Mit zweierlei Maß gemessen

4. November: Aug. Prien erhält Zuschlag für City-Hoch­häu­ser. Das Bauunternehmen will hier Gewerbebauten, Wohnungen und ein Hotel errichten

Es ist doch merkwürdig. Warum gelten die City-Hochhäuser aus den 1950er- Jahren als marode, während etwa das deutlich ältere Chilehaus oder gar das Rathaus aus dem 19. Jahrhundert keinesfalls so gesehen werden? Haben die Behörden, die dort über Jahre untergebracht waren, diesen Zerfall ausgelöst? Ist eine Sanierung wie bei anderen Bauten nicht möglich? Wieder einmal setzt die Hansestadt den Denkmalschutz außer Kraft, was bei Kaispeicher A, diesem plumpen Ziegelbau an der schönsten Stelle im Hafen, sinnvoll gewesen wäre, nachdem er als Lagerhaus ausgedient hatte. Oder sind dunkle Vorgänge im Spiel, über die der Bürger nichts erfährt, nichts erfahren soll?

Dr. Gunter Alfke, Hamburg

Postkarten machen Freude

4. November: Rettet die Postkarte!

Der Beitrag spricht mir aus der Seele. Auch ich bleibe dabei, Geburtstags- und Urlaubskarten zu schreiben, und freue mich ebenso über handgeschriebene Post. Denn die ist einfach nicht zu ersetzen. Die erste Freude ist, Post im Briefkasten zu haben, und die zweite Freude, wenn diese persönlich geschrieben wurde.

Hannelore Moldenhauer, per E-Mail

Grenzen sind überschritten

3. November: Berlin – völlig losgelöst. Selten war die Bundespolitik der Wirklichkeit so entrückt wie in diesen Tagen

Überall in unserem Umkreis hören wir Diskussionen über den weiteren Umgang mit den Flüchtlingen. Jeder will helfen, aber nur, wenn wir können. Mittlerweile sind Maßstäbe und Grenzen völlig überschritten. Beispiel: Wie kann in der Nähe einer 1000-Einwohner-Gemeinde in Süddeutschland eine Flüchtlingsunterkunft für 4000 Menschen eingerichtet werden? Die Politik ist doch in allererster Linie dem Wohle der Menschen verpflichtet, die in diesem Land Steuern zahlen. Das Leben dieser Menschen ändert sich komplett, und keiner hat gefragt, ob sie das wollen. Wir leben in einem Rechtsstaat, das gilt nicht nur für Asylsuchende, sondern auch für uns Bürger, die hier leben. Lasst uns das Asylrecht auch wirklich anwenden! Die Unterstützung politisch Verfolgter, das wollte unser Grundgesetz. Nicht die Unterstützung allen Leids auf dieser Welt. Hilfe gerne, aber nur in den Maßen, die wir bestimmen. Das sind dann auch klare Signale an alle, die kommen wollen. Der Bundestag sollte geschlossen nach Passau oder Freising fahren, um zu sehen, was mit unserem souveränen Rechtsstaat passiert. Hilfsbereitschaft überall, aber keine Kontrolle mehr! Wie artikulieren wir einen Hilfeschrei, ohne gleich als „rechts“ oder gar „fremdenfeindlich“ gebrandmarkt zu werden?

Joachim Knappe, per Mail

Stolz auf Chancengleichheit

2. November: Flüchtlingsdorf in Hamburg. Verfällt Wert der Nachbarhäuser?

Im Arbeits- wie im gesellschaftlichen Leben schützt uns das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz vor Diskriminierung: Kein Mensch darf aus Gründen der Rasse, wegen der ethnischen Herkunft, des Geschlechts, der Religion oder Weltanschauung, einer Behinderung, des Alters oder der sexuellen Identität benachteiligt werden. Dieses Gesetz umfasst auch den freien Zugang zu Wohnraum. Auf diese grundgesetzlich garantierte Chancengerechtigkeit sind wir stolz. Auch im Privatleben können wir uns unsere Nachbarn nicht aussuchen. Das gilt für Mieter wie für Eigentümer von Wohnungen oder Einfamilienhäusern. Wenn Eigentümer ihre finanziell privilegierte Stellung ausnutzen, um gegen den Einzug künftiger Nachbarn, die sie noch nicht einmal kennen, zu klagen, zeugt dies von Doppelmoral. Nicht alles, was rechtlich möglich ist, ist moralisch auch vertretbar. Bei Klagen gegen Kinderlärm ist die öffentliche Meinung einhellig: Das geht gar nicht. Darauf hat auch der Gesetzgeber in Hamburg entsprechend reagiert. Klagen gegen Flüchtlinge in der Nachbarschaft sind umso verwerflicher, als es sich bei ihnen um Menschen in einer existenziellen Notlage handelt. Auch das Argument vom Wertverfall des Eigentums kann nicht überzeugen – die Finanzkrise hat gezeigt, dass Immobilienpreise extremen Marktschwankungen unterliegen können. Damit müssen alle Käufer von Wohnungen und Einfamilienhäusern rechnen.

Ernst Lund, Hamburg

Das musste ja schiefgehen!

2. November: Rätsel um viele falsche Stimmen beim Referendum

Ich halte mich für durchschnittlich intelligent, musste mir die Unterlagen am Wochenende aber fünfmal durchlesen, bevor ich begriffen hatte, was der Stimmzettel mit dem Abstimmungsschein, dem Stimmzettelumschlag und dem Abstimmungsbriefumschlag zu tun hat. Die vier ähnlichen Begriffe tragen zur erheblichen Verwirrung bei. Der Durchschnittsbürger muss doch denken, dass der Abstimmungsschein der Zettel ist, auf dem man das Kreuz Ja/Nein machen soll. Aber nein, es ist der Zettel mit der Unterschrift gemeint. Das musste ja schiefgehen. Die Fehlerquote von 8,4 Prozent sagt ja dann auch alles – und meines Erachtens wird die Quote noch locker über zehn Prozent gehen.

Andreas Killat, Hamburg

Wer schützt Rollstuhlfahrer?

31. Oktober/1. November: Eingebaute Vorfahrt

Diese Glosse lässt sich ergänzen durch die auf offenbar mit dem Kauf eines schwarzen BMW, Audi oder Mercedes erworbene Parkberechtigung auf Behindertenparkplätzen. Nur, dass Rollstuhlfahrer nicht ausweichen können, sondern auf diese Plätze angewiesen sind. Ich erlebe das mit meinem rollstuhlbedürftigen Mann ständig. Eine Polizeikontrolle auf diesen Parkplätzen haben wir noch nie erlebt. Wenn man als Radfahrerin jedoch für 150 Meter die falsche, aber menschenleere Seite bis zur nächsten Ampel benutzt, um die vierspurige, stark befahrene Luruper Hauptstraße nicht überqueren zu müssen, wird einem genau das von einem Polizisten empfohlen, um den Vorschriften Genüge zu tun, und mit einer Geldstrafe geahndet. Ich frage mich, welche Prioritäten im Straßenverkehr eigentlich gelten?

Heidi Segelke, per Mail