Zum „Leserbrief der Woche“ von Karin Brose „Das Bleiberecht begrenzen“ am 17./18. Oktober und der Replik „Sieben Klagen, sieben Antworten“ von Hans Hoffrichter-Kroll am 20. Oktober erreichten das Abendblatt sehr viele Zuschriften. Eine Auswahl:

Entscheidender Unterschied

Es ist gut, dass das Abendblatt beide Aussagen an gleicher Stelle gedruckt hat. Frau Brose greift eine Reihe von Annahmen auf, auch berechtigte Sorgen, und „unterfüttert sie mit Fakten“. Mir fällt auf, dass auch Fakten so erwähnt werden können, dass sie beim Leser eine bestimmte Stimmung oder Meinung hervorrufen. Mit ähnlichen Mitteln arbeitet auch Herr Hoffrichter-Kroll. Jedoch ist der entscheidende Unterschied, dass er über persönliche Kontakte und Erfahrungen als Ehrenamtlicher verfügt, was seine Ausführungen mir weitaus näher bringen. Das ermöglicht Integration, Sympathie, Deutschkenntnisse auf unorganisierte Weise. Wir können nicht erwarten, dass eben erst eingereiste Flüchtlinge wissen, was „die Regeln und kulturellen Grundsätze unseres Landes“ sind, wenn wir es ihnen nicht sagen. Das, was wir jetzt am allerwenigsten gebrauchen können, sind Schuldzuweisungenn oder gar Parteiengezänk. Es heißt einfach: anpacken

Christiane Röhling, per E-Mail

Die menschliche Seite

Man muss beide Briefe wirklich nebeneinanderhalten, um den Unterschied der jeweiligen Meinung herauszufiltern. Dabei landet die Zustimmung bei Frau Brose, die vor allem die menschliche Seite der Flüchtlingsproblematik behandelt, während Herr Hoffrichter-Kroll mit den unterschiedlichsten Argumenten zu widersprechen versucht.

Dr. Gunter Alfke, Hamburg

Vorurteile widerlegbar

Danke, Herr Hoffrichter-Kroll. Sie haben genau die richtigen Antworten auf den Leserbrief von Frau Brose gegeben. Vieles, was gegen die Flüchtlinge vorgebracht wird, ist bei näherem Hinsehen und mit ein wenig Nachdenken widerlegbar. Leider machen sich die meisten der Asylgegner diese Mühe nicht, und so kann so etwas Unsägliches wie Pegida oder AfD entstehen.

Sonya Katzmarzyk, per E-Mail

Dinge ins Gegenteil verkehren

Herr Hans Hoffrichter-Kroll gibt uns ein hübsches Beispiel für marxistisch-leninistische Dialektik. Er führt uns vor, wie man durch das Spiel mit Phrasen, Statistikrudimenten, durch Verharmlosen, durch Verdrehen und Entstellen von Tatsachen und deren Verquickung mit der eigenen Propaganda Dinge in ihr Gegenteil verkehren kann.

Hans J. Jakobs, per E-Mail

Stimmung widergespiegelt

Nach meinem Empfinden spiegeln die „sieben Klagen“ Ihrer Leserin Frau Brose und die „sieben Antworten“ Ihres Lesers Herr Hoffrichter-Kroll ziemlich genau die Stimmungslage hinsichtlich der Flüchtlingsfrage in unserer Gesellschaft wider; natürlich jenseits einiger extremer Positionen. Frau Brose muss sich trotz großer Zustimmung schon die Kritik gefallen lassen, dass sie mit ihren Aussagen zumindest ansatzweise populistische Sündenbock-Positionen bedient, während Herr Hoffrichter-Kroll zwar recht hat, dass viele beklagenswerte Zustände in unserem Land bereits vorhanden waren, doch er verharmlost die zunehmenden Sorgen bezüglich der prekärer werdenden Lage, z. B. auf dem Wohnungs-und Arbeitsmarkt.

Horst Mahl, Wedel

Vorbeigeschummelt

Herr Hans Hoffrichter-Kroll schummelt sich in seiner Antwort auf den fundierten Bericht der Frau Brose an den wirklichen Problemen vorbei. Beispiel: Was hat ein Asylsuchender, der dauerhaft in Deutschland leben möchte, mit einem deutschen Touristen auf den Malediven zu tun? Frau Brose hat das Problem der Integration nur angerissen. Herr Hoffrichter-Kroll macht aus einer in der Tat unzumutbar langen Wartezeit für einen Deutschkurs eine riesige Litanei.

