Kopflos

20. November: Stadt will Radweg an der Alster im Januar für 30.000 Euro abreißen

Wenn die Wirtschaftsbehörde weiter so kopflos wirtschaftet und den schönsten und sichersten Fahrradweg Hamburgs durchs Alstervorland trotz Bürgerprotests für teures Geld endgültig zurückbauen will, dann mag man an die ­Finanzierung von Olympia gar nicht denken. Immer öfter wird nach Gutsherrenart am Bürger vorbeientschieden.

Annelie Kirchner, per E-Mail

Burkaverbot offen diskutieren

19. November: CDU-Chef Heintze un­ter­stützt Forderung nach Bur­ka­ver­bot

Ich war vor Monaten, als es noch keine Flüchtlingskrise gab, sehr irritiert, eine Burkaträgerin auf einem Bahnsteig der Hamburger S-Bahn anzutreffen. Ich habe mich gefragt, ob meine Irritation mangelnder Gewohnheit geschuldet ist. Ich bin zu dem Schluss gekommen, dass darüber hinaus jedoch Grundsätzliches berührt wird. Kennzeichen einer offenen und freien Gesellschaft ist, dass jeder sich kleiden kann, wie er oder sie es möchte. Provokantes Styling etwa ist Teil unserer Kultur und gehört zum Ausdruck von Persönlichkeit und ihrer Entwicklung. Auch Kopftücher können Kulturelles zum Ausdruck bringen. Aber die Burka als Vollverhüllung gehört nicht dazu und zwar aus mehreren Gründen. Ein einleuchtender Grund wird im Artikel genannt, dass die Burka „Symbol weiblicher Unfreiheit“ sei. Ein weiterer, wichtiger Grund, der in die Diskussion gehört, ist die Bedeutung des „offenen Visiers“ für die Kommu­nikation innerhalb und die Nutzung des nicht-digitalen öffentlichen Raumes in unserer westlichen Welt. Im öffentlichen Raum braucht es Sichtbarkeit, damit er öffentlich genannt werden kann. Verhüllungen, Vermummungen, Schutzmasken für das Gesicht entziehen dem öffentlichen Raum die Öffentlichkeit und beschädigen ihn, weil in der Anonymität jegliche Identität unsichtbar bleibt. Jedes Auto muss sich in unserem Land durch ein sichtbares Kennzeichen identifizieren lassen können, damit die Unversehrtheit von Auto und Personen gesichert oder wiederhergestellt werden kann. In einer menschlichen Gesellschaft benötigen wir für den öffentlichen Raum die grundsätzliche Möglichkeit, das Gesicht des anderen, Augen und Mund, sehen zu können, um einander als Menschen erkennen zu können, um menschlich sein zu können. Daher hoffe ich sehr, dass die Forderung eines Burkaverbots von Julia Klöckner offen diskutiert wird und eine Umsetzung desselben über alle Parteigrenzen hinweg gefunden wird, die auch den Respekt vor anderen Kulturen einschließt.

Dr. Tilman Schreiber, Hamburg