja darum, menschliches Leid zu lindern. Auch in früheren Zeiten hat die Medizin deshalb moralisch-religiöse Tabus gebrochen, ja brechen müssen, etwa das Verbot der Leichenöffnung im Rahmen der Obduktion. Auch sind die Menschen heute so mobil, dass sie dorthin reisen, wo man ihnen Hilfe in ihrer Not verspricht. Moralische Empörung und Verbote sind hier also sinnlos. Ich rate zu einer nüchternen Bewertung, die Uno möge hier eine ausgewogene, allgemein verbindliche Entscheidung treffen.

Christian Fuchs, Gutenstetten

Assistenzsysteme einsetzen

2. Februar: Massenkarambolage auf der A 1

Fast jeden Tag wird von folgenschweren Lkw-Auffahrunfällen berichtet – mit erheblichen Folgen für die Menschen und meist immensem wirtschaftlichen Schaden. Den volkswirtschaftlichen Aufwand durch Staus nicht einmal betrachtet. Jeder, der lange Strecken fährt, weiß um den Sekundenschlaf oder kurzfristige Ablenkung durch Radio, Handy oder Navi. Lkw-Fahrer sind durch monotone Arbeitsbelastung besonders gefährdet. Es gibt seit Langem Assistenzsysteme, auch für Lkw, die Staus erkennen, abbremsen und den Fahrer warnen, wenn sich der Abstand zum Vordermann plötzlich verringert. Die Einbaukosten sind überschaubar und der Nutzen für alle Beteiligten groß. Ich habe viele Tausend Kilometer in Lkw verbracht und mich immer sehr gefreut, wenn ein solches System eingebaut war.

Edgar E. Mangelsdorff, Hamburg

Klarer Standpunkt

1. Februar: Die perfekte Geigerin. Die Wiener Symphoniker gastierten mit der Amerikanerin Hilary Hahn in der Hamburger Laeiszhalle

Ich möchte mich für die Besprechung ganz besonders bedanken. Die grundsätzlichen Gedanken zur Musikvermittlung sollten Veranstalter lesen, die den Zuhörern hinterherlaufen und gefällige, annehmbare und „leichter verdauliche“ Formate anbieten. Dabei könnten schon klug gewählte Programme die Attraktivität deutlich erhöhen. Zu Hilary Hahns Geigenvirtuosität ist schon einiges gesagt; es wird die leider blutleere Perfektion bestätigt, die den Hörer an keiner Stelle „packt“. Aber so ist sie eben, und doch erntet ihr bis zum Letzten „verplantes“ Geigenspiel bei Geigern höchste Anerkennung. Das Lob für die Wiener Symphoniker unter Adrien Perruchon liest man erfreut. Mir hat – wieder einmal – gefallen, dass die Autorin eben nicht nur beschreibt, sondern mit einem klaren Standpunkt wertet. Und sich dabei auch nicht scheut, das Unbeschreibliche eines Musikerlebnisses zu bemühen. Das ist gekonnt und verdient Anerkennung.

Dr. Rüdiger Warnke, per E-Mail

Wo sollen Kinder spielen?

30./31. Januar: Richter will Kin­der­loft verbieten. Nachbarn hatten wegen des Lärms geklagt

Wie kann es nur sein, dass man gegen Kinderlärm klagen bzw. Aussicht auf Erfolg haben kann? Wo sollen die Kinder denn spielen und toben und lachen und vergnügt heranwachsen, wenn dauernd gegen sie geklagt wird und sie vertrieben werden? Haben die Erwachsenen vergessen, dass sie auch mal Kinder waren? Man sollte diese reichen Erwachsenen in ein brachliegendes Industriegebiet umsiedeln. Da haben sie bestimmt ihre Ruhe.

Gisa Petri, per E-Mail