Bernd Wenzel, Buchholz

Sachlich und kritisch bleiben

Was will uns der Herr Hofrichter-Kroll eigentlich sagen? Ich finde es bewundernswert, mit welcher Sorgfalt und ausgewogener Wortwahl Frau Brose das derzeit schwierige Thema behandelte. Wie unschwer aus den Reaktionen zu erkennen ist, wurden die wesentlichen Punkte zum Thema aufgeführt, die uns derzeit beschäftigen. Natürlich kann nicht verlangt werden, auf alles eine Antwort parat zu haben. Es muss erlaubt sein, sachlich, aber auch kritisch seine Meinung zu äußern. Auch unsere Volksvertreter lesen Zeitung, und die Hoffnung stirbt zuletzt, dass vielleicht ein wenig von dem als Anregung mitverarbeitet wird.

Eggert Oldenburg, per E-Mail

Auf der Straße lernen

Sehr geehrter Herr Hoffríchter-Kroll, zu Ihren Ausführungen auf die 6. Klage: Niemand muss einen Deutschkurs belegen, um Deutsch zu lernen. Es gibt genug hilfsbereite Menschen und Einrichtungen, die beim Lernen behilflich sind. Wer sich bemüht, diese Hilfe zu finden, wird sie auch finden.

Daina Jessika Akinde, per E-Mail

Eher eine Zumutung

Nach dem wohlfundierten und konstruktiven Leserbrief von Frau Karin Brose war die sehr oberflächlich gehaltene und groß herausgestellte Replik von Herrn Hoffrichter-Kroll für den engagierten Leser eher eine Zumutung. Zielführende Argumente und Lösungsansätze habe ich darin vergeblich gesucht. Da hätte Frau Brose doch etwas mehr erwarten dürfen.

Horst Michael Cortrie, per E-Mail

Milliarden sind plötzlich da

Frau Brose hat recht umfassend die Befürchtungen und Ängste zusammengefasst, die wohl zumindest einen großen Teil der Bevölkerung bewegen. Niemand kann guten Gewissens behaupten, das sei alles unberechtigt und aus der Luft gegriffen. Man mag als „Helfer ohne Wenn und Aber“ ihren Vorschlägen und Forderungen entgegentreten, dann aber bitte mit konstruktiver Kritik. Man liest in der „Replik“ von Herrn Hoffrichter-Kroll wiederholt den Satz „Da sind aber die Flüchtlinge nicht daran schuld.“ Das ist momentan meist sicherlich richtig, geht aber an dem, was Frau Brose gemeint hat, souverän vorbei und widerlegt nichts.

Wolfgang Ahrens, Norderstedt

Kein Mitgefühl

Im Brief von Frau Brose finden wir keine Worte des Mitgefühls, kein Verständnis für die Leiden dieser Flüchtlinge, aber viele Sätze über mögliche Sorgen und furchtbare Sätze über mögliche Probleme. Wir sind Flüchtlingskinder. Die Mutter meiner Frau kam aus Schlesien, meine Eltern mussten aus Ostpreußen fliehen. Für alle war die Flucht mit unglaublichen Strapazen verbunden. Wir machen uns keine Angst um unsere freiheitliche und insgesamt gut funktionierende Verfassung. Aber Angst machen uns Menschen wie Frau Brose, die alle möglichen Ereignisse beschwören.

Elke Becker-Dikomey
und Ekkehard Dikomey

Sieben dünne Antworten

Diese sieben Antworten sind absolut dünn, der Haupttenor ist: Die Flüchtlinge sind nicht schuld. Darum geht es aber nicht, und Frau Brose sucht keinesfalls die Schuld bei den Flüchtlingen, sondern beschreibt sehr treffend die Zustände. Und diese müssen deutlich benannt werden, damit sich etwas ändert, da ist der Abdruck eines solchen Leserbriefes von Herrn Hoffrichter-Kroll eher kontraproduktiv.

M. Dörge, per E-Mail

Replik sehr konstruktiv

Diese Replik fand ich sehr konstruktiv. Es denken offenbar mehr Menschen so. Ich empfinde die immer weiter aus dem Ruder laufende „Erregungskultur“, die in weiten Teilen der Presse und im Fernsehen bizarre Züge erreicht, überaus gefährlich. Sie schürt ohne Not Ängste.

Volker Deising, per E-Mail

Gespaltene Gesellschaft

Die kontroverse Auseinandersetzung von Lesern zur Flüchtlingsfrage verdeutlicht die Gespaltenheit in unserer Gesellschaft. Dabei sind das Problem nicht die Flüchtlinge an sich, sondern die Menge der täglich Ankommenden.

Peter Westendorf, Hamburg