Armut bekämpfen

2. November: Ein Thema für alle. Beim Referendum geht es in Hamburg im November um mehr als um Olympia

„Wo sind die Aufgaben und Ziele, die die Bürgerschaft dieser Stadt so dringend braucht, damit sie nicht weiter zerfällt ...?“, fragt Lars Haider im Leitartikel. Eine berechtigte Frage. Denn stärker noch als im ganzen Land klafft in Hamburg die Schere zwischen Arm und Reich auseinander. Die Antwort aber enttäuscht und erinnert an die Geisteshaltung der alten Römer: Panem et circenses – Brot und Spiele –, damit das Volk Ruhe hält. Die Olympischen Spiele sind auch heute ohne Zweifel weltweit Höhepunkt des friedlichen sportlichen Wettkampfs. Die Bewerbung um ihre Ausrichtung jedoch sollte nicht als vordergründig gemeinsame Aufgabe missbraucht werden. Sie eignet sich nicht, den sozialen Zerfallsprozess unserer Stadt zu kaschieren. Ich habe einen anderen Vorschlag für gemeinsame Aufgaben und Ziele: Derzeit 30.000 Flüchtlinge gilt es in Hamburg unterzubringen, ihnen Bildung und Arbeit zu vermitteln. Viele Kinder leben in Familien, die von Hartz IV leben. Aber Hamburg ist nicht arm. In den westlichen Stadtvierteln leben viele Millionäre. Im Interesse des sozialen Friedens und der Chancengerechtigkeit sollten wir alles versuchen, ein weiteres Auseinanderdriften der Gesellschaft zu verhindern. Das ist die wahre Zukunftsaufgabe Hamburgs, die gemeinsam zu lösen echten Zusammenhalt schafft.

Alexander Weil, per E-Mail

Auch Anwohner haben Rechte

2. November: Flücht­lings­dorf in Hamburg. Verfällt Wert der Nach­bar­häu­ser?

Genau das sind auch unsere Ängste. Wir haben seit 30 Jahren eine Immobilie in Poppenbüttel nahe des Grundstücks, auf dem eine Bebauung für 1500 Flüchtlinge entstehen soll. Bei der ersten Informationsveranstaltung war die Rede von 500 Flüchtlingen. Bei der nächsten Veranstaltung​ waren es 700, und jetzt sollen es 1500 werden. Wohlweislich fand darüber keine Informationsveranstaltung mehr statt. Unsere Immobilie war als Altersvorsorge gedacht. Wir haben dafür schwer gearbeitet und auf vieles verzichtet. Kriegen wir sie jetzt noch verkauft und wenn ja, zu welchem Preis? Wir wissen, dass es für die Stadt nicht leicht ist, die Massen an Flüchtlingen unterzubringen, aber wie Harburgs CDU-Fraktionschef Ralf-Dieter Fischer schon sagte: „Nicht nur Willkommenskultur ist wichtig, die Stadt hat auch eine Verantwortung für

Anwohner und Nachbarn.“

Karin Johannsen, per E-Mail

Probleme werden verschleppt

2. November: Streit um Tran­sit­zo­nen – Gipfel bei Merkel ist ge­schei­tert. Große Koalition bleibt zerstritten

Die Unfähigkeit von Merkel, Gabriel und Seehofer zu einem Kompromiss verschlimmert die Situation der Flüchtlinge. Als Resultat werden die Probleme nur weiterhin verschleppt. Alle Flüchtlinge haben einen Anspruch auf ein klares und schnelles Asylver­fahren. Die Hilfsbereitschaft der vielen, die sich bis zur Erschöpfung engagieren, wird langsam überstrapaziert. Der historische Fehler unserer Kanzlerin hat die gesamte Machtarchitektur in Europa verschoben. Ohne Hilfe der übrigen EU-Länder schlägt sich Deutschland selbst k. o.

Peter Groth, Ellerau

Kunterbunte Mülltrennung

2. November: Hamburg will Pa­pier- und Biotonnen zwangs­weise auf­stel­len

Wann kommen die Glascontainer in den Garten? In unserer Hausgemeinschaft wird der Müll schon immer gemäß den Vorschriften getrennt. Papier und Glas (selbstverständlich farblich sortiert) in die öffentlichen Sammelcontainer und Wertstoffe in den gelben Sack. Die grüne Biotonne ist auch schon seit Langem vorhanden. Demnächst werden wohl auch die Glascontainer (weiß, grün, braun) auf allen Grundstücken aufgestellt. Schon heute sehen einige Grundstücke aus wie ein öffentlicher Recyclinghof. Willkommen in der Villa Kunterbunt.

Peter Lester, per E-Mail

Vertrauen verspielt

31. Oktober/1. November: Hamburger sind Ak­ti­en­muf­fel. Nicht einmal jeder Zehnte investiert Geld an der Börse

Wer kann es den Hamburgern verdenken, wenn das Vertrauen in die Spekulanten der Börsen und Banken nicht mehr da ist. Ich erinnere mich an den Betrug der Telekom unter Ron Sommer – und nun auch noch der Vertrauensverlust in die Börsengiganten VW und Deutsche Bank und in die Zocker­bankenvorstände der HSH Nordbank. Jedermann weiß, dass die Verantwortlichen niemals per Gesetz für den Schaden aufkommen müssen. Wie kann Vertrauen in die Entscheider der Konzernspitzen aufkommen, wenn die „gesetzliche Kumpanei“ die Herren schützt und den Hamburger Aktienmuffeln die Vorsorge verzockt wird. Ich vertraue lieber mir, verzichte auf Spekulation und halte wenigstens das, was ich in meinem Arbeitsleben verdient habe, fest, ohne Boni und ohne betrügerische Beratung in Anspruch genommen zu haben. Da verzichte ich lieber auf 2,5 oder drei Prozent Zinsen.

Wolfgang Remek, per E-Mail

Schwer zu verkaufen

31. Oktober/1. November: Was plant Hamburg mit G+J-Haus?

Zu erinnern ist, dass die Zuweisung des sogenannten Filetgrundstücks am Baumwall Mitte der 80er-Jahre durch den Senat erfolgt ist. Das wurde nach meinem Eindruck unter anderem mit der „Aussage“ durch G+J befördert, sich ja zukünftig auch außerhalb von Hamburg ansiedeln zu können. Es ist daraufhin ein Gebäudekomplex entstanden, der ganz speziell auf die Bedürfnisse und Anforderungen eines großen Verlagsunternehmens zugeschnitten war und somit jetzt kaum auf dem Immobilienmarkt zu veräußern ist. Dass dieser überdimensionale Gebäudekomplex die südliche Neustadt erheblich verändert hat und nicht von allen Teilen der Bevölkerung als städteplanerisch gelungen angesehen wird, sei nur am Rande erwähnt. Gleichwohl besteht offenbar nun die betriebswirtschaftliche Notwendigkeit, einen neuen, wiederum speziellen und kleineren Gebäudekomplex in der HafenCity zu realisieren, der wahrscheinlich innerhalb der nächsten 20 Jahre wieder zur Disposition gestellt wird. Vielleicht sichert sich die Finanzbehörde jetzt schon ein Vorkaufsrecht.

Wolfgang Kirmse, Hamburg