Segen und Fluch zugleich

12. Oktober: Zustimmung für Merkel schwindet. Umfragewerte für Union schlecht wie lange nicht. Neue Kritik von der CSU. Schröder verteidigt Kanzlerin

Frau Merkel zeigte Größe, als sie sagte: „Wir schaffen das!“ Noch mehr Größe würde sie zeigen, wenn sie nun zugeben würde: Wir haben unser Bestes gegeben, aber auch wir haben Grenzen unserer Belastbarkeit, und die sind nun erreicht. Der großzügige Asylrechtsparagraf wurde in Zeiten formuliert, als es nur wenigen Menschen gelang, aus Krisengebieten zu uns zu fliehen. Das ist heute anders. Die Welt ist kleiner geworden. Das ist Segen, aber auch Fluch.

Dörte Lauerbach, Hamburg

Chance wahrnehmen

10./11. Oktober: Das Ringen um die Olym­pia-Mil­li­ar­den. Hamburg nennt die gesamten Kosten für die Spiele

Wenn man sich die Kostenaufstellung des Senats für die Olympischen Spiele anschaut, dann stellt man fest, dass sie in sehr großem Umfang Investitionen enthält, die der Allgemeinheit zugutekommen. Es seien nur die Sanierung von Schul- und Vereinssportstätten, die Infrastruktur von Bus und Bahn oder der Wohnungsbau genannt. Von den Gesamtkosten will Hamburg 1,2 Milliarden Euro tragen, also etwa 10 Prozent der genannten gut elf Milliarden Euro. 90 Prozent sollen über Einnahmen sowie Zuschüsse des Bundes gedeckt werden. Es handelt sich also um ein gigantisches Investitionsprogramm zugunsten Hamburgs, welches im Wesentlichen fremdfinanziert wäre. Insofern läuft das Argument der Olympiagegner, man solle das Geld für andere Zwecke ausgeben, ins Leere, denn die Fremdmittel gäbe es ohne Olympia gar nicht. Deshalb würde der Senat seine Aufgabe, zum Wohle Hamburgs zu wirken, verfehlen, wenn er diese Chance nicht wahrnehmen würde.

Bernd Plath, Hamburg

Wohnungen brauchen wir jetzt

Jetzt ist die Katze aus dem Sack – und wann kommt der Kater? 11,2 Milliarden Euro für so wenige Tage Olympische Spiele? Und mit 1,2 Milliarden Anteil für Hamburg meint der Bürgermeister auskommen zu können? Allein das macht schon rund 650 Euro pro Person – Säuglinge eingeschlossen. Eine vierköpfige Familie wird also mit rund 2500 Euro belastet. Ist das zu vertreten? Und selbst diese Rechnung geht nur auf, wenn der Bund tatsächlich 60 Prozent dazugibt und weitere 30 Prozent Einnahmen fließen. Aber was, wenn das alles so nicht klappt? Und wenn alles vorbei ist, dauert es noch Jahre, bis auf dem Gelände die versprochenen Wohnungen entstehen. Gebraucht aber werden sie schon jetzt. Ich hoffe,die Hamburger überlegen gut, wie sie im November abstimmen.

Herbert Willers, Hamburg

Klares Signal vom Bund

Unser Erster Bürgermeister Olaf Scholz hat in der öffentlichen Informationsveranstaltung zur Olympia-Bewerbung in überzeugender Art und Weise die Kostenplanung dafür vorgelegt. Dabei hat er mehrfach betont, dass diese Kosten solide und vorsichtig – hanseatisch eben – kalkuliert seien. Die Bundesregierung durch den Innenminister und der DOSB unterstreichen immer wieder, dass dies nicht allein eine Bewerbung Hamburgs sei, sondern eine Bewerbung ganz Deutschlands. Die nächste Hürde im Bewerbungsfahrplan ist jetzt aber das Referendum in unserer Stadt. Deshalb ist es ganz wichtig, dass die Bundesregierung noch vor dem Referendum das klare Signal sendet, dass der Bund seinen Anteil an den Kosten übernehmen wird – natürlich unter der Voraussetzung, dass die von Hamburg ermittelten Zahlen einer Überprüfung standhalten. Und dass er sich dessen sicher ist, hat Olaf Scholz selbstbewusst dargelegt. Eine baldige klare Aussage aus Berlin ist also ein wichtiges Argument, um noch zaudernde oder zweifelnde Mitbürger davon zu überzeugen, dass auch sie am 29. November Ja zu Olympia in Hamburg sagen können. Denn sollte das Referendum scheitern, so wäre das eben nicht nur ein Hamburger Pro­blem, sondern eine Blamage für ganz Deutschland.

Eckart Westphalen, per E-Mail

Schlechte Erfahrungen

In der heutigen schwierigen Zeit ist es für mich unverständlich, wie locker über die unverbindliche Kostenschätzung in Höhe von 7,4 Milliarden Euro für die Austragung der Olympischen Spiele in neun Jahren diskutiert wird. Niemand weiß, wie die Preisentwicklung bis dahin sein wird. Nach den wiederholt schlechten Erfahrungen bei der Planung und Realisierung diverser Großprojekte in Hamburg und anderen deutschen Großstädten hätte ich Verständnis dafür, wenn der Senat diesem Prestigeobjekt jetzt eine Absage erteilt, verbunden mit dem Hinweis, einen großen Teil des Geldes lieber den Flüchtlingen zukommen zu lassen. Jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, dass der hilfsbedürftige Mensch im Vordergrund steht. Milliarden Euro für Spaß und Spiele kann man nur ausgeben, wenn man Geld übrig hat.

Rudolf Struck, Hamburg

Kilopreis ermitteln

8. Oktober: Den Schummlern auf der Spur. Hamburger Verbraucherschützer Armin Valet deckt die Tricks der Lebensmittelhersteller auf

Ich kann nur allen Verbrauchern empfehlen, sich hinsichtlich ihrer Preiskenntnisse der einzelnen Erzeugnisse auf die Kilopreise bzw. Literpreise umzustellen. Diese müssen an den betreffenden Preisschildern angebracht sein – entweder auf das Kilo oder auf 100 Gramm bezogen. Diese Vergleichspreise sind jedoch aus nachvollziehbaren Gründen sehr klein ausgedruckt und leider immer noch den meisten nicht geläufig. Die meisten Verbraucher kennen zwar die Kilopreise von Fleisch- und Wurstwaren, die Literpreise von Flüssigwaschmittel oder Spülmittel sind jedoch kaum jemandem geläufig. Wer weiß, was ein Kilo des bekannten Schokoladenbrotaufstriches bzw. ein Liter Haarwaschmittel kostet? Am Anfang ist es unerlässlich, sich entsprechende Preislisten anzufertigen, weil die „neuen“ Preise erst gemerkt, bzw. nachgesehen werden müssen. Besitzer von Smartphones haben es hier einfacher. Sie können die Listen auf ihren Geräten speichern, kontinuierlich erweitern und haben sie stets griffbereit. Nur so kann man den Mogelpackungen mit dauernd wechselnden Inhalten wirksam begegnen.

Wilhelm Wingerath, per E-Mail